Der menschliche Phonograph
Eine junge Frau, die im China der 1960er Jahre im Zug gen Norden reist — zu ihrem Mann. Das Wiedersehen in einer Forschungsstation entwickelt sich vor dem Hintergrund von atomarer Aufrüstung, kommunistischer Mythen und der Absenz der Kulturrevolution.
Und als eine Gestalt in einer Art Taucheranzug und mit verspiegeltem Helm halb schreitend, halb schwebend über die unwirkliche Oberfläche kommt, redet sie sich ein, es sei ihr Mann, und der Mond, da kannst du sagen, was du willst, könnte ohne Weiteres die Provinz Qinghai sein, und einer der anderen Dolmetscher, einer für Englisch, sagt, Mr. Armstrong sage gerade: Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein grosser Sprung für die Menschheit, und da hält sie sich die Hand vor die Augen, damit keiner sieht, dass sie weint.
Sieben Jahre ist das her.
Es gibt Gedanken, die kann man nicht aussprechen, die kann man nur singen. Der Bescheid kommt per Telegramm an die Sekretärin ihrer Arbeitseinheit.
Sie hat eine Woche zum Packen.
Kennengelernt hatten sie sich 1961 an der Universität für Auslandsstudien, wo sie im letzten Semester Russisch als Hauptfach studierte und er an seiner Doktorarbeit in Geologie schrieb. Sie hatten geheiratet, und ein knappes Jahr später hatte er den Befehl erhalten. Man schickte ihn in den äussersten Nordwesten, er sollte dort ein bestimmtes Gebiet erforschen – soweit er sagen konnte. Er sollte auf unbestimmte Zeit dort bleiben. Es war ihr verboten, ihn zu begleiten. Als ob er ins Exil geschickt würde, oder sie beide, aber es wurde als Auszeichnung dargestellt, als Gelegenheit, dem VOLKE ZU DIENEN … Und dann im Oktober 1964, im Jahr des Drachen, verkündete Mao, China habe die BOMBE.
Es gibt ein Foto (das erst Jahre später an die Öffentlichkeit gelangen wird, erst nach seinem Tod, als sie längst wieder zurück ist in Peking), auf dem eine Gruppe von Wissenschaftern in identischen Anzügen im strahlenden Sonnenschein auf einem Feld stehen, die linke Faust emporgereckt zum Zeichen ihrer Loyalität. Er ist der Dritte von links, überbelichtet. Natürlich gestellt. In Wirklichkeit hätten sie mit Stöpseln in den Ohren und Schutzbrillen vor den Augen in einem Unterstand gekauert, während die Erde bebte.
Die Bombe ist zur Verteidigung gegen die Sowjets, und der Witz ist, dass uns die Sowjets überhaupt erst mal geholfen haben, sie herzustellen. In der Schule hatte man ihnen beigebracht, unseren brüderlichen Verbündeten zu ehren. Im Unterricht hatten sie Katjuscha gesungen und Vaterland, kein Feind soll dich gefährden. Später an der Uni war Russisch dann die Sprache des Feindes. Wir müssen sie verstehen, damit wir sie besiegen können.
Einmal wöchentlich schickt sie einen Brief an die bewusst nichtssagend gehaltene Adresse der Basis: Fabrik 221, Bergbaugebiet 210, Qinghai. Er antwortet, wenn er kann. Seine Arbeit zu beschreiben, ist ihm verboten; ihm ist sogar verboten, die Steine unter seinen Füssen zu beschreiben. Er schreibt über das Wetter. Heute fiel das Thermometer auf – 20º. Wir wärmen uns in unseren Gänsedaunenmänteln. (Er denkt daran, wie er sie in die Arme schliesst, sie wärmt!) … Heute ist ein typischer Sommertag, die Temperaturen fast genauso wie im Frühling in Peking. (Hier in der Stadt herrscht drückende Hitze … Er denkt an den Frühling!)
Mögen die langen grauen Boulevards von Peking Denkmale ihrer selbst sein. Schon tauchen aus dem Dunst gespenstisch quietschend die Herden der Radfahrer auf mit ihren Rädern Marke Phoenix oder Forever. Es ist ihr letzter Morgen. Auf dem Hof ihres Wohnblocks spielen die Kinder ein Spiel, bei dem sie sich verstecken, sich so unhörbar und unsichtbar machen wie nur irgend möglich. Ihr ist gestattet, einen Koffer mitzunehmen.
