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Merksätze für Best Ager

Die Vorzüge des Alters sind besser als die gut gemeinten Ratschläge, die einen ab 50 erreichen.

Merksätze für Best Ager
Bild: pixabay.

Kürzlich bin ich fünfzig geworden. Meine Freunde, die diese Schwelle bereits überschritten hatten, versicherten mir, dass das nicht weh tue. Sie irrten sich; tatsächlich tat es ­höllisch weh. Ich hatte an meinem Geburtstag nämlich ­Hakenwurmlarven in beiden Füssen, ein kleines Souvenir aus Afrika, Larven, die sich in gut sichtbaren Bahnen wie Maulwürfe genüsslich durch meine Haut frassen. Wenigstens, dachte ich, um Zweckoptimismus bemüht, bin ich um eine Erfahrung reicher, die ich dereinst in einem Roman verwenden kann.

Ich bin also frische fünfzig und habe mir – weil ich jeden Monat hinter dieser Kolumne zum Thema Freiheit sitze – die Frage gestellt, ob ich mich jetzt, nach einem halben Jahrhundert, in irgendeiner Weise freier fühle oder mich freier fühlen sollte. Ich habe zunächst Google gefragt und den Suchbegriff «Freiheit mit 50» eingegeben. Das Resultat war einigermassen erstaunlich und ausgesprochen einseitig: Ausnahmslos alle Links, die mir die Suchmaschine auflistete, drehten sich um Finanzen. «Mit diesem Sparplan sind Sie ab 50 frei!», hiess es da vielversprechend, auch wenn es dafür jetzt längst zu spät war, oder «Was ist finanzielle Freiheit?».

Ich rieb mir die Augen. Ist genügend Geld das, was wir uns unter Freiheit vorstellen? Oder ist Freiheit nur mit genügend Geld zu erlangen? Zweifelsohne eröffnet uns ein volles Bank­konto viele Möglichkeiten und Freiheiten, sofern man die Chance nutzt und das Geld auch wirklich ausgibt, statt es nur zu horten. Trotzdem: Meine Link-Liste für Freiheiten mit 50 würde ganz anders aussehen als jene von Google: «Grenzen sind zum Sprengen da», würde da zum Beispiel stehen, oder «Pfeif auf die Erwartungen der anderen», «Man muss nicht jedem gefallen und nicht immer freundlich sein» und «Sagen, tun und lassen, was du willst!».

Älter werden ist zwar nicht nur, aber durchaus auch mit Vorteilen verbunden. Je älter man wird, desto unwichtiger ist es, was andere über einen denken. Je früher man das ­erkennt, desto freier fühlt man sich.

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