Vom Kritzeln, Malen, Schreiben und Fechten 1853 schrieb Gottfried Keller an einen Freund: «Ich habe gesehen und gestaunt, wie schlecht und unfähig die Produkte anderer Leute gelesen werden.» Trotz dieser pessimistischen Einschätzung Kellers wurden beide Fassungen des «Grünen Heinrichs» offenbar gut und fähig genug gelesen, um inzwischen zur Weltliteratur zu zählen. Von der Kunst, Gottfried Keller zu lesen, handelt auch eine diesjährige Vorlesung am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Die Überlegungen der Zürcher Literaturwissenschafterin Barbara Naumann zeigen, wie im Zusammenspiel von gedankenlosem Kritzeln, geübtem Zeichnen und tödlichem Duellieren der grüne Heinrich sich von einem erfolglosen Land-schaftsmaler zu einem erfolgreichen Schriftsteller wandelt.