Wir brauchen Ihre Unterstützung — Jetzt Mitglied werden! Weitere Infos
Die fiktive Pandemie
Stefan Homburg, zvg.

Die fiktive Pandemie

Von Maskenpflicht über Lockdowns bis Impfzwang – ein Rückblick auf fünf Jahre gesundheitlichen Ausnahmezustand in Deutschland.

Seit der Anfang 2020 beginnenden Coronakrise ist genug Zeit vergangen, um mit ein wenig Abstand zurückzublicken und Bilanz für Deutschland zu ziehen. Zu diesem Zweck soll nachfolgend vergleichend geschildert werden, was wirklich geschah («Die Realität») und wie das Geschehen der Bevölkerung dargestellt wurde («Die Truman Show»). Dabei zeigt sich eine starke Divergenz, die nach dem hier vertretenen Standpunkt vor allem auf dem Verhalten des Robert-Koch-Instituts (RKI) beruhte («Die Spinne im Netz»).

Im Kern war die Coronakrise ein Spiel mit Zahlen, das die Neigung der Bevölkerung ausnutzte, alle Zahlen als irgendwie gleichwertig anzusehen, obwohl es wichtige Unterschiede gibt: Zahlen können klinische Daten darstellen, etwa Kranke, Tote und Arztbesuche, oder aber Laborwerte wie PCR-Fälle und Antikörpertiter. Zudem kann es sich bei Zahlen um Messwerte handeln oder um Modellwerte, die auf Annahmen beruhen.

Die Akteure der Coronakrise arbeiteten durchgehend mit Laborwerten statt mit klinischen Daten, und sie verwendeten oft Modellwerte statt Messwerte. Dadurch entstand in der Bevölkerung der Eindruck einer gefährlichen Pandemie, die freilich nur in den Köpfen existierte.

Die Realität

Das RKI unterscheidet in seiner Berichterstattung zwischen leichten, mittleren und schweren Erkältungen. Letztere heissen SARI und sind dadurch definiert, dass die Betroffenen in eine Klinik eingeliefert werden. Laut RKI gab es im Zeitraum ab 2020 die meisten SARI-Fälle Ende 2022, nachdem die meisten Deutschen zwei- oder dreimal geimpft worden waren, und Anfang 2025, als niemand mehr über eine Pandemie redete. Die Jahre 2020 und 2021 sind unauffällig, was bemerkenswert ist, weil es 2020 noch keinen Impfstoff gab. 2020 litten die Intensivstationen zudem an einer historischen Unterbelegung, wie das Bundesgesundheitsministerium feststellte, was milliardenteure Rettungsprogramme erforderte, da den Kliniken Einnahmen fehlten. Die besagte Unterbelegung war überwiegend Folge der von Gesundheitsminister Spahn angeordneten Behandlungsverbote. Auch die Normalstationen waren in dieser Zeit krass unterbelegt; 400 000 Mitarbeiter von Kliniken und Arztpraxen wurden in Kurzarbeit geschickt.

Sterbefälle haben ein starkes saisonales Muster mit hoher Sterblichkeit im Winter und niedriger im Sommer. Spitzen finden sich bei der Grippewelle im März 2018 und wiederum Ende 2022. Ohne die Einfärbung in der Grafik würde man nichts Besonderes erkennen. Befürworter von Lockdowns führen dies auf die angeblich sehr wirksamen Massnahmen zurück, doch hat eine Untersuchung gezeigt, dass die Übersterblichkeit zwischen 2020 und 2022 in Schweden geringer war als in Deutschland, obwohl es in Schweden zu keinem Zeitpunkt Lockdowns oder Maskenpflicht gab und Kitas sowie Schulen bis zur neunten Klasse durchgehend offen blieben. International ist kein klares Muster zwischen der Härte der Lockdowns und den klinischen Daten erkennbar.

