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(8) Kunstförderung in der Praxis

Kunst am Bau, Kunst im Unternehmen und Kunst im Museum. Walo Bauer, Franz Würth sowie Konrad Bitterli im Gespräch mit Suzann-Viola Renninger über die verschiedenen Wege, wie Kunst und Kultur gefördert werden kann.

Ein roter Teppich aus dickem, weichen Kunsstoff ist über den Platz gebreitet, schmiegt sich über grosszügig gestaltete Sitzgelegenheiten, lässt keine Nische aus, reicht bis zur Schwelle der Eingangsbereiche der Gebäude und den Mündungen der den Platz kreuzenden Wege und Strassen. Darüber schweben milchfarbene, bauchige Lampen, behäbig wie Hummeln. Das wohl einzige «öffentliche Wohnzimmer» der Schweiz befindet sich zwischen den vier Bürogebäuden des Hauptsitzes der Schweizer Raiffeisenbanken im Zentrum St. Gallens. Die Kon-zeption stammt von der Multimediakünstlerin Pipilotti Rist und dem Architekten Carlos Martínez, die 2005 den Wettbewerb zur Neugestaltung der Aussenräume des Raiffeisenareals gewonnen hatten. «Der nahtlose Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum symbolisiert gewissermassen die Verzahnung von Raiffeisen mit der Stadt St. Gallen», so Pierin Vincenz, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Raiffeisen-Gruppe an einer Medienkonferenz. Die Stadtlounge, so der offizielle Name, ist ein Beispiel für eine gelungene und weit über die Schweizer Grenzen hinaus beachtete Public Private Partnership, für das Zusammenspiel von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft, von Notwendigem und Schönem. Die Begeisterung hat auch Monate nach der Einweihung des Platzes im November 2005 bei den Verantwortlichen nicht nachgelassen. Ein Gespräch mit Walo Bauer, Mitglied der Bau- und Kunstkommission, und Franz Würth, Leiter der Medienstelle, die das Projekt während der Umsetzung begleitet haben.

Vor, an und in den Gebäuden Ihres Hauptsitzes in St. Gallen findet sich viel Kunst. Den Aussenraum bestimmt die Stadtlounge von Pipilotti Rist und Carlos Martínez, eine Fassade wird durch eine Verkleidung von Olivier Mosset geschmückt, im Foyer überraschten mich grosse Wandgemälde von Sol LeWitt, im Treppenaufgang leuchten Farbsequenzen von Charles Boetschi. Und damit habe ich längst nicht alles aufgezählt. Gehört diese augenfällige Art von Kulturförderung zu Ihrer Tradition?

Franz Würth: Unsere Organisation unterstützte kulturelle Projekte schon lange bevor es das Stichwort «Kulturförderung» gab. Die örtlichen Raiffeisenbanken förderten, was in einer Gemeinde vorhanden war: den Männerchor, die Blasmusik und die lokalen Bikerennen. Jeder Turn- und Sportverband, jede kulturelle Vereinigung hat bei unseren Lokalbanken angeklopft. Die Stadtlounge ist der Kulminationspunkt dieser Tradition. Doch leitet sich daraus kein innerer Zwang ab. Für die Zukunft ist beabsichtigt, weiterhin jedes Jahr einen namhaften Betrag zur Verfügung zu stellen, um weiterzufahren, vor allem wieder mit der Unterstützung der lokalen Kultur.

Wenn ich mir als Frau einen Schmuck kaufe oder schenken lasse, der von einem lokalen Juwelier hergestellt ist, würde das wohl niemand als Kulturförderung bezeichnet wollen. Wo ordnen Sie Ihre Investition in die Kunst ein?

Franz Würth: Die Trennlinie zwischen Förderung und Ausschmückung ist schwierig zu ziehen. Wir hätten es uns ja auch einfacher machen und einen ebenfalls schönen Aussenraum ohne Kunst gestalten können, der dann wesentlich kostengünstiger gewesen wäre. Doch ist es für uns ein wichtiges Anliegen, dass dieses Quartier, dieser Platz hier eine neuartige Bedeutung bekommt und zu einem Anziehungspunkt der Menschen der Stadt wird.

