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Zum Chor predigen
Rebecca Solnit, photographiert von David Butow / Redux / laif.

Zum Chor predigen

Die vielgeschmähte Filterblase hat auch ihr Gutes: Nur wenn sich Menschen austauschen, die ähnliche Werte teilen, wird aus Gesprächen politisches Handeln. Und nur wenn Menschen handeln, geht es vorwärts.

Auf einem River-Rafting-Trip durch den Grand Canyon reiste ich einst mit einem charmanten, gutgelaunten Mann, der im Golf von Mexiko eine Ölplattform betrieb. Er schimpfte gern auf Nancy Pelosi, die kurz zuvor Sprecherin des Repräsentantenhauses geworden war. Eines Tages erzählte ich ihm, ich möge Pelosi auch nicht, da sie in vielen Fragen deutlich rechts von mir stehe. Der Mann war völlig perplex; für ihn definierte Pelosi den linksten Rand des Universums, jenseits dessen nichts mehr existieren konnte.

Wenn der Ölmann an Land war, lebte er in Colorado Springs; ich komme aus San Francisco. Schon die Geographie machte uns einander zu exotischen Gattungen. Die Flussfahrt fand 2009 statt, in einer Zeit, als ich Fremden öfter frustriert erzählte, dass die Menschen in meiner Heimatstadt genauso verbohrt sein konnten wie jede rechte Community. Wir lebten alle in unserer jeweiligen Blase und predigten zu unseren jeweiligen Chören; ich war auf der Suche nach substanziellerem Austausch. Was schliesslich bei meinen Gesprächen auf dem Floss herauskam, war jedoch nicht besonders erhellend. Ich erfreute mich an der texanisch gefärbten Sprache des Ölmanns, und in unserer Wertschätzung für Buttermilchkekse fanden wir einen gemeinsamen Nenner, aber keiner von uns änderte die Ansichten des anderen über fossile Energieträger, und wir versuchten es auch nicht – vielleicht ist das der Grund, warum die Begegnung in der Rückschau so angenehm erscheint.

Der Ausdruck «zum Chor predigen» (engl. «preaching to the choir») bedeutet genaugenommen, seine Zuhörer mit Argumenten zu nerven, denen sie ohnehin bereits zustimmen – eine häufige Sünde von Radikalen, die dazu neigen, andere herabzusetzen, um die eigene Stärke zu demonstrieren. Aber der Begriff kann auch in einem zu weit gefassten Sinn angewandt werden: um Unterhaltungen zwischen Menschen schlechtzumachen, deren Ansichten zufällig übereinstimmen. Der Ausdruck impliziert, dass politische Arbeit primär evangelisch oder sogar missionarisch sein sollte; dass die Aufgabe darin bestehe, hinauszugehen und die Heiden zu bekehren; dass mit denen zu reden, mit denen wir einig sind, nichts bringe. Doch nur die Geduldigsten und Geschicktesten unter uns können die Ansichten derer ändern, die fundamental anderer Meinung sind. Und ist es denn sinnlos, einer Predigt beizuwohnen, sich mit seinen Mitbürgern zu versammeln? Wozu gehen wir in die Kirche, wenn nicht um zu singen, etwas zu beten, unsere Seelen zu erleichtern, Freunde zu treffen und die Predigt zu hören?

Ausserdem liegt der Empfehlung, nicht zum Chor zu predigen, ein falsches Verständnis des Predigens zugrunde. Bekehrung oder auch nur die Übermittlung von Information sind nicht seine Hauptziele; der Prediger hat andere Aufgaben. Klassischerweise ist die Predigt eine Art Literaturkritik, die die biblischen Schlüsseltexte und ihre Bedeutungen als unerschöpflich betrachtet. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene hören gute Geschichten gern mehr als einmal, und die meisten Religionen haben Gebete und Narrative, Hymnen und Gesänge, die als Bedeutungsquellen angesehen werden, die nie versiegen. Man kann sein sword and shield jederzeit ein weiteres Mal down by the riverside hinlegen; es gibt immer noch neue Wege, auszudrücken, dass man einst blind war and now can see.1

