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«Cognitive Biases» verzeichnet die englischsprachige Wikipediaseite. Unter kognitiven Verzerrungen werden sowohl systematische Abweichungen menschlicher Wahrnehmung von der objektiven Realität als auch systematische Abweichungen menschlichen Verhaltens von theoretisch modelliertem Verhalten verstanden.

So gehört zu den angeführten Verzerrungen der «Bestätigungsfehler». Damit wird unsere Tendenz beschrieben, Information genau so zu suchen und zu verarbeiten, dass sie gut zu unseren bereits bestehenden Sichtweisen passt. In den meisten Fällen suchen wir also Bestätigung, wenn wir meinen, die Wahrheit zu suchen. Das «hyperbolische Diskontieren» wiederum steht auf der Liste, weil wir dem Modell eines konstanten Diskontsatzes konsequent zuwiderhandeln. Das heisst: wir neigen dazu, in der Gegenwart ungeduldiger zu sein als in der Zukunft – bis die Zukunft die Gegenwart ist. So essen wir heute mehr Süsses und sorgen weniger fürs Alter vor, als es unserem zukünftigen Ich lieb sein kann. Unser jetziges Ich freilich sieht das etwas anders.

Nach einem Blick auf die Liste der 186 kognitiven Verzerrungen liegt der Schluss nahe, wir hätten uns und unsere Leben kaum im Griff. Allerdings: Fehlbarkeiten und Ambivalenzen sind menschlich und kein Nachweis genereller Unfähigkeit, auch wenn manch politisch Verantwortlicher damit sein gesamtes sozialpolitisches Schaffen zu legitimieren sucht. Wer andere vor sich selbst schützen will, läuft Gefahr, selbst einer gelisteten kognitiven Verzerrung auf den Leim zu gehen: der Selbstüberschätzung. Das scheint insbesondere für den deutschsprachigen Raum zu gelten, denn: die deutsche Wikipediaseite zu kognitiven Verzerrungen enthält interessanterweise nur 49 Einträge.

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