Walo Bauer: Wir betreiben sicher keine Kulturförderung in dem Sinn, dass wir eine eigene Konzertreihe oder ein Kunstportfolio aufbauen. Kunst im Rahmen eines so grossen Bauvorhabens ist jedoch für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir haben Künstler beauftragt, so wie man auch einen Schreiner, Elektriker oder Bauingenieur beauftragen würde.

Sie haben also nicht die Ambition, Talente zu entdecken und unter ihren Fittichen reifen zu lassen, um dann eventuell in 20 Jahren Werke von dem inzwischen anerkannten Künstler an die Wände Ihres Empfangs hängen zu können?

Franz Würth: Wir haben keine Kulturabteilung, die darüber wacht, wer was bekommen darf und wer nicht. Wir betreiben auch keine eigene Aufzucht von Künstlern. Wir wollen uns auf das beschränken, was wir tun können. Beim ersten Neubau haben wir beispielsweise bewusst versucht, lokale Ostschweizer Künstler zu unterstützen…

Walo Bauer: …im Sinne von: wir geben Arbeit, nicht nur den Bauunternehmen, sondern auch der Gattung Künstler. Jedes Bürogebäude hier ist ein Singulär. Das ist organisch gewachsen, zusammen mit der Kunst. Das ist unsere Art der Kulturförderung. Daneben können wir sagen, dass auch sehr viele kulturelle Institute in St. Gallen durch uns unterstützt werden.

Ist eine bestimmte Art von Kulturförderung Teil ihrer Unternehmensphilosophie?

Walo Bauer: Sie können es bei uns am ehesten aufhängen an einer corporate social responsibility. Diese hat einen sozialpolitischen Ursprung, später kam die Verantwortung für die Ökologie und die Kultur hinzu. Raiffeisen hat schon immer mit dem Betriebsgewinn etwas für die Öffentlichkeit getan, im sozialen wie auch im kulturellen Bereich. Das ist durchgehend über die letzten 100 Jahre zurückzuverfolgen. Heutzutage sind die Beträge grösser und damit auch wirkungsvoller geworden.

Gibt es für alle Raiffeisenbanken allgemein verbindliche Richtlinien, was gefördert werden soll und was nicht, oder auch nur die Vorgabe, einen festgelegten Basisbetrag in die Kulturförderung zu stecken?

Franz Würth: Nein, die Förderung hängt von den einzelnen Bankverantwortlichen ab und auch von der Mannschaft, die sie mit der Aufgabe betrauen. Wir sind ja nicht zentralistisch strukturiert. Schweizweit haben wir etwa 420 selbstständige Raiffeisenbanken, die genossenschaftlich organisiert sind, die eine eigene Rechnung führen, und die auch an Ort und Stelle entscheiden, was sie machen und wen sie unterstützen wollen. Wir verlassen uns auf lokale, dezentrale Initiativen.

Wenn Sie so bewusst auf Lokalität und Individualität setzen, haben Sie dann keine Angst vor zuviel Provinzialität und zuviel Subjektivität?

Franz Würth: Damit müssen wir leben…

Walo Bauer: …und als Folge Misslingen in Kauf nehmen. Aber solche Fehlschläge kann ja dann die nächste Generation oder eine der vielen anderen Raiffeisenbanken wieder ausgleichen.