Karen Haygood Stokes, Seelsorgerin in Grand Rapids, Michigan, die früher im San Francisco Symphony Choir sang, erklärte mir, ihr Ziel sei es weniger, Menschen vom Glauben zu überzeugen, als sie zu ermutigen, den bestehenden Glauben zu hinterfragen. «Meine Aufgabe als Predigerin ist es, Orte der Übereinstimmung zu finden und von dort weiterzugehen. Nicht um jemanden umzustimmen, sondern um ein vertieftes Verständnis zu ermöglichen.» Was die Mitglieder ihrer Gemeinde eint, ist nicht das Ziel, sondern der Ausgangspunkt: «Haben wir kritisch darüber nachgedacht, warum wir uns einig sind?» Es ist ein Aufruf, tiefer zu schürfen, sich selbst zu hinterfragen.

Die Grundannahme hinter der Idee, dass wir nicht «zum Chor predigen» sollen, ist, dass das «richtige» Publikum unsere Gegner wären, nicht unsere Verbündeten. Besonders zu Wahlkampfzeiten herrscht die Ansicht vor, Wahlen würden nicht dadurch gewonnen, sich auf die eigene Basis zu konzentrieren, sondern dadurch, die Opposition umstimmen zu können. Nach diesen Überlegungen müsste alles, was ich in dieser Zeit schreibe und sage, an meine Widersacher gerichtet sein, um sie für mein Lager zu gewinnen. Mir ist oft nahegelegt worden, meine Äusserungen sollten fremde Menschen, mit denen ich wenig zu tun hätte, nicht vor den Kopf stossen, und ich möge Dinge so ausdrücken – ich weiss nicht, welche flauschigen Wörter dazu geeignet sein könnten und ob ich über diese Wörter verfüge –, dass sie nicht irritieren oder befremden. Ich solle meine Anstrengungen in Menschen investieren, die mir leidenschaftlich widersprechen, denn wozu Zeit mit jenen verschwenden, mit denen ich bereits Beziehungen aufgebaut habe und Interessen teile?

Einer der quälendsten Riten der vergangenen Präsidentschaftswahlen waren die Debatten, in die «Unentschlossene» oder Wechselwähler eingeladen wurden, den Kandidaten Fragen zu stellen. Die Prämisse hinter diesem Spektakel ist, dass Kandidaten dann siegen, wenn sie erfolgreich um Wähler buhlen, die sich nicht ganz sicher sind, ob sie für oder gegen Bürgerrechte einstehen, für oder gegen Steuerermässigungen und so weiter. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass politische Organisationen am meisten davon profitieren, die zu motivieren, die ihren Anliegen bereits zustimmen, und dass insbesondere die Bemühungen der Demokraten eher bei Menschen Erfolg haben, die unschlüssig sind, ob – nicht: wie – sie wählen. Das bedeutet, Wähler zu erreichen, die traditionell mit geringerer Wahrscheinlichkeit zur Urne gegangen sind: Arme, Junge, Nichtweisse. Die Republikaner wissen das, weshalb sie hart an Strategien gearbeitet haben, die diese Gruppen vom Wählen abbringen sollen.

Dennoch werben gemässigte Demokraten häufig um die, die sie nicht bereits unterstützen, und verraten dabei jene, die es tun. Es ist, als würde man, in der Hoffnung, bei Anhängern irgendeiner anderen Religion Pluspunkte zu sammeln, nicht nur seine Gemeinde, sondern gleich auch noch seinen Glauben abschütteln wollen. Man glaubt, neue Anhänger gewinnen zu können; tatsächlich fällt man selbst vom Glauben ab. Ob bei der «Reform» des Sozialstaats, beim Krieg gegen den Terror, in der Wirtschaftspolitik oder im Irrglauben, die «weisse Arbeiterklasse» für sich gewinnen zu können: wieder und wieder stiessen fehlgeleitete Versuche, neue Wählergruppen zu erreichen, die bestehende Wählerschaft vor den Kopf.