28. Juli 1969.
Ihr Zug fährt vom Bahnhof Peking ab; fünf Tage dauert die Reise nach Lanzhou in der Provinz Gansu. Dort muss sie umsteigen in einen Sonderzug des Militärs, der nach Qinghai fährt. Alle anderen sind Männer und in Uniform. Die Waggonfenster sind verhängt, so dass man die Landschaft draussen nicht sehen kann. Sie kommt sich vor wie eine Blinde. Hätte sie doch bloss einen Roman mitgenommen, oder Gedichte… aber noch ein weiteres Buch mitzunehmen, ausser den Gedanken des Grossen Vorsitzenden, hatte sie sich nicht getraut. Tagsüber schwitzt sie; nachts rollt sie sich unter ihrer Steppdecke zusammen. Sie lauscht. Dem rhythmischen Rattern und dem nachdrücklich Ruhe gebietenden «Schhhh» der Lokomotive. Manchmal bleibt der Zug ohne ersichtlichen Grund stundenlang stehen. Das Plätschern eines Flusses. Ein Hund, der bellt. Ein Blöken und ein menschlicher Ruf … Und am achten Morgen wacht sie auf und ist allein in ihrem Waggon, und sie hört und spürt, wie die Weiche gestellt wird und wie sie umgeleitet wird auf ein Gleis, das zu der geheimen Basis führt, und am Nachmittag gehen endlich ihre Türen auf, und da ist sie.
Grasland, weit und breit nur Grasland. Ein erschreckend blauer Himmel. Geduckte Zementbauten, die aussehen, als wären sie gestern erst fertig geworden und würden morgen schon wieder in sich zusammenfallen. Soldaten laden Kisten aus dem Zug und befördern sie zu bereitstehenden LKW; sie haben eine Kette gebildet, jeder reicht seine Last dem, der neben ihm steht, und immer so weiter.
Ein dünner Mann ohne Mütze beobachtet sie; er trägt Militärschuhe aus Segeltuch und einen zerknitterten blauen Anzug. Sein Gesicht ist von der Sonne verbrannt. Er spricht sie mit ihrem vollen Namen an, als würde er sich einer Fremden nähern. Seine Stimme klingt angespannt, aber er hat etwas unerwartet Autoritäres an sich.
Um nicht hinter seiner Förmlichkeit zurückzustehen, stellt sie seinem Namen das Wort «Genosse» voran, als sie ihn begrüsst.
Er hat kaum Ähnlichkeit mit diesem Foto, das sie immer und überall bei sich hat, zusammen mit ihrem Personalausweis.
Auch sie hat sich verändert. Wer will sagen, ob sie nicht selbst eine Schwindlerin ist?
Sieben Jahre.
Sie steigen in einen offenen Geländewagen, ein Sergeant chauffiert sie. Ihr Mann benimmt sich wie ein rücksichtsvoller Fremder. Ob ihr heiss ist? Ob sie friert? Nein und nein. Ob sie müde ist von der Reise? Ja. Ob sie Wasser haben möchte?
Eigentlich nicht, aber aus Höflichkeit antwortet sie, sie habe Durst, und er hält ihr eine Flasche hin, die in einer Hülle aus Tarnzeug steckt, und sie trinkt einen Schluck, berührt mit ihrer Lippe die Stelle, die er mit seiner Lippe berührt hatte. Hoch über ihnen zieht ein Sperber seine Kreise.
Der Wagen bremst scharf; Mann und Frau stossen zusammen. Das ist das Quartier für Verheiratete, sagt er. Und beantwortet ihre Frage, bevor sie sie stellen kann: Du bist die einzige zivile Ehefrau.
Er geht vor ihr hinein. Ein kleines Zimmer, das sie als Arbeitszimmer nutzen könne, wenn sie möge, und ein weiterer Raum mit kaum mehr als einem Bett. Der Sergeant stellt ihren Koffer ab und lässt die beiden allein.
Sie schauen ein klein wenig aneinander vorbei.
Er zieht den provisorischen Vorhang zu – Verdunklungsstoff, über eine Schnur gehängt. Von der trockenen Luft wirst du aufgesprungene Lippen bekommen, sagt er. Es ist ratsam, immer Lippenstift zu tragen.
Lippenstift? Lippenstift ist bürgerliches Abweichlertum; in Peking gibt’s schon seit Jahren keinen mehr.
Er zeigt mit dem Fuss auf eine Pappschachtel, in der lauter stählerne Lippenstiftröhrchen sind, die aussehen wie Patronen. Hunderte Röhrchen. Das reicht für rote Lippen – ein ganzes Leben lang.
Sie setzen sich auf das Bett, jeder an einem Ende. Neun Monate Eheleben hatten sie, bevor er ins Exil geschickt wurde; sie hatten einander «mein Frauchen» und «mein Alterchen» genannt und Ehepaar gespielt.
Sie dreht eins der Röhrchen auf, benutzt den Stift darin, schmatzt lautlos mit den Lippen und macht eine Schnute, um das Rot gleichmässig zu verteilen. Es schmeckt wie parfümiertes Schmieröl, was es ja vielleicht auch ist.
Er zieht sie aus.
Seine Finger betrachten sie, markieren Zielbereiche auf ihrer Haut.