Franz Würth: Gerade weil die Subjektivität bei uns möglich ist und gerade weil wir lokal verankert sind, war so etwas wie die Stadtlounge überhaupt denkbar. Subjektivität hat den Vorteil, dass sie, insgesamt gesehen, nicht einschränkt. Wenn alles schon vorher geregelt wäre, mit allen möglichen konzeptionellen Einschränkungen, dann wäre die Offenheit für ein aussergewöhnliches Projekt schwieriger und der Mut zum Risiko geringer. Wenn Sie irgendein Projekt mit Pipilotti Rist machen, dann haben Sie mit Sicherheit in Künstlerkreisen ein grosses Echo. Doch wir haben einen öffentlichen Platz mit ihr gestaltet. Und dabei hätte es ja dann fatalerweise passieren können, dass zwar die ganze Künstlerwelt dies ein Riesending gefunden, es aber sonst niemandem gefallen hätte. Insofern hat es schon ein wenig Mut gebraucht, das Risiko einzugehen, ob der Platz von der Bevölkerung dann tatsächlich auch akzeptiert würde.

Es gibt das Bewahrende bei der Kulturförderung und dann auch die Förderung des Innovativen, einer Kunst etwa, die neue Horizonte eröffnen kann, wie man es gerne ausdrückt. Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer Bank?

Franz Würth: Auch da gibt es kein Korsett. Wir fördern nicht zwanghaft das Neue, Experimentelle, noch nie Dagewesene, sondern auch das Bewährte. Es gehört zu unserer Tradition, dass wir uns nicht nur mit den grossen Würfen beschäftigen, sondern auch die lokalen Kulturveranstaltungen fördern; das fängt beim grossen Stadttheater an und endet beim kleinen Jazzkonzert.

Wie war die Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Umsetzung des Konzeptes von Pipilotti Rist und Carlos Martínez?

Walo Bauer: Wir hatten Glück. Die Zusammenarbeit war ausgezeichnet…

Franz Würth: …das Projekt war im Sinne der Zusammenarbeit von privaten und öffentlichen Instanzen einmalig. Wenn Sie nur zusammen eine Strasse renovieren, dann ist das nicht so aufwendig. Aber wir wollten ja mehr. Und da hat die Stadt voll mitgezogen.

Walo Bauer, geboren 1946, promovierte an der Universität Zürich in Rechtswissenschaften. Seit 2003 ist er Leiter Internationales/ Regionen im Stab der

Vorsitzenden der Geschäftsleitung des Schweizer Verbands der Raiffeisenbanken.

Franz Würth, geboren 1951, studierte an der Universität St. Gallen Betriebswirtschaftslehre. Seit 2001 ist er beim Schweizer Verband der Raiffeisen-

banken verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit.

Auf moderne und zeitgenössische Kunst trifft der Besucher in St. Gallen an vielen Orten. International bekannt ist zum Beispiel die Sammlung der Hochschule St. Gallen, die nicht etwa in eigens dafür konzipierten Ausstellungsräumen aufbewahrt wird, sondern dort zu finden ist, wo sich auch die Studierenden aufhalten: in den Grünanlagen, im Foyer, der Bibliothek, den Aufenthaltsträumen und den Gängen. In der zentral gelegenen Parkanlage am «Oberen Graben» hat der aus Appenzell stammende Roman Signer eine Art Brunnen installiert, mit dem er 1987 eine rege Pressepolemik auslöste: ein rotes Fass auf drei hohen Stelzen, aus dem kein Gift, sondern pures Wasser rieselt.

Als die «Schatzkammer der Region Ostschweiz» gilt das Kunstmuseum, das sich in einem neoklassizistischen Gebäude im St. Galler Stadtpark befindet. Es beherbergt bedeutende Werke vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. In der aktuellen Ausstellung «…durch die Jahrhunderte» werden Werke aus der Sammlung nicht in gewohnt chronologischer Hängung präsentiert, sondern in epochenüberspringender Anordnung einander gegenübergestellt. Daneben läuft noch eine Einzelausstellung des «Post-Konzeptualisten» Jonathan Monk. Einer der Kuratoren des Museums ist Konrad Bitterli. Er war auch Mitglied der Jury, die sich für den Vorschlag von Pipilotti Rist und Carlos Martínez entschied.

Herr Bitterli, würden Sie die Stadtlounge unter das Stichwort «Kulturförderung» einordnen?

