Die bunten Pessimisten
Die Schweiz stimmt ab: über das bedingungslose Grundeinkommen.
Die Schweiz stimmt ab, worüber andere bloss diskutieren: das bedingungslose Grundeinkommen. Das «BGE», so das Kürzel, trifft auf viel Gegenliebe unter Künstlern, Intellektuellen und Freigeistern. Also inszenieren sie eine bunte und unkonventionelle Abstimmungskampagne. Kürzlich verteilten die BGE-Jünger etwa Bargeld in Zürich, einfach so. Sympathisch wirkt es, wenn Querdenker solche «Denkanstösse» liefern und Utopien aufzeigen. Progressiv, irgendwie. Und doch: bei näherem Hinsehen ist unverkennbar, dass viel Pessimismus die Argumentation der «Bedingungslosen» durchtränkt. Denn den Wunsch nach einem BGE treibt nicht die Vorfreude, sondern die Angst, dass ein «bedingtes» Einkommen bald an Grenzen stossen würde.
Roboter und Algorithmen, so die Argumentation, ersetzten künftig menschliche Arbeit, machten damit zwar viele reicher, aber eben auch viele arbeitslos. Umfassende BGE-Umverteilung werde dann notwendig, um all die Technologieverlierer aufzufangen. Dumm bloss, dass dieser ökonomische Malthusianismus längst vielfach von der Realität widerlegt ist. Denn technischer Fortschritt setzt Humankapital frei, ja dieses passt jedoch seine Qualität ständig an und fliesst in jene (besser rentierenden) Bereiche, in denen es unvermindert dringend benötigt wird. Gerade weil technischer Fortschritt also menschliche Arbeit freisetzt, verändert und aufwertet, führt er zu Wohlstand. Sonst befänden wir uns 2016 noch darbend in Hütten, auf dem Acker – oder unsere Kinder sich in den Schloten Mailands, als Kaminfeger.
Pessimistische Phantasien vom Ende der Arbeit lassen ein BGE plausibel erscheinen. Allerdings: Innovationen haben in der Menschheitsgeschichte stets zu mehr, besserer und rentablerer Arbeit – und so zu Wachstum – geführt. Vorausgesetzt, die menschliche Kreativität wird nicht unnötig behindert, etwa durch Regulierung oder Umverteilung. Den engagierten BGE-Kassandras sei daher zugerufen: mehr Mut zur Freiheit!