Das erste Jahr nach seiner Abreise hatte sie jede Nacht von ihm geträumt und sich beim Aufwachen gewundert, dass er nicht da war. Und dann war er allmählich verblasst und aus ihren Träumen verschwunden wie Sterne im ersten Licht eines Grossstadtmorgens.
Sie hatte keine besonderen Erinnerungen daran, wie es gewesen war, wenn sie sich liebten; das war kein besonderer Teil ihres Lebens gewesen: es war ihr
Leben.
Er legt sie hin; ihr Kopf ist da, wo normalerweise die Füsse wären. Qinghai erstreckt sich von dem grossen Salzwassersee im Süden bis zu der Hochebene an der Grenze nach Tibet. Der Geologe geht auf Entdeckungsreise. Er untersucht sie, erforscht sie, nimmt eine Kernprobe… und während Qinghai sich schreiend hin und her wirft, ist sie ein winzig kleines Püppchen inmitten ihrer eigenen Provinz… sie wird zurückgeschleudert nach Peking, ins Institut an ihren Schreibtisch mit dem geliebten Fenster, das nach Norden blickt – doch diese Version der Stadt ist ekstatisch, verzerrt: Statt einer öden Strasse mit Radfahrern gibt es dort eine breite Autobahn hoch oben in der Luft, umschlungen von noch weiteren Autobahnen, allesamt reich bestückt mit bonbonbunten Wagen, und statt der breiten Wohnblocks sieht man glitzernde Türme, die sich in die Höhe recken, weit hinauf in den dunstigen Himmel, und Fussgänger in knallbunten Klamotten, die zu ihr hinüberstarren, ohne sie zu sehen … Und dann ist sie wieder das Territorium von Qinghai … Sie sehnt sich nach dem unwirklichen Peking … Sie ist eine Ehefrau auf einem harten Bett, dort festgehalten von der Bürde eines Ehemannes.
Am nächsten Morgen meldet sie sich an der Arbeitsstelle, die er für sie gefunden hat. Sie ist nicht als Ehefrau hier (diese Kategorie gibt es nicht), sondern als dringend benötigte technische Unterstützung. Sie hat einen eigenen Stuhl samt Schreibtisch, beides Armeeeigentum, auf die Unterseite sind jeweils in Rot die Schriftzeichen für «Bibliothekar» gepinselt. Der Bestand ist ausgezeichnet. Die Lehrbücher sind grösstenteils in Russisch, aus den fünfziger Jahren. In der Geologieabteilung fällt ihr ein zerlesenes Exemplar der Klassifizierung und Identifikation metamorphischer Gesteine auf, verfasst von dem grossen Davidowitsch höchstpersönlich, dem Lehrer ihres Mannes. Auch Zeitschriften und Sonderdrucke sind da; es gibt Skizzen und technische Zeichnungen mit kyrillischen Markierungen; es gibt einen Ordner mit geheimen Fotos von sowjetischen Anlagen. Und in einer Freihandabteilung findet sie zu ihrem Erstaunen ein ganzes Regal voll klassischer Literatur; Gedichte aus der Tang-Dynastie, in denen der männliche Autor mit weiblicher Stimme spricht, die erotischen Novellen von Li Yu, Gruselgeschichten von Pu Songling, geschrieben in der Zeit des Niedergangs der Ming-Dynastie … Auch ausländische Bücher, in mehreren Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch … und ja, in ihrem geliebten Russisch; hier ist Puschkin (sie war einmal die Tatjana und in Onegin verknallt) und Gogol und Dostojewski … Wie kommen diese Bücher nur hierher? Und wie kommt es, dass sie noch erlaubt sind? Überall sonst in China würde man auf der Stelle angezeigt werden, wenn sie einen bei der Lektüre solcher Werke erwischten. So erfährt sie, dass es in Fabrik 221 nicht so ist wie überall sonst in China. Mit Stacheldraht umzäunt und von T-59-Panzern bewacht, ist das hier das sicherste Gefängnis, und paradoxerweise gibt es hier auch die meiste Freiheit. Die Kulturrevolution gilt hier nicht. Die Wissenschafter bilden eine privilegierte Ausnahme – noch wertvoller als Riesenpandas. Sie bekommen ihre Spezialdiät, alles, was ihre kostbaren Hirne als Nahrung brauchen.
Männer schauen herein und erfinden Gründe, um ein wenig mit ihr zu plaudern. Sie sind also die Bibliothekarin, sagen sie, genau das, was wir brauchen. Es gibt noch ein paar andere Frauen, selbst Wissenschafterinnen. Wenn die in die Bibliothek kommen, weichen sie ihr aus oder halten die Gespräche möglichst kurz. Hier geht es nicht so leise zu wie am Institut oder an der Universität; Männer lächeln ihr zu und schwelgen in Erinnerungen an die heroische Anfangszeit der Basis, als die Wissenschafter in Armeezelten hausten und von Lamm und Gerstenbrötchen lebten…
Jin, ein Hydrodynamiker, ergeht sich in Reminiszenzen an 1957. Mao und Stalin gaben sich die Hand, und siehe da, schon wimmelte es im Hotel Freundschaft in Peking (Hotel Drushba) nur so von sowjetischen Beratern. Jin war mit Wanjuschkin befreundet, den er aus Spass Wang Yuqin nannte; die zwei machten lange Spaziergänge zusammen und sprachen über Lyrik. Dann hat sich Mao mit Stalin gezankt, und die ganzen Berater mussten wieder verschwinden. Jin ist klein und hat schlechte Zähne; er zeigt ihr ein Foto von sich und Wanjuschkin, einem hochgewachsenen Blonden, im Himmelstempel.
