Günter Grass lernte im Kanton Aargau nicht nur seine spätere Frau Anna kennen. In Lenzburg begegnete ihm auch ein kleiner, selbstvergessen trommelnder Junge, der ihn zur Figur des Oskar in seinem Roman «Die Blechtrommel» inspirieren sollte.
Wird ein Kanton als glaubwürdige Marke wahrgenommen, hat er im nationalen Wettbewerb um Neuzuzüger und gute Steuerzahler einen entscheidenden Vorteil. Der Aargau hat im Kantonsbranding aufgeholt.
Die neue Medienoff ensive vermag das Problem nicht zu lösen: der Aargau bleibt ein Konstrukt. Damit lässt sich freilich leben, denn die historisch zementierte Kleinstädterei kann auch eine Stärke sein. Vom Leben ohne kantonale Identität.
Das Nummernschild AG bedeutet «Achtung Gefahr» – in Zürich geht bis heute die Mär um, die Aargauer könnten nicht Auto fahren. Dieses sich hartnäckig haltende Vorurteil kontern die Betroffenen längst mit einer subtilen Kritik an der Rückständigkeit des Nachbarkantons. Sie würden sich in der Zürcher Peripherie bloss deshalb verirren, weil die Beschriftung mangelhaft sei. In […]
Begrenzungen sind Herausforderungen. Wie interessant ist etwa eine hohe Mauer! Wer ist da nicht in Versuchung, zumindest einmal darüberzuschauen oder gar darüberzuklettern. Ähnlich ergeht es uns mit den Grenzen unserer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit: wir wollen darüber hinaus. Die Leistungssportler machen es uns vor, motiviert vom Ehrgeiz, getragen von Beharrlichkeit, unterstützt durch Trainingspläne und Drogen. […]
Gerne wird auf die Natürlichkeit verwiesen, wenn etwas als moralisch richtig oder falsch dargestellt werden soll. Doch wie kommen wir dazu, das, was wir als natürlich ansehen, als gut zu bewerten?
Schön, gesund, sexuell attraktiv, körperlich und geistig maximal leistungsfähig. Und dies bis in alle Ewigkeit. Eine Vision, die von der Medizin fordert, nicht mehr nur zu heilen, sondern die menschliche Natur zu verbessern.
Cyborgs – Hybride aus Maschinen und Organismen – sind in der Literatur schon lange ein Topos. Noch mögen sie als abstruse Phantasieprodukte beiseite geschoben werden, doch Herzschrittmacher, Hörgerät und künstliche Hüfte zeigen uns: die ersten Schritte in die Cyborgisierung haben wir schon längst gemacht.
Häufig unterstellt, doch selten definiert. Eine Frage des Gefühls, der Gewohnheit, der Mode oder der Ideologie. Manche leben es, von den meisten wird es hingegen nur empfunden. Was ist das Natürliche?
Das Tier im Menschen zu zähmen, ja den Menschen ganz Geist werden zu lassen, war das Projekt des Humanismus. Es musste scheitern, da schon seine Voraussetzung falsch war: die Annahme eines Gegensatzes zwischen Mensch und Natur.