Gute Geschichten, nicht staatliche Auswahlkriterien bringen Erfolg
Bild: Frederik Maarsen, fotografiert von Jasmin Schuller.

Gute Geschichten, nicht staatliche Auswahlkriterien bringen Erfolg

Ein Teil der Schweizer Filmbranche erhofft sich durch das Filmgesetz zusätzliche Mittel. Doch damit es bessere Filme aus der Schweiz gibt, braucht es nicht mehr Geld. Ändern müssen sich die Herangehensweise und das Fördersystem.

 

«Mad Heidi» heisst der Titel eines Spielfilms von Regisseur Johannes Hartmann, der derzeit in Produktion ist. In der dystopischen Horrorkomödie kämpft Heidi gegen den Käsefaschismus. Das Projekt hat gemäss Webseite insgesamt 1,98 Millionen Franken an Investitionen von Unterstützern weltweit erhalten. Zusätzlich konnten schon 184 000 Franken durch den Fanshop gelöst werden. Die Produzenten sind überzeugt: «Alle, die Filme wie ‹Mad Max›, ‹Kill Bill› oder ‹Iron Sky› mögen, werden auch ‹Mad Heidi› lieben.»

Bild: Von Horrorfans finanziert: «Mad Heidi» von Johannes Hartmann (2022).

«Mad Heidi» ist damit das neuste Schweizer Beispiel eines unabhängig vom Staat finanzierten Films. Im Ausland gibt es viele weitere erfolgreiche Titel wie «Kung Fury», «Victoria Mars» oder «Anomalisa», welche über die Zuschauer vorfinanziert wurden.

Filme, die mehrheitlich privat finanziert sind, verfolgen meist das Ziel, ein klar definiertes oder breites Publikum anzusprechen, weil sie ihre Kosten wieder einspielen wollen. Sie sind deshalb oft einzigartiger als Filme, die mit staatlichen Geldern finanziert werden, da sie frei von Richtlinien sind und dem Zuschauer statt einem Gremium der Filmförderung gefallen wollen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Filme privat zu finanzieren. Diese reichen von einzelnen grossen privaten Sponsoren und Investoren über Crowdfunding bis hin zu Pre-Sales. Bei Pre-Sales werden die Rechte des Filmes bereits im voraus zum Beispiel an Streamingplattformen verkauft. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, mit Productplacements zu arbeiten. Wenn diese gut umgesetzt sind, fallen sie kaum auf oder können sogar für Witz sorgen. Ein gutes Beispiel für gelungenes Productplacement enthält der Film «Kingsman», welcher humorvoll Produkte von McDonald’s zeigt.

Daneben gibt es schon heute mehr als genug finanzielle Unterstützung vom Staat. Aktuell investieren Bund, Kantone und Gemeinden rund 90 Millionen, die SRG rund 32,5 Millionen in das Schweizer Filmschaffen – insgesamt also mehr als 120 Millionen Franken. Daneben gibt es viele Stiftungen wie die Ernst-Göhner-Stiftung oder das Migros-Kulturprozent, welche Kultur unterstützen.

In der Schweiz soll für die Filmförderung nun eine zusätzliche Geldquelle erschlossen werden. Internationale Streamingplattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ und ausländische Fernsehsender wie Sat1, Pro7 oder RTL sollen künftig vier Prozent ihres Schweizer Umsatzes hierzulande investieren, was gemäss Schätzung des Bundes rund 18 Millionen Franken pro Jahr entspricht. Zudem werden sie verpflichtet, dass mindestens 30 Prozent ihres Angebotes europäisch sein müssen. Am 15. Mai findet dazu eine eidgenössische Volksabstimmung statt.

«Die Filmförderung sollte

Produktionen unterstützen,

welche privat finanziert sind und

Geld in der Schweiz ausgeben.»

Was gegen die «Lex Netflix» spricht

Bild: Tragikomödie mit
ungewöhnlichem Thema: «Honig im Kopf» von Til Schweiger (2014).

Dass Einnahmen, welche online generiert werden, im Land der Konsumenten versteuert werden sollen, darüber kann gerne diskutiert werden. Eine Zwangsabgabe von privaten Unternehmen, um Filme zu unterstützen, welche in den Sümpfen verschwinden, erscheint dagegen wenig sinnvoll.

Ich finde es falsch, dass ein Unternehmen wie Netflix, welches mit privatem Risiko aufgebaut wurde, Geld zur Filmförderung abgeben muss. So müsste es wohl Filme fördern, welche den Anspruch, den Zuschauern zu gefallen und am Markt zu bestehen, nicht erfüllen.

Zudem besteht die Gefahr, dass die neue Abgabe nicht bewirkt, was sie eigentlich erreichen will: Nur weil Streaming­anbieter vier Prozent ihres Umsatzes im Land investieren müssen, werden kaum bessere Schweizer…