Am Abend gibt es ein Konzert im Speisesaal. Unter dem Mao-Porträt spielt ein Physiker Chopin. Gefolgt von einem Streichquartett – die Geiger sind Mathematiker, die Bratsche spielt ein Elektroingenieur, und der Cellist mit seiner weissen Mähne hat in den dreissiger Jahren in Harvard studiert und die Nuklearchemie nach China gebracht. Danach werden Getränke gereicht. Natürlich keine alkoholischen, die sind auf der Basis verboten, sondern Instant-Sauerpflaumensaft aus einem Pulver, das in Wasser aufgelöst ist.
Der Name des ersten Bombentests war Operation Qilin. Das Qilin ist ein Fabelwesen, eine Art Einhorn mit dem Körper eines Rehs, dem Schwanz eines Ochsen und Hufen wie ein Pferd. Und so ein Wesen gibt es hier tatsächlich, ein ziemlich gerupftes, das ein Tierpräparator gemacht hat und das im Speisesaal steht, gleich vorn am Haupteingang. Die Wissenschafter haben sich so daran gewöhnt, dass sie ihm keine besondere Beachtung mehr schenken: An dem Horn hängt ein Schal, und über das Hinterteil hat jemand seinen Mantel geworfen. Nach der Legende kann man, wenn man das Horn (von welchem Tier mag es wohl stammen – von einer Antilope?) wie eine Fackel anzündet, in die Zukunft sehen. Das Qilin, so sagt man, erscheine nur, wenn ein gütiger Kaiser auf dem Thron sitze.
Alle sind fasziniert von ihr. Irgendwann wird man sie vielleicht genauso übersehen wie dieses Qilin.
Wie kommt es, dass ihr Mann nicht stärker von ihr fasziniert ist? Oder wieso sagt er zwar, er sei es, zeigt das aber nicht? In dieser Nacht, im Schlafzimmer, putzt er sich die Zähne, und danach liebt er sie. Hinterher schläft er sofort ein, flach auf dem Rücken liegend, Arme an den Seiten. Er hat ein bisschen Rot am Kinn und an der Nase – Lippenstift, abgefärbt von ihren Lippen. Er schnarcht nicht. Seine Lider flackern nicht. Er verweist sie zwar nicht des Bettes, doch er ermöglicht ihr auch nicht, ihren Körper in einer natürlichen Haltung neben seinem unterzubringen. Ein nicht sehr verheirateter Mann.
So geht das wochenlang. Es ist nichts. Nichts Bestimmtes. Er erwähnt, dass es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten stehe, scheint aber doch recht fit zu sein. Die meisten Wissenschafter haben ein wenig Übergewicht (das Essen ist nicht schmackhaft, aber reichlich), während er rank und schlank bleibt, egal, wie viel er zu sich nimmt.
Er hat natürlich Geheimnisse. Es gibt Dinge, die er ihr nicht erzählen kann, nicht mal flüsternd im Bett.
Und dann sagt er ihr, dass er auf eine Expedition gehe. Er will im Morgengrauen aufbrechen und ist zurück, bevor es dunkel wird. Das Privileg der Geologie. Niemand anderem ist es erlaubt, die Basis zu verlassen. Er will geeignete Plätze erkunden für… Aber damit hat er schon zu viel gesagt.
Sie steht früh auf und verabschiedet ihn. Er fährt ein sowjetisches Motorrad, eine Ural M-72, Oldtimer-Modell, noch aus dem Krieg. Im Beiwagen sitzt sein Assistent, ein kleiner dunkler Mann, ein Einheimischer namens Chodrak oder, auf Chinesisch, Kuohui. Der Assistent hat einen Geologenhammer bei sich. Ihr Mann rückt seine Schutzbrille zurecht, der Motor heult auf, und schon sind die beiden weg.
Sie verbringt den Tag in der Bibliothek, sortiert Bücher. Es geht das Gerücht um, dass es auf der Basis eine streunende Katze gebe, eine Wildkatze, die Physiker haben ihr den Namen Schrödinger gegeben. Miez, Miez, Miez… flüstert sie.
