Das rote Titelblatt mit Feuerlöschern deutet es an: es brennt lichterloh in der Finanz- und Wirtschaftswelt. Soweit sind sich alle einig. Worin die Brandursache bestehe, ist weniger klar. Und wie das Feuer unter Kontrolle zu bringen sei, darüber gehen die Meinungen gänzlich auseinander. Wenn nicht alles täuscht, sind die meisten Staaten gerade daran, Feuer mit […]
«Fast allgemein wird heute die Auffassung vertreten, mit der Wirtschaftskrise der letzten Jahre sei das Ende des Kapitalismus gekommen. Der Kapitalismus habe versagt, er erweise sich als unfähig, die Aufgaben der Wirtschaft zu erfüllen, und so bleibe denn der Menschheit, wenn sie nicht untergehen wolle, nichts übrig als der Übergang zur Planwirtschaft.» Diese Zeilen – […]
Je unübersichtlicher die Lage ist, desto inflationärer sind die Lösungsvorschläge. Die Ideologen sind in ihrem Element. Dabei wäre Realismus gefragt. Aber was heisst Realismus?
Verschuldung ist für den Staat der Weg des geringsten Widerstands: er nimmt seinen Bürgern nicht nur kein Geld weg, er kann sogar beliebig
viel Geld verteilen. Für eine bestimmte Zeit. Was danach kommt, malen wir uns besser nicht aus. Oder doch?
Ausserordentliche Zeiten bedürfen ausserordentlicher Massnahmen. Klingt gut. Und ist schnell gesagt. Was aber sagt man damit genau? Analyse einer zweischneidigen Rhetorik.
Unser Geld ist aus Papier. Und schnell gedruckt. Sein Wert beruht vor allem auf Glauben. Dieser schwindet. In einem «Free-Banking»-System würde das Geld wieder zu einem realen Wert.
Schön wär’s, wenn die Renditen ins Unermessliche stiegen. Tun sie aber nicht. Und der Mensch bleibt ein eigenartiges Wesen: so gross sein Vertrauen war, so gross ist nun sein Misstrauen. Er ändert sich nicht. Und die Geschichte wiederholt sich.
Das Finanzsystem hat sich von der realen Welt entfernt. Nach dem Kollaps sollen die Staaten es mit Steuergeldern und Regulierung von oben retten. Dabei lehren fünfzig Jahre Erfahrung im Bankgeschäft: Gesundung kann nur von unten kommen.
Markus Schär & René Scheu im Gespräch mit Martin Janssen Wie gebannt starren wir auf die Finanzkrise. Und vergessen dabei, dass uns weiteres Ungemach droht: die Pensionskassen sind nicht mehr finanzierbar. Die Überraschung wird gross sein. Der Schaden auch.
Der Schweizer Staat, sagt der Thurgauer Unternehmer Daniel Model, steht vor dem geistigen Bankrott. Daran kann eine Reform ebenso wenig ändern wie eine Revolution. Was bleibt, ist die Inspiration – durch einen eigenen Staat im Apfelgarten. Durch «Avalon». René Scheu hat Daniel Model in Müllheim getroffen.
Eine Antwort aus dem Stegreif von Philip Kitcher «Freiheit des Denkens wird am besten durch die schrittweise Erleuchtung des menschlichen Geistes gefördert, die aus dem Fortschritt der Wissenschaft hervorgeht.»
(Charles Darwin*)
April 2009 Peter Sloterdijk, Philosoph, in seinem Buch «Du musst dein Leben ändern» (Suhrkamp) Diffuses Änderungsbedürfnis «Du musst Dein Leben ändern» «Es gibt im Augenblick keine Information im Weltäther, die nicht ihrer Tiefenstruktur nach auf diesen absoluten Imperativ zu beziehen wäre. Er ist der Ruf, der sich nie zu einer blossen Tatsachenfeststellung neutralisieren lässt, er […]
Barack Obama ist das Gesicht eines neuen, fairen Amerika. Glauben jedenfalls blauäugige Europäer. Falsch. Die USA sind daran, die Kosten der aktuellen Finanzkrise zu sozialisieren wie schon oft in der jüngeren Geschichte.
Die lockere Geldpolitik der amerikanischen Notenbank führt zu einer finanziellen Erosion der USA. Sagt der Abgeordnete Ron Paul und will die Notenbank abschaffen. Wir drucken eine seiner Kongress-Reden ab.
Die Bundesversammlung hat die Spanienkämpfer rehabilitiert. Damit hat sie das Recht einem veränderten Geschichtsbild angepasst. Doch die historische Debatte verarmt mit jeder neuen Staatswahrheit.