Im Jahr 2017 gingen einige Demokraten in der Absicht, konservative Gesellschaftsschichten anzusprechen, so weit, ihr Commitment zu Fortpflanzungsrechten zu lockern und diese als «Identitätspolitik» abzutun, die etwa gegenüber wirtschaftlicher Gerechtigkeit zu vernachlässigen sei. Viele Frauen sahen in einer solchen Haltung das Unvermögen, zu verstehen, dass wirtschaftliche Gleichberechtigung ohnehin unmöglich ist, solange eine Hälfte der Bevölkerung über den eigenen Körper und die Familienplanung nicht frei entscheiden kann. Die Frage ist sowohl eine strategische als auch eine prinzipielle: Gewinnt man, indem man die jagt, die andere Ansichten haben, oder indem man diejenigen bedient und respektiert, die man bereits an seiner Seite weiss? Ist ein Chor dazu da, zu den Ungläubigen zu singen, oder dazu, die Gläubigen zu inspirieren? Und was geschieht, wenn die Gläubigen und die Treuen nicht mehr auftauchen, nicht mehr spenden, die Arbeit nicht mehr machen?

Ein Grund, weshalb wir so stark auf Gesinnungswandel setzen, ist unsere Neigung zu glauben, dass Ideen mehr zählen als Taten, dass Wertvorstellungen direkt zu bestimmten Verhaltensweisen und klare Zustimmungswerte zu politischem und sozialem Wandel führen. In den vergangenen Jahren habe ich oft Menschen dabei zugehört, wie sie sich über Umfragen ausliessen, die zeigten, wie viele Amerikaner glauben, der Klimawandel sei real. Sie schienen überzeugt, diese Krise könne gemeistert werden, wenn nur alle sie als solche anerkennten. Wenn aber die Menschen, die den Klimawandel als drängende Tatsache sehen, nichts tun, um das Problem anzugehen, passiert nichts. Es ist nicht nur unwahrscheinlich, dass jemals alle Menschen einer Meinung sind, es spielt auch keine Rolle und es ist nicht wert, darauf zu warten. Es gibt nach wie vor Menschen, die nicht glauben, Frauen seien mit den gleichen, unveräusserlichen Rechten ausgestattet wie Männer, aber das hat uns nicht davon abgehalten, eine Politik zu entwickeln, die auf dem Prinzip der Gleichberechtigung der Geschlechter fusst.

Was zählt, ist, dass einige unter uns aktiv werden. Im Jahr 2006 machte sich die Politikwissenschafterin Erica Chenoweth daran, zu ermitteln, ob Gewaltlosigkeit im Hinblick auf einen Regimewechsel genauso effektiv sei wie Gewalt. Zu ihrer Überraschung fand sie heraus, dass gewaltlose Strategien besser funktionierten. Widerstandsorganisatoren waren ganz verzückt über ihr Fazit, ein Bevölkerungsanteil von etwa 3,5 Prozent reiche aus, um einem Regime erfolgreich zu widerstehen oder es gar zu stürzen. Mit anderen Worten: um Wandel zu erreichen, ist es nicht nötig, die Zustimmung aller zu haben. Man braucht nur eine Gruppe von Menschen, die so leidenschaftlich für die Sache eintreten, dass sie bereit sind zu spenden, zu kämpfen, zu demonstrieren und eine Verhaftung oder eine Verletzung zu riskieren.

Laut Gallup-Umfragen aus den frühen 1960er Jahren unterstützte nur eine Minderheit der Amerikaner das Vorgehen der Civil-Rights-Bewegung, und weniger als ein Viertel befürwortete 1963 den Marsch auf Washington. Nichtsdestoweniger half der Marsch dabei, die Regierung dazu zu bringen, 1964 den «Civil Rights Act» zu verabschieden. Es war an jenem Marsch, als Martin Luther King seine «I have a dream»-Rede hielt – Zum-Chor-Predigen at its best. King sprach, um seine Anhänger zu inspirieren, nicht, um seine Gegner zu überzeugen. Er sprach gegen das Masshalten und Abwägen an, argumentierte, dass die Unzufriedenheit seiner Zuhörer legitim, ja nötig war, dass sie drastische Veränderungen fordern müssten. Weisse Verbündete wurden zwar gebraucht, aber die schwarzen Aktivisten sollten nicht auf sie warten. Oft ist es gerade leidenschaftlicher Idealismus, der andere zu überzeugen vermag. Integrität zu zeigen ist überzeugender, als Kompromissbereitschaft zu zeigen. Statt die Menschen «da abzuholen, wo sie sind», kann man sich auch da positionieren, wo sie letzten Endes hinwollen.