Er kommt nach Mitternacht zurück. Was war denn los? fragt sie, und er gibt ihr eine Erklärung, die eigentlich gar keine ist; angeblich wurden sie an irgendeinem Bergpass aufgehalten … Es gibt noch mehr zu tun; er muss bald wieder hin. Er hat einen Fleck aus blass leuchtendem Staub auf der Stirn, und er kommt ihr schwächer und auch aufgeregter vor als sonst, fiebrig. Du solltest auf dich aufpassen, sagt sie, kann ich irgendwas für dich tun? Aber das Einzige, was er jetzt will, das ist ihren Leib. Trotz seiner Müdigkeit muss er sie haben. Diesmal lässt sie die Augen offen und sieht, wie der dünne, sonnenverbrannte Mann sie streichelt, und sie fühlt, dass er sie irgendwie betrügt, selbst jetzt, während er mit ihr schläft, bis sie schliesslich die Augen zumacht und das unwirkliche Peking mit seinen leuchtenden Reklametafeln sieht und stampfende Musik hört, anders als alles, was es im wahren Leben gibt, ein rhythmisches Skelett von einem Lied, umwunden mit klimpernden Reimen.
Kann ich nächstes Mal mit dir mitkommen? fragt sie ihn am Morgen.
Nein.
Warum nicht?
Du hast keine Erlaubnis. Und ausserdem, im Beiwagen ist nur Platz für einen.
Aber warum kann ich nicht deine Assistentin sein, an Chodraks Stelle? Du könntest mich ausbilden. So schwierig kann das doch nicht sein?
Du wirst in der Bibliothek gebraucht.
Ich werde bei dir gebraucht.
Sie berührt seine schmale Brust. Seine knochigen Rippen.
Er zieht seine Alltagssachen an.
Nächste Woche geh ich wieder auf Expedition…
Du meinst, ich kann mitkommen? Kann ich nun mitkommen oder kann ich nicht mitkommen? Was muss ich lernen? Zeig es mir, mein Alterchen.
Er kratzt sich die Brust. Sing für mich, sagt er.
Und was?
Sing mir ein Lied vor. Irgendein Lied.
Eine seltsame Bitte. Musik? Von ihr? Er weiss doch ganz genau, dass sie keine Stimme hat. Na schön, wenn ihr Mann will, dass sie singt, dann muss sie singen. Aber was? Da sind diese Lieder, die sie wieder und wieder gehört hat; die im Institut aus den Lautsprechern kamen: «Vertraut dem Grossen Steuermann, wenn übers Meer ihr fahrt» … «Eintausend Berge und zehntausend Flüsse überquert die Rote Armee und sehnt sich nach Rast für einen Moment» … Aber er würde sicher lieber irgendwas Persönlicheres hören. Das Problem ist halt, sie hatten nie ein Lied gehabt, das ihr Lied war. Anders als andere Liebespaare hatten sie nie zusammen Jazz gehört, damals, als es noch erlaubt war; sie waren auch nie tanzen gegangen. Sie entscheidet sich für etwas, das sie ihren Schülern im Russischunterricht beigebracht hatte, «Das Lied der Wolgaschlepper»: Hej, hau ruck! Hej, hau ruck! Noch ein bisschen, noch einmal. Hej, hau ruck! …
Er senkt den Blick. Nein, du hast kein Talent, meine Assistentin zu sein, sagt er voller Überzeugung.
In den folgenden Wochen geht er mehrmals auf Expedition, immer in Begleitung von Chodrak. Manchmal bleibt er sogar über Nacht weg. Wenn er zurückkommt, ist er jedes Mal noch schwächer und doch zugleich erfrischt; jedes Mal will er unbedingt sofort mit ihr ins Bett. Worüber sollte sie sich zu beklagen haben? Er ist aufmerksam, zuvorkommend und findet sie offensichtlich körperlich attraktiv. Aber er ist nicht ganz da, wie ein unzufriedener Geist.
Anfang September gibt es den ersten Bodenfrost. Es wird Winter: eine schlechte Zeit für einen Geologen. An jenem Nachmittag geht er mit ihr in sein Labor. Es ist ein abgeteilter Bereich in einem ehemaligen Hangar, hoch mit schräger Decke und ohne Tageslicht. Die Lagerbehälter sind umfunktionierte Munitionscontainer. Alle möglichen Schöpfkellen, Hacken, Meissel und Nagelauszieher hängen da verkehrt herum, wie Fledermäuse. Sie setzt sich auf einen Schemel, der neben einem Polarisationsmikroskop steht, und lässt den Kopf hängen, als wolle sie die Haltung des Instruments nachahmen. Der Assistent hockt in der Ecke, nimmt aus einem Behälter Gesteinsproben und sortiert sie.
Ihr Mann redet mit ihr, als halte er ihr einen Vortrag in Ethnografie. Er beschreibt die verschiedenen Volksgruppen der Provinz Qinghai: die Han-Chinesen, die Mongolen und (mit einem Seitenblick auf Chodrak) die Gruppe mit tibetischer Abstammung, dazu die eingeborenen Stämme wie die Tu (deren Sprache mit dem Mongolischen verwandt ist, deren Brauchtum aber eher dem der Tibeter ähnelt) und die Sala, die Muslime sind.
