Zuwanderung belohnt das Establishment
Es gibt kein Menschenrecht, direkt am See mitten in der Stadt Zürich zu wohnen. Im von Zuwanderung überhitzten Immobilienmarkt profitiert, wer bereits besitzt. Löst man das Kernproblem nicht, könnten die radikalen Forderungen von links immer extremer werden.

Linke Immobilienpolitik treibt die Preise nach oben, auch in Zürich, wo schon in den 1980er-Jahren Demos zur Wohnungsnot veranstaltet wurden. Seit dann greift der staatliche Dirigismus immer aggressiver um sich. Das Problem der Wohnungsnot hat sich seither nicht gelöst, sondern verschärft. Denn sind die Hürden hoch, fehlen die Anreize, fehlen die Investitionen, fehlt das Angebot, bei einer gleichzeitig immer grösser werdenden Nachfrage sind Preissteigerungen die unausweichliche Konsequenz.
Dabei wirkt auch die Kraft der von den Medien verbreiteten Bilder: Wer Hunderte sich in Zürich auf der Strasse geduldenden Mietbewerber sieht, erhält einen prägenden, aber eben irreführenden Eindruck. Denn meist handelt es sich um genossenschaftliche oder staatlich subventionierte Mietobjekte. Würden diese zu Marktpreisen angepriesen, gäbe es auch keine Warteschlangen. Das mag für einige zynisch klingen, ist aber Realität.
Erste Auswirkungen der drohenden Annahme der drei linken kantonalen Wohninitiativen gibt es bereits heute: Als direkte Folge sind die Baugesuche in der Stadt Zürich massiv gestiegen und belegen mit über 1,5 Prozent am Wohnungsbestand schweizweit einen Spitzenplatz. Ein Grund zur Freude? Wohl kaum. Der Boom ist Ausdruck des Misstrauens von Eigentümern und Investoren gegenüber einer immer unberechenbareren Politik. Lieber jetzt noch schnell was am eigenen Haus machen, was schon bald nicht mehr möglich oder ökonomisch sinnvoll sein könnte.
«Sind die Hürden hoch, fehlen die Anreize, fehlen die Investitionen, fehlt das Angebot.»
Zukunftsgerichtete Lösungsansätze müssen auf eine Verknappung der Nachfrage oder auf eine Ausweitung des Angebots hinwirken. Auch in der Stadt Zürich laufen derzeit verschiedene Vorstösse. So will etwa die «Aufstockungsinitiative» richtigerweise den Zubau zusätzlicher Etagen auf existierenden Immobilien erleichtern. In der Tat besteht hier noch viel Luft nach oben. Allerdings will die «Mehrwertinitiative» Teile dieser Wertsteigerung den Eigentümern gleich wieder wegnehmen – eine kluge Anreizstruktur sieht anders aus. Kurzfristig ist die grösste Angebotsausweitung wohl nur über eine Anpassung des Raumplanungsgesetzes oder über temporäre Aussetzungen von Richtlinien zu haben. Das Korsett der Raumplanung muss endlich aufgeschnürt werden.
Es profitiert, wer bereits besitzt
Der überhitzte Wohnungsmarkt bedeutet auch: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Umgekehrt profitiert, wer bereits jetzt einen vorteilhaften Mietvertrag oder ein Haus an günstiger Lage besitzt.
Durch die hohe Nettozuwanderung in die Schweiz sind allerdings fast alle Immobilienbesitzer zu Gewinnern geworden – einfach nur, weil sie bereits Besitzer sind. So macht die hohe Nachfrage selbst die dümmsten Investoren zu genialen Anlegern. Es war die hohe Zuwanderung, die unzählige Personen der Boomergeneration unverhofft zu Gewinnern, ja sogar zu Betongold-Millionären und -Multimillionären gemacht hat – wenn auch manche erst erben, wenn sie selbst das Pensionsalter erreicht haben. Junge und nicht vermögende Ausländer, die neu Wohnraum suchen, finden ihn im besten Fall noch in Regensdorf-Watt, in Oberengstringen oder dann weit weg von der Stadt. Oder sie erhöhen als Ausländer den Ausländeranteil von Neuenhof (52,3 Prozent) oder Spreitenbach (51,6 Prozent).
