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Gute Informationen sollten sich lohnen

Heute können Journalisten, vermeintliche Experten und alle anderen praktisch gratis Bullshit verbreiten. In der neuen Informationswelt wird sich das hoffentlich ändern – zum Beispiel durch Wettmärkte.

Gute Informationen sollten sich lohnen
Jan Willem Pienemans Gemälde «Die Schlacht bei Waterloo» (1824) mit dem britischen Heerführer, dem Duke of Wellington, in der Bildmitte.

Als Napoleon in der Schlacht von Waterloo 1815 von den Briten vernichtend geschlagen wurde, war Nathan Meyer Rothschild einer der Ersten in London, die davon erfuhren. Der Bankier, so die Legende, hatte durch sein dichtes Netz von Kurieren einen Informationsvorsprung; er nutzte ihn aus mit dem Kauf von britischen Staatsanleihen (die durch den Sieg an Wert gewannen).

Gute Informationen sind also wertvoll, insbesondere wenn sie noch rar sind. Doch im heutigen Mediensystem ist dieser Wert völlig unzureichend abgebildet.

Das Mediensystem hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt und dezentralisiert. In der alten Welt waren traditionelle Medien die «Gatekeeper». Sie bestimmten, was die Öffentlichkeit erfuhr und wie. Ein Ereignis vor 50 Jahren, das von Radio und Fernsehen sowie den damaligen Partei- und Anzeigenblättern nicht als wichtig erachtet wurde, hatte faktisch nicht stattgefunden.

In der neuen Medienwelt beziehen Konsumenten ihre Informationen von einer nie gekannten Vielzahl von Quellen: Medienorganisationen, politischen Akteuren oder Einzelpersonen auf Social Media. Viele dieser Inhalte sind belanglos, verzerrt dargestellt oder schlicht falsch. Aber einige bieten eben auch neue Fakten, Einordnungen oder Perspektiven. Zumindest sind die zusätzlichen Quellen eine belebende Konkurrenz für Journalisten.

Was nun, wenn die neue Medienwelt das Potenzial hat, das Informationsangebot nicht nur zu verbreitern, sondern auf breiter Front zu verbessern?

Das Problem ist: Bislang ist es für Journalisten, vermeintliche Experten und (seit der Demokratisierung durch die digitalen Kanäle) alle anderen fast gratis, falsche Informationen zu verbreiten.

Was, wenn die Anreize anders wären? Was, wenn gute Informationen – wie in der Legende Rothschilds – finanziell belohnt würden? Wie Jim Harper vom Thinktank AEI kürzlich in einem Blogbeitrag dargelegt hat, gibt es in der neuen Informationswelt solche Anreize in Ansätzen: in Form von Wettmärkten wie Polymarket, Metaculus oder The Prediction Market, Märkten also, wo die Teilnehmer ihr Geld auf ein bestimmtes Ereignis setzen. Wer die richtigen Informationen hat oder sie richtig einzuordnen weiss, kann profitieren; wer sich von den eigenen Vorurteilen leiten lässt, verliert unter Umständen viel Geld.

Vor den US-Präsidentschaftswahlen 2024 zweifelten die Marktteilnehmer das in den Medien vorherrschende Bild eines engen Rennens früh an. Am Wahltag wurde ein Wahlsieg Trumps bei rund 60 Prozent Wahrscheinlichkeit gehandelt. Ein französischer Händler setzte in den Wochen vor der Wahl insgesamt 80 Millionen Dollar auf Trump. Er hatte eine Umfrage in Auftrag gegeben, in der die Leute nicht gefragt wurden, wen sie wählen, sondern wen ihre Nachbarn ihrer Einschätzung nach wählen. Aufgrund der Resultate war er überzeugt, dass die klassischen Umfragen Trump systematisch unterschätzten.

Wettmärkte sind natürlich nicht perfekt und haben ihre eigenen Schwächen. Aber den Marktteilnehmern tut es richtig weh, wenn sie falsch liegen – im Gegensatz zu Journalisten und Analysten, die voller Überzeugung etwas prophezeien und nachher ebenso überzeugt erklären, warum alles anders gekommen ist.

Wer also eine nüchterne Sicht auf geopolitische Ereignisse sucht, wirft mit Vorteil einmal einen Blick auf die Wettmärkte. Diese sehen derzeit etwa

  • eine 74-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Waffenruhe im Gaza-Krieg bis Ende Jahr
  • 23 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass Trump die Sanktionen gegen Russland bis Ende Juli verschärfen wird
  • 7 Prozent Chance, dass Elon Musk Trump bis Ende Juni auf X entfolgen wird
  • 50 Prozent Chance, dass Trump Musk bis Ende Juli mit einem Spitznamen versehen wird (wie wär’s mit «Rocket Boy»? «Doge Clown»?)
  • 78 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass die Demokraten nächstes Jahr die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern werden
  • eine 65-prozentige Chance, dass die Republikaner den Senat halten können
  • 31 Prozent Chance, dass Nigel Farage in den nächsten zehn Jahren britischer Premierminister wird
  • eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass vor 2050 eine Atomwaffe in einem Krieg eingesetzt wird
  • 30 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der vor 2001 geboren wurde, 150 Jahre alt wird

Sehen Sie es anders? Dann wetten Sie darauf!

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