Die einzige Auffälligkeit, die man sowohl in Deutschland als auch im Ausland beobachtet, ist ein schlagartiger Geburteneinbruch ab 2022. Nun hängen Geburtenzahlen natürlich von vielen Faktoren ab und ändern sich langsam im Zuge von Demografie und Wertewandel. Ein so rapider Einbruch wie Anfang 2022 ist indes sehr auffällig. Schlichte Geister erklären ihn mit dem Ukrainekrieg, der freilich erst im Februar 2022 begann und sich erst Monate später auswirken konnte. Andere sehen ihn als Folge der 2021 gestarteten Impfkampagne.

Zu keinem Zeitpunkt lag während der Coronakrise ein medizinischer Notstand vor. Erkältungskrankheiten sind für Alte und Schwache zwar bedrohlich und mitunter auch tödlich, doch ist das immer so gewesen und kein Alleinstellungsmerkmal von SARS-CoV-2. Ohne die nachfolgend beschriebene Inszenierung wäre die Coronawelle ebenso unbemerkt geblieben wie die Grippewelle Anfang 2018.

Die Truman Show

Ab März 2020 wurden der Bevölkerung weltweit Fiktionen vorgespielt, die nichts mit der Realität zu tun hatten. Geschätzte 80 Prozent der Menschen nahmen diese Fiktionen für bare Münze. RKI, Medien und Politik bearbeiteten die Bevölkerung intensiv mit PCR-Fallzahlen, die keinerlei medizinischen Aussagewert hatten: Erstens gab es diese Zahlen nicht vor 2020, weshalb Vergleichsmöglichkeiten fehlten. Zweitens bedeutet ein positiver PCR-Test nicht, dass man infiziert oder gar krank ist. Bis Anfang 2023 wurden munter oszillierende Messreihen veröffentlicht, die im Kern die Anzahl der durchgeführten Tests widerspiegelten. Daten zur tatsächlichen Klinikbelegung oder zur Gesamtsterblichkeit spielten in den Nachrichten keine Rolle.

Deshalb waren die meisten Menschen zumindest anfangs verängstigt und akzeptierten die absurden Vorgaben der Regierung: Maskenzwang, Kontaktverbote, Abstandsgebote, Isolation in Pflegeheimen, verbotene Gottesdienste und Beerdigungen, lange geschlossene Geschäfte, Kultur- und Vergnügungsstätten. Später folgten die aus der Luft gegriffene Behauptung einer «Pandemie der Ungeimpften» und die darauf gestützten schwersten Grundrechtseingriffe, nämlich die einrichtungsbezogene Impfpflicht sowie indirekter Impfzwang durch Ausschluss Ungeimpfter vom sozialen Leben, bekannt unter den Kürzeln 2G und 3G.

Die Spinne im Netz

Wir Deutschen geniessen das Privileg, dass ein RKI-Mitarbeiter 10 Gigabyte Daten entwendete und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte (ungeschwärzt einsehbar unter rki-transparenzbericht.de). Nach vielen Monaten hat das RKI die Authentizität der Daten zähneknirschend eingestanden. Dieses sogenannte RKI-Leak zeigt, dass die Mitarbeiter des Instituts über weite Strecken und insbesondere in der Anfangsphase nicht anders dachten als die Grundrechtedemonstranten, die gegen Wasserwerfer kämpften.

Indes war das RKI stets bereit, die Öffentlichkeit zu täuschen und auf Weisung der Regierung Massnahmen zu empfehlen, die den internen Richtlinien klar widersprachen. Sätze wie der vom 25. März 2020 («[Diese erfreulichen] Trends sollten besser erst mal nicht formuliert werden, da es sonst schwierig sein kann, weitere Massnahmen zu begründen») zeigen klipp und klar, dass es dem RKI nicht um eine wahrhaftige Information der Öffentlichkeit ging, sondern um die Verteidigung eines vorgefassten und evidenzfreien Regierungskurses. Natürlich haben neben dem RKI auch das Paul-Ehrlich-Institut und die Medien zur systematischen Desinformation beigetragen. Eine verheimlichte Erkenntnis wie «Covid-19 sollte nicht mit Influenza verglichen werden, bei normaler Influenzawelle versterben mehr Leute» macht beim Lesen noch heute zornig, zumal sie vom 19. März 2021 stammt und der Lockdown kurz danach um die Bundesnotbremse mit automatischen Ausgangssperren und Schulschliessungen ergänzt wurde. Schlimm sind auch die frühen internen Erkenntnisse des RKI zu Impfschäden und Impftoten, vor allem beim experimentellen Impfstoff von AstraZeneca. Wochen nachdem das RKI diese Vorfälle notiert hatte, warteten führende Politiker vom Bundespräsidenten über Kanzlerin und Vizekanzler bis hin zum Gesundheitsminister mit Behauptungen auf, sie liessen sich mit AstraZeneca impfen.