Wer will, dass der Markt wieder spielt, muss die hohe jährliche Nettozuwanderung beenden. Nur so endet das Breitenwachstum der Schweiz. Nur so kann sich der überhitzte Immobilienmarkt normalisieren. Nur so kann es wieder einen fairen Wettbewerb geben. Eine Meritokratie, in der es sich die Besitzenden gemütlich machen können, ist nur bedingt fair. Newcomer müssen eine faire Chance haben, durch gute Leistungen Ähnliches erreichen zu können wie das Establishment, und das ist derzeit nicht der Fall. Ein junger Familienvater kann sich auch mit einem überdurchschnittlichen Einkommen den Traum eines Eigenheims im Grünen nicht erarbeiten, solange die Kinder noch jung sind. Wer nicht erbt, kann es sein Leben lang vergessen.
«So macht die hohe Nachfrage selbst die dümmsten Investoren zu genialen Anlegern.»
Lesben dürfen mitten in Berlin wohnen
Ein Blick nach Deutschland zeigt, wohin die Reise in Zürich hoffentlich nicht geht. Bei der Bundestagswahl 2025 erzielte die Partei Die Linke 8,8 Prozent der Stimmen, mit einem Wahlprogramm, das einen Mietendeckel forderte, ein Verbot einer Mieterhöhung im ganzen Bundesgebiet, einen ausgebauten Kündigungsschutz, Dauermietverträge für alle sowie ein Recht auf Wohnungstausch. «Überzogene Heizkostenrechnungen» sollen unter Strafe gestellt werden. Immobilienkonzerne sollen vergesellschaftet «und in eine Anstalt öffentlichen Rechts mit demokratischer Verwaltung» überführt, also enteignet werden.
Klingt verrückt? Der Mietendeckel wurde in Berlin 2020 eingeführt, dann aber 2021 vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. Obwohl er nur 14 Monate in Kraft war, führte er zu einem starken Rückgang des Mietwohnungsangebots.
Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum mitten in der Stadt treibt wunderliche Blüten: Bis 2026 werden 70 staatlich geförderte 1- bis 4-Zimmer-Mietwohnungen für lesbische Frauen in Berlin fertiggebaut. Nicht irgendwo, sondern an bester Lage, ein paar Minuten Fussweg vom Alexanderplatz, an der Berolinastrasse. Gebaut werden die Wohnungen von der WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH, die dafür öffentliche Fördermittel nutzt. Die lesbischen Frauen kommen zur Vorzugsbehandlung, weil sie «immer noch Diskriminierung» erfahren, sagte Wiebke Neumann, queerpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion gegenüber dem «Tagesspiegel». Der regierende Bürgermeister (Kai Wegner, CDU) sagte anlässlich der Grundsteinlegung: «Wir müssen alles dafür tun, dass lesbisches Leben sichtbarer wird in Berlin.»
Fazit
Die bürgerlichen Parteien in der Schweiz sollten aufpassen: Heizt sich der Immobilienmarkt weiter auf, werden sich die Schweizer Linken bald an den Berliner Linken orientieren, und die Newcomer an den Rändern werden ihnen zulaufen. Und dann wird’s für alle ungemütlich, denen Eigentum ein Anliegen ist. Verrückte Ideen wie die Freigabe von Dachterrassen für die Allgemeinheit sind dann nur der Anfang. Wer definitiv ausschliessen will, dass eines Tages der Mob mit Fackeln und Heugabeln im Seefeld vor der Tür steht und gewaltsam Zugang zur Terrasse fordert, sollte der unkontrollierten Zuwanderung Einhalt gebieten.