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Vom Meteoriten getroffen

Lee taugt als Vorname für Männer wie für Frauen. Daher entzieht sich Lee Gustavo, die Ich-Erzählerfigur in Sandra Hughes’ Debütroman, den geschlechtlichen Zuschreibungen. Lee arbeitet als patente Haushaltshilfe und liebt Frauen. Aber was heisst das schon. Halsbrecherisch schwankt Lee zwischen keckem Mädchen und dummem Jungen – was nicht das einzige ist, das an diesem verworrenen, […]

Olive auf der Zunge

In der akademischen Auseinandersetzung mit Lyrik geht es meistens darum, Zugänge zu finden, Inhalte zu erschliessen oder tiefere Bedeutungsschichten freizulegen. Beschäftigungen also, die wenig mit sinnlichem Genuss, aber viel mit interpretatorischer Schwerstarbeit zu tun haben. Nicht so bei Ralph Dutli. Der Lyriker, Essayist und Übersetzer ist zwar ein genauer, um nicht zu sagen akribischer Leser, […]

Gnade wird nicht gegeben

Auf die «Lust, gewisse Fehler des ersten Versuchs beim zweiten Mal zu vermeiden», verweist Thomas Hürlimann bescheiden als Motiv für die Entstehung einer vollständig neuen Version seines «Einsiedler Welttheaters». Wie der Erfolg aus dem Jahr 2000 – mit insgesamt 65’000 Zuschauern – basiert auch sie auf einer durch den spanischen Barockdramatiker Pedro Calderón de la Barca vorgegebenen Struktur. Dessen Fronleichnamsspiel «El gran teatro del mundo», das in Einsiedeln erstmals 1924 aufgeführt wurde, lässt sechs allegorische Figuren von der Geburt bis zum Tod den Schauplatz des Lebens durchwandern. Auch die Welt selbst spielt mit. In Hürlimanns aktueller Fassung unter dem Emblem eines Kitschengels mit Dynamitstangen wird ihre Endlichkeit durch das Verhalten der Menschen beschleunigt, die der Autor im Einsiedler Milieu ansiedelt und alle Kälin tauft. Vom 22. Juni bis zum 8. September finden die Aufführungen, an denen jeweils 350 einheimische Spieler mitwirken, auf dem Platz vor der Klosterkirche statt, auch dieses Mal unter der Regie von Volker Hesse.

Nicht alles besiegt die Liebe

«Amor als Sieger» oder «Omnia vincit amor» heisst ein 1601 oder 1602 von Caravaggio geschaffenes Bild, das heute in der Berliner Gemäldegalerie hängt. Und «Amor als Sieger» heisst auch die titelgebende Erzählung des neuen Buches von Gianni Kuhn, des 1955 in Niederbüren geborenen, in Frauenfeld lebenden Künstlers, dessen Gedichte und Prosasplitter in den «Schweizer Monatsheften» […]

Schweizer Literatur in Kurzkritik

Es ist immer wieder zu hören, die deutschsprachige Literatur der Schweiz könne international nicht mithalten, sei uninteressant und kraftlos, hätte weder Pfiff noch Esprit, sei bestenfalls gediegen, meist jedoch belangloses Mittelmass, manches zwar nett zu lesen, das meiste jedoch schnell wieder vergessen. Wir baten daher unsere Autorinnen und Autoren, in einem kurzen Text ihren Eindruck beim Lesen der Neupublikationen festzuhalten.

Es schreiben:

Rüdiger Görner über Elisabeth Binder, «Orfeo»

Gunther Nickel über Pascal Mercier, «Lea»

Thomas Sprecher über Corina Caduff, «Land in Aufruhr»

Ludger Lütkehaus über Martin Dehli, «Leben in Konflikt» und «Bloch. Eine Bildmonographie»

Gerald Funk über Charles Lewinsky, «Johannistag»

Christoph Simon über Rudolf Bussmann, «Das 25-Stundenbuch»

Rainer Diederichs über Martin Ebel (Hrsg.), «Nackt gebadet, gejauchzt bis zwölf»

Carola Jungwirth über Martin Suter, «Unter Freunden und andere Geschichten aus der Business Class»

Jens Nicklas über «CINEMA, unabhängige Schweizer Filmzeitschrift»

Dietrich Seybold über Aurel Schmidt, «Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden»

Hartmut Vollmer über Pierre Chiquet, «Kleopatrafalter»

Beat Mazenauer über Sandra Hughes, «Lee Gustavo»

Georg Deggerich über Ralph Dutli, «Nichts als Wunder»

Klaus Hübner über Gianni Kuhn, «Amor als Sieger»

Sabine Kuhlenkampff über Urs Mannhart, «Die Anomalie des geomagnetischen Feldes südöstlich von Domodossola»

Markus Bundi über Daniel Goetsch, «Ben Kader»

Jeroen Dewulf über Yusuf Yesilöz, «Lied aus der Ferne»

Joachim Feldmann über Ernst Solèr, «Staub im Wasser»

Christof Wamister über Richard Reich, «Codewort Laudinella. Ein Hotelroman»

Irene Ferchl über Gabrielle Alioth, «Der prüfende Blick. Roman über Angelica Kauffmann»

Stefana Sabin über Wilfried Meichtry, «Verliebte Feinde. Iris und Peter von Roten»

Patricia Klobusiczky über Friederike Kretzen, «Weisses Album»

Marcus Jensen über Peter von Matt, «Der Entflammte. Über Elias Canetti»

Christine Holliger über Jürg Schubiger (Text) und Eva Muggenthaler (Illustration), «Der weisse Bär und der schwarze Bär»

Duke Seidmann über Karl Lüönd, «Verleger sein»

Anett Lütteken über Charles Linsmayer, «Schlaglichter. 200 weltliterarische Kürzestporträts»

Friedbert Stohner über Jürg Federspiel, Petra Rappo, «Mike O’Hara und die Alligatoren von New York»

Michael Braun über Hans Thill (Hrsg.), «Das verborgene Licht der Jahreszeiten. Gedichte aus der Schweiz»

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Weitere Kurzkritiken folgen in den kommenden Ausgaben.

Magnetfeld des kleinen Glücks

Die schwerfällige Bewegung einer Rangierlok und das Zittern des «Weltstaubfusselteilchens» im imaginären Diaprojektor des Bewusstseins, mit dem das Leben wahrgenommen werden kann: das sind die Amplituden-Enden, zwischen denen der Roman Mannharts schwingt. Er tut es bildreich und durchkomponiert. Die Handlung des zweiten Prosawerks des Autors ist sekundär und schnell erzählt: der Protagonist – vom Erzähler […]

Bekenntnisse des Vaters

Noch ein Roman zum 11. September 2001? Es wäre nicht falsch, «Ben Kader» dieses Etikett anzuhängen, dennoch greift die Zuordnung zu kurz. Denn an diesem Tag endet Daniel Goetschs Roman. Im Brennpunkt steht jedoch mit dem algerischen Unabhängigkeitskrieg eine andere Zeit. In acht Kriegsjahren töteten das französische Militär und die mit ihm verbündeten Milizen bis […]

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