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«Fast allgemein wird heute die Auffassung vertreten, mit der Wirtschaftskrise der letzten Jahre sei das Ende des Kapitalismus gekommen. Der Kapitalismus habe versagt, er erweise sich als unfähig, die Aufgaben der Wirtschaft zu erfüllen, und so bleibe denn der Menschheit, wenn sie nicht untergehen wolle, nichts übrig als der Übergang zur Planwirtschaft.» Diese Zeilen – […]

«Fast allgemein wird heute die Auffassung vertreten, mit der Wirtschaftskrise der letzten Jahre sei das Ende des Kapitalismus gekommen. Der Kapitalismus habe versagt, er erweise sich als unfähig, die Aufgaben der Wirtschaft zu erfüllen, und so bleibe denn der Menschheit, wenn sie nicht untergehen wolle, nichts übrig als der Übergang zur Planwirtschaft.»

Diese Zeilen – wie auf unsere Gegenwart gemünzt. Ihr Autor ist jedoch kein Zeitgenosse, sondern Ludwig von Mises, einer der grossen Nationalökonomen des 20. Jahrhunderts und Autor der «Schweizer Monatshefte». Verfasst hat er seine Feststellung im Jahr 1932, mitten in der Grossen Depression. Haben wir denn nichts gelernt? – so möchte man fragen. Geben wir noch immer einem System die Schuld (dem Kapitalismus, oder allgemeiner der Marktwirtschaft), das für die Menschen einen Wohlstand hervorgebracht hat, von dem frühere Generationen nicht einmal träumen konnten?

Wer den Markt anklagt, lenkt von eigenem Versagen ab. Zuerst der Staat: er lebt seit Jahrzehnten eine Kultur des Schuldenmachens vor, indem er mehr ausgibt, als er einnimmt. Die Banken: viele gebärdeten sich wie Alchemisten, die aus Geld noch mehr Geld schlagen, und schafften groteske Anreizsysteme, um ihre Mitarbeiter daran teilhaben zu lassen. Die Ratingagenturen: sie gaben der Alchemie den Anstrich des Seriösen. Die Notenbanken: sie fluteten die Wirtschaft mit immer noch mehr billigem Geld. Die Unternehmen: sie höhlten ihre Eigenkapitalbasis systematisch aus. Die Wirtschaftsexperten: sie träumten von ewigem Wachstum. Und die Anleger (also wir alle): sie wollten von der Geldvermehrungsmaschinerie profitieren und schlossen die Augen vor der schieren Tatsache von Risiken.

Eigentlich müsste man von einem gesamtgesellschaftlichen Kartell sprechen: alle profitierten kurzfristig davon, weshalb es kaum jemand überhaupt wagte, unbequeme Fragen zu stellen. Die Märkte sind nicht zusammengebrochen, sie haben vielmehr die kollektiven Illusionen entlarvt und damit jene ernüchternde Funktion erfüllt, die man im Bereich der Politik so schmerzlich vermisst.

Ralf Dahrendorf hat die Entwicklung der letzten Jahrzehnte als Weg vom Spar- zum Pumpkapitalismus beschrieben. Nun stehen wir vor dem nächsten Wandel, der hoffentlich in einen Kapitalismus mündet, der in grösseren Zeithorizonten denkt. Dabei müssen wir freilich erst erarbeiten, was wir schon konsumiert haben.

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«Fast allgemein wird heute die Auffassung vertreten, mit der Wirtschaftskrise der letzten Jahre sei das Ende des Kapitalismus gekommen. Der Kapitalismus habe versagt, er erweise sich als unfähig, die Aufgaben der Wirtschaft zu erfüllen, und so bleibe denn der Menschheit, wenn sie nicht untergehen wolle, nichts übrig als der Übergang zur Planwirtschaft.» Diese Zeilen – […]

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