Konrad Bitterli: Raiffeisen hat mit der Stadtlounge ein ausserordentliches kulturelles Engagement gezeigt und dem Quartier wie auch der Stadt St. Gallen insgesamt eine neue Identität verliehen. Im engen Sinne handelt es sich bei dem Projekt für mich jedoch nicht um Kulturförderung. Eher um eine künstlerische Aussenraumgestaltung. Und Raiffeisen bekommt ja einen Gegenwert. Das Projekt ist so etwas wie eine Homepage der Bank. Ich versuche eigentlich immer, «Kunst am Bau» und Kulturförderung auseinanderzuhalten.

Warum sollte Kulturförderung sich nicht auch für den Förderer auszahlen dürfen?

Konrad Bitterli: Kulturförderung im engen Sinn hat für mich eher mit Kulturschaffenden zu tun, die direkte materielle Unterstützung nötig haben. Pipilotti Rist ist eine erfolgreiche, international gefragte Künstlerin, die diese Form von Förderung wahrscheinlich nicht mehr nötig hat. Das heisst jedoch nicht, dass man sie nicht für einen solchen anspruchsvollen Gestaltungsauftrag anfragen kann.

Sie sind auch Juror beim Namics-Kunstpreis. Findet dort Kulturförderung im engen Sinn statt?

Konrad Bitterli: Der Namics-Kunstpreis für Neue Medien wurde jeweils im Rahmen der Eidgenössischen Kunstförderung verliehen. Wie bei diesem liegt die Altersgrenze bei 40 Jahren. Der Preis – 20’000 Franken – wird an Kunstschaffende vergeben, die sich noch in der Entwicklung befinden. Daraus kann ganz klar ein Förderungsgedanke abgeleitet werden. Die Förderung soll dem Künstler helfen, Projekte zu realisieren oder einfach in Ruhe weiterzuarbeiten.

Der Namics-Kunstpreis ist ein privater Preis. Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen der privaten und öffentlichen Förderung?

Konrad Bitterli: Ich habe ja zwei Hüte auf. Ich bin selbst als Kurator an einem Museum tätig, das finanziell grösstenteils von der öffentlichen Hand abhängig ist. Die Infrastruktur wird im Kunstmuseum St. Gallen – wie auch bei anderen Schweizer Kultureinrichtungen – städtisch finanziert. Für grössere Ausstellungsprojekte wie auch für unsere Sammlungserwerbungen sind wir jedoch oft auf private Sponsoren oder Stiftungen angewiesen. Diese haben meist spezifische Interessen. Das öffentliche und das private Engagement greifen hier ineinander. Man spricht daher auch von public private partnership. Diese Situation hat den Vorteil, dass wir grosse inhaltliche Freiheit haben. Wenn wir unser Programm immer von der politischen Ebene absegnen lassen müssten – um Himmelswillen! Doch es kann nicht deutlich genug gesagt werden: ohne öffentliche Gelder ist das Kulturleben in der Schweiz in dieser Form nicht finanzierbar. Die Privaten könnten das alles allein nicht leisten.

Und Ihr zweiter Hut?

Konrad Bitterli: Ich bin oft als Juror oder Berater für private Kunstprojekte und -preise tätig, wie etwa den Namcis-Kunstpreis. Namics ist die grösste Schweizer E-Business-Agentur, die die Idee hatte, künstlerische Projekte zu fördern, die mit ihrer «Welt» zu tun haben. Die Leute dort fragten sich: Was leisten wir mit unserem Business? und bestimmten von dort her die Ausrichtung des Preises, der sich nur auf einen Bereich beschränkt: die Medienkunst.

Kann verallgemeinert werden, dass die Privaten Kultur fokussierter oder segmentierter finanzieren als der Staat?

Konrad Bitterli: Private Kunstförderung kann unter Umständen mehr riskieren. Sie ist pointierter und muss auch nicht begründen, warum sie etwas fördert und anderes nicht. Schliesslich ist die Kunstförderung ja auch nicht ihre Kernaufgabe. Die öffentliche Hand hingegen muss alle Sparten berücksichtigen. Der Eidgenössische Kunstpreis ist daher sehr breit gefächert: Photos, Malerei, Zeichnungen, Videos, Architektur, Internetart…

Werden auch Experimente gefördert oder gibt es eine Neigung, das zu unterstützen, was sich bisher bewährt hat?