Was hat denn das mit Geologie zu tun, denkt sie.
Er hebt den Zeigefinger, wie ein Dirigent.
Chodrak – ohne aufzustehen, ohne sich aus seiner kauernden Haltung aufzurichten, ohne eine Miene zu verziehen – singt. Sein dunkles Gesicht ist undurchdringlich wie immer. Sie kann die Worte nicht verstehen (egal, was das für eine Sprache sein mag, Chinesisch ist es nicht), aber die Melodie ist bemerkenswert, steil emporsteigend und schroff herabstürzend wie die Berge von Qinghai. Es dauert nicht lange. Dann sortiert er schweigend weiter seine Steine.
Der Dirigent hebt abermals den Finger.
Der menschliche Phonograph gibt wieder dasselbe Lied von sich, in allem ganz genau so wie beim ersten Mal, völlig identisch. Es gibt ein paar merkwürdige Pausen, wo er anscheinend ein bisschen aus dem Takt kommt, und ihr fällt auf, dass auch diese Stellen mit der Originaldarbietung identisch sind. Fast wie bei der wiederaufgebauten Schule in der Provinz Hunan, die Mao als junger Mann besuchte und bei der man selbst den ursprünglichen Spalt im Dach, durch den es durchgeregnet hatte, erneut mit eingebaut und sogar noch eine ausgestopfte Ratte auf den Fussboden gesetzt hatte – damit wir erfahren sollten, was er durchgemacht hat und wie er zu dem wurde, was er ist.
Wieder Stille. Jetzt redet sie.
Ich möchte es hören.
Ein drittes Mal wiederholt sich das Lied, exakt so wie zuvor, mit allen Gipfeln und Tälern.
Mitten in einem Takt bellt sie: Stopp!
Das Lied stoppt.
Weiter!
Das Lied geht weiter, wo es aufgehört hatte, und vollendet sich.
Es ist ein Sala-Lied, sagt ihr Mann. Er übersetzt: Die rote Morgensternlilie blüht; ihre Blüten strahlen. Die junge Frau ist entzückt; sie hat herrliche Augenbrauen.
Er sagt: Die Sache ist nämlich so, bei einem Hua’er-Lied besteht die erste Hälfte aus einer Beschreibung. Die zweite Hälfte ist die Erklärung. Er senkt den Blick und richtet ihn auf seine Füsse. Ich habe mich ziemlich viel mit diesen Liedern beschäftigt, als du noch in Peking warst. Mein Hobby, weisst du.
Näher kommt er nicht heran an das, was er ihr eigentlich sagen will, nämlich, dass er sie liebt und dass sie ihm gefehlt hat. Und er hat was riskiert für sie. Hua’er ist natürlich verboten – bürgerliche Sentimentalität. Die Bauern leben so abgeschieden, die haben keine Ahnung, dass das gegen das Gesetz ist. Aber ihr Mann, der weiss es. Darum kann er die Lieder nicht anders aufnehmen als mit dem menschlichen Phonographen. Und Chodrak, war der nicht ebenso in Gefahr? Würde er seinen Herrn womöglich verraten? Aber er ist zu einfältig, zu dumm, um sich irgendeiner Gefahr bewusst zu sein.
Ihr Mann gibt dem menschlichen Phonographen ein Zeichen, und es erklingt ein anderes Lied. Diesmal in einem chinesischen Dialekt, den sie verstehen kann. So lange wächst das dichte Gras schon auf dem Fels, ich konnte es nicht schneiden, weil die Sichel stumpf ist. So lange liebe ich mein Mädchen schon; ich konnt’ es ihr nicht sagen, weil ich zu schüchtern bin.
In jener Nacht im Bett, im Dunkeln, zieht sie ihn an sich. Sie liegen nebeneinander, und er erzählt ihr von seinen ersten Tagen in Fabrik 221. Wie schwer es anfangs war, die primitiven Bedingungen. Aber es gab Kameradschaft, wir hielten zusammen! Er erzählt von den anderen Geologen in seinem Team, Männern wie Vieraug und dem Dachs und Quarz und Onkel XU …
Sie sind nicht mehr da; die Namen sagen ihr nichts. Sie fragt ihn, was mit ihnen passiert sei.
Ach, die sind weg.
Sie hört den angespannten Ton in seiner Stimme.
Was will er damit andeuten? Dass sie entlassen wurden? Hat sie jemand denunziert, und sie sind irgendwie bestraft worden? Hat man sie beschuldigt, sie seien Konterrevolutionäre?
Er klärt sie auf, sie seien krank geworden.
Und …?