Das Bürgertum, eigentlich Garant von Tradition und Kontinuität, leidet an Gedächtnislosigkeit. Der Glaube an das Ende der Geschichte machte es blind für die neuen Konflikte und Krisen. Wo bleibt die Vernunft?
Hermann Burger hat während fast zwei Jahrzehnten regel-mässig Texte für die «Schweizer Monatshefte» verfasst. Die ersten Gedichte in den 1960er Jahren schrieb er als Student und angehender Schriftsteller; es folgten in den 1970er und 1980er Jahren Erzählungen und Rezensionen des bereits etablierten Autors und ETH-Privatdozenten. Wir drucken, nach der Erzählung «Die Ameisen» (SMH-Ausgabe 967), diesmal den ersten Teil eines Essays wieder ab, in dem er über Max Frischs Kritik an der Schweiz schreibt. Burger, der sich sonst kaum politisch exponierte, begegnet dem Schriftsteller-Übervater darin mit erstaunlich viel Wohlwollen.
Gern wird es Alex Capus nicht hören, aber wider besseres Wissen (Coverfoto!) stelle ich ihn mir als einen alten weisshaarigen Mann vor, auf den Stufen eines ebenso alten, farbenfrohen und windschiefen Schaustellerkarrens am Rande des Jahrmarkts. Er blickt in das Purpur der untergehenden Sonne, krault einen noch älteren Hund neben sich und beginnt zu erzählen, […]
Hält der Zug der Moderne seine Spur oder drohen ihm jene «Entgleisungen», vor denen Jürgen Habermas warnt? Schon als er gerade volle Fahrt aufzunehmen begann, meldeten sich Skepsis und Kritik. Der 1818 in Basel geborene Jacob Burckhardt ist dafür ein ganz besonderer Zeuge. Mit noch nicht 28 Jahren outete sich der spätere Kulturhistoriker (und Geschichtsphilosoph […]
Am nichtargumentativen Schreiben erkenne man den wahren Dichter, meinte Richard Rorty bei Gelegenheit; und er fügte hinzu, dass intellektueller Fortschritt ohne die Hinwendung zu den träumerischen Sprachbildwelten der Dichter nicht möglich sei. Diese Bemerkung kam mir unwillkürlich in den Sinn beim Lesen von Gertrud Leuteneggers jüngstem Roman «Matutin» und bei der Wiederbegegnung mit ihrer Prosa […]
Marthi Pritzker-Ehrlich: «Gestörte Bürgerlichkeit. Zeugnisse einer jüdisch-christlichen Familie in Briefen, Dokumenten und Bildern» Band 1: 1802–1937, Band 2: 1938–1948. Brugg: munda, 2007.
Das Buch «Gottfried Keller und Theodor Fontane» versammelt zwölf Vorträge, die 2006 während eines Symposions zu Ehren der beiden Dichter in Zürich gehalten wurden. Das Thema «Keller und Fontane» scheint ein Wagnis, denn halbwegs verbürgt haben sich die beiden Dichter nur ein einziges Mal im gleichen Raum aufgehalten, nämlich am 3. Dezember 1852 in Berlin, […]
Als der Dichter Robert Walser am Weihnachtstag 1956 auf einer Wanderung stirbt, ist er von der literarischen Öffentlichkeit so gut wie vergessen. Die letzten 23 Jahre seines Lebens hat er in der Heil- und Pflegeanstalt Herisau im Kanton Appenzell Ausserrhoden verbracht, und das nicht freiwillig. «In seine Bevormundung einzuwilligen lehnt Patient ab», heisst es in […]
«Ein Leben», sagte der alte Thomas Mann mit Blick auf Heinrich Kleist, «braucht nicht 80 Jahre zu währen, um auf seine Art voll bestanden und siegreich vollendet zu sein». Und so war Hermann Burgers Suizid mit einer Überdosis Schlaftabletten am 28. Februar 1989 seltsam konsequent. Denn Todes- und Selbstmordthemen durchziehen sein ganzes Werk, alles lebt […]
Ohne die Liebe zu «Land und Leuten», ohne eine «feinere Art von Natur- und Landschaftssinn» lasse sich die zugegebenermassen spröde Schönheit der Mark Brandenburg nicht erkennen. Das jedenfalls behauptete Theodor Fontane. Wieviel leichter hat es Albert M. Debrunner da doch mit seinem Gegenstand. Um Nachsicht für eine erkennbar verspätete Kultur braucht er seine Leser nämlich […]