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Aus Aussenseiterinnen werden Heldinnen
Marianne Meier und Monika Hofmann: Das Recht zu kicken: Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs. Zürich: Hier und Jetzt, 2025.

Aus Aussenseiterinnen werden Heldinnen

Pünktlich zur Fussball-EM legen Marianne Meier und Monika Hofmann die erste umfassende Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz vor.

Vor der Fussballeuropameisterschaft der Frauen, die vom 2. bis 27. Juli in der Schweiz stattfindet, feiert die Gastgebernation ihre Spielerinnen. Alle Spiele der Schweizerinnen sind ausverkauft. Welch ein Kontrast zur Situation vor wenigen Jahrzehnten. Der Schweizerische Fussballverband lehnte Frauen lange ab, eine Schweizer Liga gab es nicht. Zwar erhielt Madeleine Boll 1965 als erste Frau weltweit die Spiellizenz eines nationalen Verbands. Nach einigen Schlagzeilen in den Medien annullierte der Schweizerische Fussballverband den Entscheid aber sofort wieder. Boll und andere talentierte Schweizer Fussballerinnen spielten später bei italienischen Vereinen.

Die erste umfassende Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz der Historikerin Marianne Meier und der Geschlechterforscherin Monika Hofmann dokumentiert die Entwicklung des Sports und der öffentlichen Wahrnehmung, seit in den 1920er-Jahren Frauen erstmals kickten – damals freilich noch informell. 1970 wurde dann die Schweizerische Damenfussball-Liga gegründet, die Nationalmannschaft absolvierte erste Spiele.

Die Autorinnen haben einige interessante Fakten und Geschichten ausgegraben und erzählen sie auf spannende Weise. Schade ist nur, dass das Buch immer wieder in einen anklagenden, politaktivistischen Ton verfällt. Dabei gäbe es mehr als genug zu feiern für den Frauenfussball in diesem Jahr.

Meier und Hofmann bemängeln bereits den Begriff «Frauenfussball» als abwertend. Irritierend ist auch, dass sich die Autorinnen zwar wortreich über die Benachteiligung von Frauen beklagen, zugleich aber negieren, dass es überhaupt zwei Geschlechter gibt. Stattdessen betonen sie, Geschlecht umfasse «das ganze Spektrum zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit», und unter den Begriff «Frauen» versammeln sie «alle Menschen, die sich damit identifizieren». Sie verkennen damit, dass die Kategorisierung nach biologischem Geschlecht massgeblich dazu dient, Frauen zu schützen. Oder was würden wir sagen, wenn sich ein männlicher Durchschnittsfussballer plötzlich als Frau definiert, um in internationalen Wettbewerben mitzumischen und Frauen die Preisgelder wegzunehmen?

Nichtsdestotrotz ist das Buch eine lohnende Lektüre. Dafür sorgen nicht zuletzt auch die grosszügige Bebilderung sowie Kurzinterviews mit verschiedenen Frauen, die den Text auflockern. Zudem wird das Werk ergänzt durch einen Podcast («Fussballpionierinnen»), in dem bedeutende Protagonistinnen wie Cathy Moser, Nicole Petignat oder Esther Zaugg zu Wort kommen.

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