Sie sind tot. Ihr wird klar, dass er befördert wurde, dass er in der Position war, sie hierher zu holen, liegt nicht daran, dass er so ein besonders brillanter Kopf ist – nein, er ist einfach bloss der älteste überlebende Geologe.
Wie kommt das? fragt sie und hat die schreckliche Antwort schon erraten, eh sie den Satz beendet hat.
Das Übliche.
Wie, das Übliche?
Wir haben die Operation Qilin beobachtet. Wir waren zu nah dran. Es war überall Staub.
Und du?
Ich hatte Glück. Die Ärzte sagen, ich könne noch jahrelang leben.
Im Hörsaal des Instituts wartete alles auf die Mondlandung. Der Englischdolmetscher erläuterte Mr. Armstrongs Namen; mit dem Zeigefinger malte er die Zeichen für Arm und stark in die Luft. Und was ist mit Mr. Aldrin, fragte jemand, hat der auch so einen schönen sprechenden Namen? Doch dessen Name hat gar keine Bedeutung, weder eine gute noch eine schlechte.
Sie hört ihn langsam atmen. Er ist eingeschlafen. Es wäre nicht recht, ihn zu wecken, und sie selbst kann nicht schlafen. Sie dämmert vor sich hin, kein richtiger Traum … ein schneebedeckter Berggipfel … eine pilzförmige Wolke … eine Gestalt bis zum Hals mit menschlichem Körper und anstelle des Kopfes der Trichter eines altmodischen Phonographen. …
Mitten in der Nacht wird sie wach. Ein Gefühl von Untergang; und ihr fällt wieder ein, was ihr Mann erzählt hat. Was war das, wovon sie geträumt hat, als sie weggedämmert war? Nicht von ihm, so gesehen war sie ihm also untreu gewesen.
Ihr Traum ist eine Adaption einer Erzählung von Anton Tschechow, Gesammelte Werke, Band II, den sie in der Bibliothek gerade liest. Es geht um einen schüchternen Offizier in der Armee des Zaren, der zu einem geselligen Beisammensein in einer Villa eingeladen wird. Er verläuft sich und gelangt in einen dunklen Raum. Er wird von einer Frau, die ihn mit einem anderen verwechselt, geküsst … Sie begegnen sich nie wieder.
In der Version, die sie geträumt hat, ist sie die Frau aus der Erzählung. Sie hat eine unerlaubte Affäre. Aus Versehen küsst sie den schüchternen Burschen mit dem Backenbart … Sie erschrickt, dann empfindet sie Abscheu, und dann, verwundert über ihre eigenen Kräfte, beginnt sie nach dem Mann zu suchen, den sie eigentlich hatte küssen wollen.
Was für ein Sadist der Autor ist! Es ist schliesslich bloss eine Geschichte; der Autor kann sie enden lassen, wie es ihm beliebt. Der Held soll einer Frau begegnen, die in jeder Hinsicht zu ihm passt, die beiden sollen sich ineinander verlieben und glücklich leben bis an ihr seliges Ende. Aber wenn die Sache einmal veröffentlicht ist, kann man das Ende nicht mehr ändern. Als Tschechow Der Kuss schrieb, war er auf den Tod erkrankt an Tuberkulose. Sie versteht ihn, aber sie verzeiht ihm nicht.
Sein Zustand verschlechtert sich. Im September schlafen sie das letzte Mal miteinander, und er geht das letzte Mal auf eine geologische Exkursion. Den langen, harten Winter über ist er krank: hinter ihrem Bett zischt eine Sauerstoffflasche. Er wird auf die Krankenstation der Basis verlegt.
Sie besucht ihn, und sie lügt ihn an, wie es sich für eine Ehefrau gehört. Ich wurde von den Ärzten informiert, dass es dir besser geht, sagt sie.
Sie denkt an Kaiser Qin Shihuang, der so fest entschlossen war, ewig zu leben, dass er ein Unsterblichkeitselixier trank, das Quecksilber enthielt, und so von eigener Hand zu Tode kam.
Wenn sie jetzt ihre Arbeit macht, schweigt alles um sie herum – sehr passend für eine Bibliothekarin. Ihre Kalligraphie Die Erde, sie ist wandelbar; das Meer, es wird zum Maulbeerhain (aus Maos «Die Einnahme von Nanjing durch die Volksbefreiungsarmee») hat in der Ausstellung im Speisesaal einen Ehrenplatz.
Mal geht es ihm besser, dann wieder nicht. Im Frühling verliert er die Fähigkeit zu sprechen. Er kann in keiner Form mehr kommunizieren.
Ist er in der Lage, mich zu sehen? fragt sie einen Arzt.
Nein.
Kann er mich hören?
Möglich.
18. Juni 1970. Ihr Mann hat ein Einzelzimmer. Es gibt dort noch ein zweites Bett, ohne Bettzeug. Sie legt sich darauf, parallel zu ihrem Mann.
Seine Sauerstoffflasche hat einen Schluckauf.
