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Tausendsassa der Schweizer Industrie
Daniel Nerlich/Matthias Wiesmann: «Weltengänger» in krisenhaften Zeiten. Zürich: Chronos-Verlag, 2023.

Tausendsassa der Schweizer Industrie

Daniel Nerlich/Matthias Wiesmann: «Weltengänger» in krisenhaften Zeiten. Zürich: Chronos-Verlag, 2023.

Hans Sulzer war ein vielbeschäftigter Industrieller, der selten zur Ruhe kam: Der gebürtige Winterthurer wurde 1876 in eine bekannte Unternehmerfamilie hineingeboren und übernahm später jenen grossen Maschinenbaukonzern, der heute seinen Namen trägt. Daneben wirkte er bis zu seinem Tod 1959 allerdings auch als Diplomat, als Wirtschaftsexperte und im Verwaltungsrat zahlreicher anderer Unternehmen, als Verfechter des Liberalismus und als Familienmensch. Heute gilt er als eine der Schlüsselfiguren der Schweizer Wirtschaft.

Nun liegt erstmals ein Sammelband zu seiner Person vor. In «‹Weltengänger› in krisenhaften Zeiten» beleuchten sechs Beiträge unterschiedlichste Aspekte von Sulzers Leben: angefangen bei seiner Familie über seine Tätigkeiten in den beiden Weltkriegen bis hin zu seinen Aktivitäten im Dienste des Neoliberalismus. Besonders in seiner Rolle als Diplomat, in die er mehr zufällig als gewollt hineinrutschte, investierte er stark in die schweizerisch-amerikanischen Beziehungen. So gelang es ihm etwa, 1918 das Abkommen für den Import amerikanischer Lebensmittel und Getreide zu festigen, was wesentlich war, um eine damals drohende Hungersnot abzuwenden.

Mit der Herausgabe dieser Aufsätze zu Sulzers Leben und Wirken beleuchten die Historiker Daniel Nerlich und Matthias Wiesmann die Biografie einer aussergewöhnlichen Schweizer Persönlichkeit und gewähren wertvolle Einblicke in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nebenbei ist zu erfahren, wieso sich Deutschschweizer im Ausland lieber als frankophil bezeichneten und wie herausfordernd sich die Wahrung der Neutralität für die Eidgenossen bisweilen gestaltete; zudem wird auch die Geschichte dieser Zeitschrift gestreift. Somit ist das hier rekonstruierte «Lebenspuzzle» Sulzers nicht nur ein wichtiger Schritt zu einer noch zu schreibenden Biografie, sondern auch ein erhellender Beitrag zur Geschichte der hiesigen Wirtschaft und des Liberalismus.

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