Was uns «Tim und Struppi» über Geduld und Inflation lehren
Martin Meyer lässt sich vom belgischen Comichelden zu Reflexionen über das menschliche Dasein inspirieren.

«Ich gehe jeden Morgen mit dem Hund eine Stunde marschieren – nicht spazieren», verriet Martin Meyer jüngst im Gespräch mit dem Schweizer Monat. Der frühere Feuilleton-Chef der NZZ hat damit einiges gemeinsam mit einem anderen Medienschaffenden, der ebenfalls oft mit seinem vierbeinigen Begleiter unterwegs ist: dem legendären Comichelden und rasenden Reporter Tim.
Als studierter Historiker, Literaturwissenschafter und Philosoph mag Meyer nicht der Erste sein, bei dem man ein Faible für Comics vermuten würde, die oft als niedere Kunstform belächelt werden. Doch weit gefehlt. Tatsächlich bieten «Tim und Struppi» nicht nur Unterhaltung, sondern können auch zu tiefgründigen Einsichten verhelfen.
Das beweist Meyer in seinem neuen Buch «Menschenkunde». Darin stellt er anhand von 33 Situationen aus Tim und Struppi Überlegungen über die condition humaine an. So philosophiert er über Geduld, Nichtstun oder die Inflation.
Das schmale Büchlein setzt Tim (eine leider missglückte Übersetzung des französischen Originalnamens Tintin) und seinem Schöpfer Hergé ein Denkmal, das ebenso kurzweilig wie erkenntnisreich ist. (Lukas Leuzinger)