«Das RKI war stets bereit, die Öffentlichkeit zu täuschen und auf Weisung der Regierung Massnahmen zu empfehlen, die den internen Richtlinien klar widersprachen.»

Fazit

Die Coronakrise hat einen nie dagewesenen Vertrauensverlust in die Politik bewirkt, und zwar mit Recht. Gleichwohl finden Lockdowns und Impfzwang bis heute ihre Verteidiger. Dies hat zweierlei Gründe: Erstens behindert die Politik die Aufklärung, indem sie beispielsweise einen Untersuchungsausschuss auf Bundesebene blockiert. Auf Landesebene gibt es zwar inzwischen mehrere Untersuchungsausschüsse. Allerdings wird deren Arbeit durch Verweise darauf eingeschränkt, dass die Coronapolitik überwiegend in die Zuständigkeit des Bundes falle.

«Die Coronakrise hat einen nie dagewesenen Vertrauensverlust in die

Politik bewirkt, und zwar mit Recht.»

Zweitens – und wichtiger – mangelt es an hochwertigen Daten, und das ist kein Zufall. Im Gefolge der WHO haben die Gesundheitsbehörden weltweit alles getan, die Erhebung und Verarbeitung beweiskräftiger Daten zu verschleiern. Dies begann bereits mit dem anfänglichen Obduktionsverbot, das auf die absurde Begründung gestützt wurde, die PCR-Toten seien für Pathologen zu gefährlich. Es endet damit, dass Daten der kassenärztlichen Vereinigungen bis heute nicht vom RKI akzeptiert werden, obwohl Paragraf 13 Absatz 5 des Infektionsschutzgesetzes dazu seit 2020 verpflichtet. Diese Daten würden Aufschluss darüber geben, ob Geimpfte häufiger krank wurden oder häufiger verstarben. Nur einzelne Gemeinden wie die Stadt Weimar erhoben derartige Daten, stellten die Berichterstattung aber sofort ein, als die Ergebnisse in eine Richtung liefen, die Impfskeptikern angeblich in die Hände spielte.

Insgesamt gibt die Datenlage keine wasserdichten Beweise her, sondern eher Indizien. Politik und Behörden müssen von Anfang an gewusst oder zumindest geahnt haben, dass keine medizinische Notlage bestand und dass sowohl die Zwangsmassnahmen als auch die experimentellen Gentherapien verfehlt waren. Andernfalls hätten sie stattdessen klinische Beweise für deren Angemessenheit und Nützlichkeit gesammelt, statt sie zu torpedieren. In der modernen Informationsgesellschaft wäre es ein Leichtes gewesen. So bleibt ein erschüttertes Vertrauen in unsere politischen Institutionen zurück, neben gigantischen wirtschaftlichen, fiskalischen, sozialen und pädagogischen Schäden.

»
Anders Tegnell, zvg.
«Es ist erstaunlich, wie leicht es war, die Massnahmen
einzuführen – und wie
unglaublich schwierig, sie
wieder aufzuheben»

Die Eigenverantwortung spielte bei der Bewältigung der Pandemie eine entscheidende Rolle, sagt Schwedens früherer Chefepidemiologe Anders Tegnell. Der schwedische Ansatz erwies sich nicht nur als wirksam, sondern stärkte auch das Vertrauen der Bevölkerung.

Abonnieren Sie unsere
kostenlosen Newsletter!