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Die Bevölkerung noch besser mit medizinischen Gütern versorgen
Anne Levy, zvg.

Die Bevölkerung noch besser mit medizinischen Gütern versorgen

Wie die nächste Krise aussehen wird, weiss niemand. Klar ist aber, dass soziale und gesellschaftliche Aspekte künftig stärker berücksichtigt werden müssen.

Anfang 2020 zeigte sich, wie schnell sich das Coronavirus von China aus verbreitete und wie bedrohlich es für die Menschen war. Auch in der Schweiz mussten die Behörden daher rasch handeln und adäquate Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung treffen. Vergessen wir nicht: Das Virus war hochansteckend und gefährlich. Es war damals noch niemand immun dagegen. Hinzu kommt, dass Wissen und Erfahrung fehlten, um mit Gewissheit sagen zu können, welche Medikamente und Therapien für schwer erkrankte Menschen am besten waren. Das wurde erst mit der Zeit klar.

Die Massnahmen der Behörden dienten daher dazu, die Ausbreitung des Virus zu bremsen und eine Überlastung der Spitäler durch eine rasante Zunahme der Fälle zu vermeiden. Damit Schwerkranke möglichst gut behandelt werden konnten.

Gesundheit und Geborgenheit

Die Massnahmen haben Bevölkerung und Wirtschaft belastet. Es ist daher wichtig, die Lehren aus dem Umgang mit der Coronapandemie zu ziehen. Dazu gehört für mich persönlich, dass die Politik, die Wissenschaft und die Gesellschaft neben medizinischen Überlegungen künftig soziale und gesellschaftliche Aspekte sowie die Perspektiven der Betroffenen stärker berücksichtigen – beispielsweise bei älteren Menschen in Pflegeheimen. Während manche möglichst gut geschützt werden wollen, leiden andere, wenn deswegen soziale Kontakte wegfallen. Gesundheit ist wichtig, aber auch Geborgenheit. Die Betroffenen in solchen Fällen mehr einzubeziehen, ist möglich, wie eine Evaluation gezeigt hat – etwa über Bewohnerräte.

«Während manche möglichst gut geschützt werden wollen, leiden

andere, wenn deswegen soziale Kontakte wegfallen. Gesundheit ist

wichtig, aber auch Geborgenheit.»

Bei den Kindern und Jugendlichen stellte die Schweiz zunächst um auf digitalen Unterricht, verzichtete danach aber – anders als andere Länder – auf Schulschliessungen. Denn die Schule ist nicht nur der Ort, wo die Jungen zum Lernen hingehen, sondern vor allem auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt für junge Menschen. Deshalb ermöglichten das Bundesamt für Gesundheit und der Bundesrat rasch wieder Sporttrainings in Gruppen sowie Ferienlager. Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Massnahmen abzufedern, bot der Bund zudem schnell und unbürokratisch finanzielle Hilfe an.

Jede Krise ist wieder anders

Schwierig war vor allem jene Phase der Pandemie, als die Immunität in der Bevölkerung – sei es durch Impfungen oder durchgemachte Erkrankungen – zunahm. Aber gewisse Schutzmassnahmen mussten beibehalten werden, da das Virus rasch mutierte und insbesondere für vulnerable Gruppen weiterhin bedrohlich blieb. Die Bevölkerung trug den Schweizer Weg insgesamt aber breit mit, wie sich in den Volksabstimmungen zeigte.

Was bleibt von der Coronazeit? Mir ist wichtig, die Erfahrungen und Erkenntnisse daraus für die Bewältigung künftiger Pandemien zu nutzen. Allerdings kann heute niemand sagen, wie die nächste grosse Krise aussehen wird. Wird es erneut ein ansteckendes Virus sein? Oder werden es gravierende Antibiotikaresistenzen sein? Deshalb müssen wir unsere Anpassungen so gestalten, dass wir flexibel auf verschiedene Szenarien reagieren können.

«Mir ist wichtig, die Erfahrungen und Erkenntnisse daraus für die

Bewältigung künftiger Pandemien zu nutzen. Allerdings kann heute

niemand sagen, wie die nächste grosse Krise aussehen wird.»

Bei der Aktualisierung des Pandemieplans achten wir vom BAG darauf, dass er nicht auf einen bestimmten Erreger wie beispielsweise Influenza beschränkt bleibt, sondern offener konzipiert ist. Ebenfalls angepasst wird das Epidemiengesetz. Die Revision zielt darauf ab, die Bevölkerung besser vor gefährlichen Erregern und Antibiotikaresistenzen zu schützen, die Prävention zu stärken und die Aufgabenverteilung zwischen Bund und Kantonen zu präzisieren. Der Bund stärkt zudem die Versorgung mit medizinischen Gütern – etwas, das mir besonders am Herzen liegt. So sollen zum Beispiel Arzneimittel künftig bei Engpässen einfacher importiert werden können, auch wenn diese in der Schweiz noch keine Zulassung haben.

Mein Dank gilt allen, die durch ihre Erfahrungen und Hinweise dazu beitragen, dass wir künftige Gesundheitskrisen gemeinsam möglichst gut bewältigen können!

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Anders Tegnell, zvg.
«Es ist erstaunlich, wie leicht es war, die Massnahmen
einzuführen – und wie
unglaublich schwierig, sie
wieder aufzuheben»

Die Eigenverantwortung spielte bei der Bewältigung der Pandemie eine entscheidende Rolle, sagt Schwedens früherer Chefepidemiologe Anders Tegnell. Der schwedische Ansatz erwies sich nicht nur als wirksam, sondern stärkte auch das Vertrauen der Bevölkerung.

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