Konrad Bitterli: Irgendwann in den 1980er Jahren, nach den Zürcher Jugendunruhen, ist der entscheidende Schritt in der Kulturförderung passiert. Die Jugendunruhen waren an der einseitigen Förderung der etablierten Kulturinstitutionen wie etwa des Opernhauses entbrannt. Viele Bereiche wurden damals von der Kulturförderung vernachlässigt. Das hat sich geändert. Inzwischen ist eine Generation von Politikern tätig, die keinen einseitig bildungsbürgerlichen Blick mehr hat und die auch Experimentelles fördert. Der Gesamtkuchen an Fördermitteln ist dabei nicht entscheidend grösser geworden, bloss wird er seitdem stärker aufgeteilt. Es wird nun kaum mehr etwas wirklich vernachlässigt.

Liegt in dieser Art der Förderung nicht auch die Gefahr, dass aus lauter Sorge, alles zu berücksichtigen, möglicherweise zu wenig gezielt gefördert wird?

Konrad Bitterli: Eines muss man sich klar machen: selbst wenn der Staat pro Jahr 200 oder 2000 Kunstschaffende fördert, am Schluss entscheiden andere Faktoren über die längerfristige Wirkung und die Präsenz eines künstlerischen Œuvres. Oder pointiert gesagt: nicht alles, was gefördert wird, wird dereinst in die Kunstgeschichte eingehen. Vielleicht nur ein Künstler unter Hundert; eine Proportion, die frustrieren kann. Allerdings, auch die Topleistungen basieren auf einem breiten Umfeld, einem Netzwerk. Und das funktioniert wiederum nur, wenn es als Basis unterstützt und gefördert wird.

In den USA wird auch die Infrastruktur der Museen von privaten Geldgebern finanziert. Warum ist das in der Schweiz anders?

Konrad Bitterli: Das liegt unter anderem an den grundverschiedenen steuerlichen Rahmenbedingungen. In den USA kann die private Unter­stützung von Opern, Museen oder Galerien in grossem Umfang von den Steuern abgesetzt werden. Das sind ja nicht alles nur Musik- und Kunstliebhaber, die ihr Geld in Kulturprojekte reinstecken. Das bringt ganz konkret auch Vorteile, indem man ganz einfach Steuern sparen kann. Aus diesem Grund haben Sie in den USA auch keine öffentliche Kulturförderung.

Der Blick auf die Kultur ist in der Schweiz weniger ökonomisch?

Konrad Bitterli: In der Schweiz hat in den letzten zwanzig Jahren ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Ich bin noch damit aufgewachsen, dass die Kultur Teil eines Bildungsauftrags ist. Heutzutage wird Kultur stärker als Teil der ökonomischen Kreisläufe wahrgenommen. Die Schweiz ist einer der grössten Kunsthandelsplätze der Welt. Kulturelle Angebote sind wichtige Standortfaktoren mit Auswirkungen auch auf den Tourismus. Die Funktion der Kultur in der Gesellschaft hat sich verändert.

Sie klingen so, als ob Sie sehr zufrieden seien mit der Situation in der Schweiz. Ausreichende finanzielle Mittel, ein genügend grosser Handlungsspielraum, ein vielfältiges Kulturleben.

Konrad Bitterli: Ich habe viel mit Kunstschaffenden und Kollegen im Ausland, insbesondere in Deutschland, zu tun. Wenn ich sehe, was dort momentan passiert, dann sind wir in der Schweiz in einer vergleichsweise behüteten Situation. Dessen sind sich viele Leute hier gar nicht richtig bewusst – auch Kunstschaffende nicht. Ich sage nicht, dass es für kulturelle Anliegen nicht auch hierzulande hart sein kann. Aber man hat doch vergleichsweise gute Startbedingungen.

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