In einem intellektuellen Austausch bedeutet Widerspruch nicht, einen Gegner zu zerstören.

Der Chor setzt sich aus besonders engagierten Gemeindemitgliedern zusammen: es sind jene, die jeden Sonntag erscheinen, sich jede Predigt anhören und grosszügig spenden. Die gemeinsam verbrachte Zeit, die Summe der gegenseitigen Sympathie und der geteilten Erfahrungen tragen dazu bei, dass sie mit einer Stimme singen können und dabei die Töne treffen. Um in der Politik zu siegen, muss man nicht Menschen umstimmen, die sich von einem unterscheiden, man muss die eigenen Leute motivieren. Über eine stumpfe Einigkeit hinaus gibt es tausend Dinge, die man mit seinen Freunden und Verbündeten diskutieren muss oder kann: Strategien und ihre praktische Umsetzung, die Feinheiten einer Theorie, Werte und Ziele (abgestufte wie langfristige), Neubewertungen, wenn sich die Lage zum Guten oder zum Schlechten wendet. Effektive Gespräche in diesem Sinne sind keine Alchemie; sie ändern nicht, was Menschen denken. Sie sind Elektrizität: sie bringen sie zum Leuchten.

«Correspondence», dieses wunderbare Wort, bezeichnet auf Englisch sowohl den Austausch von Briefen als auch die Feststellung, dass eine geistige Verwandtschaft besteht: man korrespondiert, weil man korrespondiert. Als junge Frau führte ich lange, intensive Diskussionen mit anderen jungen Frauen: über schwierige Mütter, unzuverlässige Männer, über Herzschmerz und Ambitionen und Unsicherheiten. Manchmal drehten sich diese Gespräche im Kreis, manchmal fuhren wir uns fest in unserer Unfähigkeit zu akzeptieren, dass wir das, was uns richtig oder gerecht erschien, nicht bekommen würden. Aber in ihren besten Momenten bekräftigten sie uns darin, dass unsere Ansichten und Gefühle nicht unbegründet oder illegitim waren, dass andere auf unserer Seite waren und unsere Erfahrungen teilten, dass wir wertvoll waren und unsere Möglichkeiten hatten. Wir stärkten uns selbst und die Bindungen zueinander.

In einem intellektuellen Austausch bedeutet Widerspruch nicht, einen Gegner zu zerstören, sondern Lösungsvorschläge und Analysen zu testen und in ihrer Struktur zu stärken. Das ist, was man tut, wenn man mit anderen im Grundsatz übereinstimmt, aber Details auszuarbeiten bleiben; und diese Arbeit kann eine Freude sein. Es ist eine Konstellation, in der niemand der Prediger und niemand der Chor ist, in der alles hinterfragt werden kann, Ideen schön und Präzision heilig sind.

Auch wenn in den sozialen Netzwerken hervorragende politische Arbeit geleistet und nützliche Debatten über Visionen und Ethik geführt werden: ein Grossteil der Zeit, die wir zusammen (oder allein) verbringen, ist durch Zeit ersetzt worden, während der wir online sind, in Arenen, die Subtilität und Komplexität nicht fördern. Wir sind zu kurzen, deklarativen Statements übergegangen, dazu, in Schlagzeilen, Gegensätzen, Allerweltskategorien zu denken, Worte als Figuren in einem Damespiel zu sehen statt, sagen wir, als die tänzerischen Gesten eines Balletts. Wenn jemand überzeugt ist, alles Nichtschwarze sei weiss, wirken Diskussionen über Schattierungen und Färbungen deplatziert. Dieser Absolutismus unterstellt, unsere einzige Positionierung gegenüber jenen, mit denen wir nicht komplett einer Meinung sind, sei totale Missbilligung – und dass es jenseits schlichter Einigkeit keine Nuancen, Strategien und Möglichkeiten zu erforschen gebe.