Als die alte Mauer rings um Peking niedergerissen wurde, war sie ein kleines Mädchen an der Hand ihrer Grossmutter. Mit grossen Augen blickte sie durch zerfetzte Staubschwaden auf die nackte, verletzliche Stadt; Schwärme von Freiwilligen schafften die Trümmer weg.
Ich bring dir ein Geschenk, sagt sie.
Chodrak steht zwischen ihnen, sieht keinen von beiden an. Teilnahmslos wie immer singt der menschliche Phonograph.
Komm in den Garten, magst du von den Kirschen kosten; dort blühen Tausende von Sommerblumen. Sei doch nicht traurig, weil wir scheiden müssen; in ein paar Tagen sehen wir uns wieder.
Sie sieht die Gestalt in der Mitte – Kuohui, oder wie er heissen mag. Aus diesem Blickwinkel könnte er fast jeder Mann mit Schirmmütze und blauer Jacke sein. Seine Brauen sind in der Mitte zusammengewachsen. Sie langt hinüber. Zwischen Daumen und Fingerspitzen reibt sie die billige «patriotische Wolle» seiner Jacke. Sie hebt eine Taschenpatte hoch: der versteckte Knopf ist schmutzigweiss.
Sie erinnert sich an ihren Mann, wie er in ihrer Hochzeitsnacht gewesen war.
Sie lässt den Stoff nicht los.
Sie spürt die Wärme des Mannes, nah an ihrem Gesicht.
Sie schliesst die Augen und betritt ihr märchenhaftes Peking: Jetzt sieht sie nicht das Panorama der Metropole aus Stahl und Glas, sondern nur eine ziemlich grosse, tiefe Grube, in der viele Arbeiter mit gelben Hüten herumwuseln – dort werden die Fundamente gelegt für die allerhöchsten Türme, die eines Tages dort errichtet werden sollen. Und im Hintergrund läuft Hua’er, wie Filmmusik. Sie hört noch ein Lied … ein drittes … ein viertes … in Tibetisch vielleicht oder Mongolisch, Sala or Tu … in irgendeiner all der vielen Sprachen, die sie nicht kennt.
Colonel Li ist mitfühlend, aber ohne Gnade. Sie kann nicht in Fabrik 221 bleiben, das ist nicht möglich.
Sie versteht das. Sie hat nichts anderes erwartet. Es gibt hier keinen Platz für eine alleinstehende Nichtwissenschafterin.
Sie denkt an den legendären Pfirsichblütenfrühling – das Paradies, das einst ein Fischer fand, per Zufall; er setzte seine Reise fort und konnte es dann nie mehr wiederfinden.
Eine Woche, um zu packen.
Am 21. August 1970 wird sie weggeschickt. Sie kann in einem Auto nach Fenghuang mitfahren, und mit ihr zusammen fahren andere staatliche Fahrzeuge ab. Der Konvoi fährt auf Umwegen durch Qinghai, mit Zwischenhalten auf mehreren Militärstützpunkten rund um Xining und in einem Bergbaucamp bei Golmud. Durch die hochgekurbelten Fenster sieht sie den grossen Salzwassersee, so riesig, dass er aussieht wie ein Ozean. Im Norden sieht sie eine Bergkette … Sie kann die geologischen Eigenschaften erkennen (das hat ihr Mann ihr beigebracht): Kissenlava und Basalt, auch grünlichen Serpentinit und Spilit: die Ophiolite, die beweisen, dass dieses Plateau einmal der Boden eines Ozeans war und durch Subduktion emporgehoben wurde. Sie legt die Hand auf ihren Bauch und spürt die Bewegung darin. Sie sieht eine Herde Dickhornschafe. Sie sieht Antilopen, die vor dem Lärm der Fahrzeuge flüchten. Sie sieht in der Ferne eine schlurfende Gestalt, die ein Bär sein könnte oder auch ein Mensch. Sie sieht eine Frau, die ein Yak melkt und sich ein bisschen Milch ins Gesicht reibt, damit es heller wird. Und an einem Punkt an dem Pass, der nach Gansu führt, von wo aus sie den Zug nach Peking nehmen wird, sieht sie eine Versammlung junger Leute in traditioneller Kleidung; die Frauen haben schwarze Schirme zum Schutz vor der Sonne. Die Männer und Frauen bilden Paare. Durch das Fenster kann sie es nicht hören, doch sie glaubt, dass jeder Mann seiner Frau etwas vorsingt und jede Frau ihrem Mann.
Illustration: Tyrone Richards.
Die Kurzgeschichte «Der menschliche Phonograph» erscheint hier erstmals auf Deutsch und wurde mit dem Commonwealth Short Story Prize für Europa und Kanada ausgezeichnet. Wir danken dem Autor für die freundliche Zusammenarbeit. Veröffentlicht mit der Erlaubnis der Curtis Brown Group Limited, im Namen von Jonathan Tel. Copyright © Jonathan Tel, 2016.