
Pioniere der Wirtschaftsgeschichte
Rudolf Albert Koechlin: Der paneuropäische Bankier
Globalisierung und Freihandel sind zwei brandaktuelle Schlagworte, die gemeinhin die Weltwirtschaft in den letzten Jahrzehnten beschreiben. Dabei wird oft übersehen, dass die europäischen Landesgrenzen bereits um 1900 vergleichsweise weit offen waren, wie das Wirken von Rudolf Albert Koechlin (1859–1927) eindrücklich zeigt. Nach einer Banklehre in Basel folgten Wanderjahre in Paris und Wien sowie Reisen nach Berlin und London, auf denen er das Potenzial der Elektrizität erkannte.
Von da an setzte er sein ganzes Berufsleben für die Verbreitung dieser neuartigen Technologie ein. Als Direktor der Basler Handelsbank ab 1893 beschränkte er sich aber nicht auf den inländischen Markt, sondern tätigte erfolgreiche Investitionen in Elektrifizierungsprojekte in ganz Europa. Auch bei der Wahl der Industriepartner spielten Nationalitäten keine Rolle. So wurden die meisten Projekte mit der aufstrebenden und ebenfalls international tätigen Siemens & Halske aus Berlin realisiert.
Grundstein für diese Zusammenarbeit bildete Koechlins erstes Elektrifizierungsprojekt, das die europäische Dimension seines Denkens und Wirkens vorwegnahm. 1888 sicherte er sich in Paris die Konzession für die Elektrifizierung des Stadtteils Clichy, notabene als Schweizer Bankenvertreter und in Zusammenarbeit mit Siemens & Halske.
Von 1914 bis zu seinem Tod präsidierte Koechlin den Verwaltungsrat der Basler Handelsbank. In dieser Funktion nahm er auch Einsitz in den Verwaltungsräten der von der Bank finanzierten Gesellschaften. 22 Mandate waren es insgesamt, die ihn zu Sitzungen von Basel nach Paris, Mailand, Berlin, Wien oder Warschau führten.