Absolutismus ist offensichtlich eine Antithese zu praktischer Politik, deren Gelingen davon abhängt, Menschen zu verstehen und zuweilen auch mit jenen zusammenzuarbeiten, mit denen man politisch nicht einer Meinung ist – oder mit denen man bei einigen Dingen einig geht und bei anderen nicht (das lernte ich auf Anti-Atom-Treffen in den 1980er Jahren, als Downwinder-Mormonen, Punks, japanische Buddhistenmönche, Franziskanerpriester und -nonnen und die Stammesältesten der Westlichen Shoshone ziemlich gut zusammenarbeiteten). Vielleicht ist es gar eine Antithese zur Conditio humana, in der wir mit unseren Unterschieden zusammenleben müssen und den grössten Teil unserer Reise in kleinen Schritten zurücklegen.

Den Wert von Gesprächen mit den «eigenen Leuten» kleinzureden heisst zu verkennen, dass der Nutzwert von Konversation – wie der einer Predigt – weit darüber hinausreicht, Informationen weiterzugeben oder andere zu überzeugen. Im besten Fall können Unterhaltungen viele subtile, indirekte Dinge erreichen. Der Maler Rudolf Baranik, der vor zwanzig Jahren gestorben ist, erzählte mir einmal die Geschichte, wie er an einem bitterkalten Wintertag in den 1930er Jahren in New York auf einer Fähre fuhr, kurz nachdem er als Flüchtling aus Osteuropa angekommen war. «Es ist sehr kalt, is it not?», sagte er in seinem förmlichen Englisch zu einem schwarzen Mann, der neben ihm auf dem Deck stand. «Yeaaahh, man», antwortete der Mitfahrer. Baranik wunderte sich: «Warum singt der Mann?» Der Moment blieb haften – die ihm unbekannte Musikalität der Intonation dieses New Yorkers hatte unvergesslich gemacht, was sonst nur ein gewöhnlicher Austausch gewesen wäre. Warum kommentiert man einem Fremden gegenüber das Wetter, wo die Bedingungen doch für beide offensichtlich sind? Weil es eine Bestätigung ist, dass man am selben Ort existiert, dass man dies gemeinsam hat – was immer einen sonst trennen mag. Und weil es eine Öffnung ist, wenn schon nicht zu gegenseitigem Verständnis, dann doch dahin, wo dieses beginnen könnte.

Karen Stokes erzählte mir, ihrer Ansicht nach schaffe der Chor einen Raum, der nahezu das Gegenteil der streitlustigen Kultur des Internets darstelle. «In so vielen Kirchen, an denen ich tätig war, ist der Chor die wichtigste Unterstützergruppe. Seine Mitglieder kommen jede Woche zusammen, verbringen gemeinsam Zeit, investieren weitere Zeit an den Sonntagen, sind eine gegenseitige Verpflichtung eingegangen. Man kann nicht auftauchen und sagen: ‹Lasst uns dieses Lied singen oder ich gehe.› Alle haben sich etwas Grösserem untergeordnet: Musik zu kreieren, Musik – im kirchlichen Kontext – zur Verehrung Gottes.»

Hinter einem breit abgestützten Konsens verbirgt sich in den meisten Fällen eine Vielzahl von Fragen und unbereinigten Differenzen. Zustimmung ist nur die Grundlage. Doch von da ausgehend können wir starke Gemeinschaften der Liebe und lebendige Widerstandsbewegungen aufbauen. «Wir können nicht alleine gehen», sagte Martin Luther King an jenem Tag im Jahr 1963. Findet Menschen, mit denen ihr gehen könnt – und reden könnt – und ihr werdet sowohl Kraft als auch Freude finden.

Der vorliegende Text wurde im «Harper’s Magazine» veröffentlicht. Er erscheint hier zum ersten Mal auf Deutsch. Copyright © 2017 Harper’s Magazine.

  1. Die Autorin verweist hier auf Textstellen aus «Down by the Riverside» und «Amazing Grace», zwei der bekanntesten englischsprachigen Gospels.

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