Der Kampf gegen Fleischgenuss ist irrational
Udo Pollmer. Bild: Horst Galuschka/Imago Images.

Der Kampf gegen Fleischgenuss ist irrational

Tierische Produkte seien ungesund und klimaschädlich, wollen uns «Experten» ­weismachen. Dabei gehen sie kreativ mit den Fakten um.

Die Frage, ob der Mensch wirklich «so viel Fleisch» brauche, ist so sinnig wie die Frage, ob wirklich so viel Atemluft nötig sei. Selbst Sauerstoff liesse sich als «begrenzte Ressource» bezeichnen. Er tut uns eh nicht gut. Im Körper entstehen Radikale, von denen der typische Vitaminpostillenleser glaubt, sie würden Krankheit, Alter und Tod bedeuten. Unbekümmert atmet der Bürger einfach drauflos, als ob es kein Morgen mehr gäbe, und «belastet» dabei die Umwelt auch noch mit Kohlendioxid. Der Klimaschützer hält öfter mal die Luft an, spätestens dann, wenn er teure CO2-Zertifikate erwerben muss.

So einfach lassen sich Narrative zimmern, warum dem Bürger etwas zu vergällen sei. Egal was – es ist immer «zu viel». Beim Fleisch wären nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 10 Gramm pro Person und Tag viel «gesünder» als die etwa 60 Gramm, welche die Bevölkerung heute im Durchschnitt zu sich nimmt. Aber auch das wird alsbald «zu viel» sein.

Wäre Fleisch so «ungesund», was würde dann aus den Nomadenvölkern, die sich praktisch nur von Fleisch, Milch und Blut ihrer Herden ernähren? In Savannen, Hochebenen, Polargebieten oder auf Almen gedeiht nichts anderes. Würde man vom Fleisch krank, dann müssten die Bürger in den USA, in Hongkong oder Argentinien mit ihrem hohen Konsum an Krücken gehen.

Der Verdauungstrakt enttarnt den Schwindel

Der Körper arbeitet stets ökonomisch. Optimal sind Speisen mit minimalem Verdauungsaufwand bei maximaler Nährstoffausbeute: Hacktätschli vom Grill sind leichtverdaulich, weil sie zerkleinert und gebraten wurden. Oder Schokolade: Zucker, Milchpulver, Kakaofett – allein das ist schon eine höchst nahrhafte, optimale ­Mischung von leichtverdaulichen Kohlenhydraten, tierischem Eiweiss und energiereichem Fett. Dazu kommen als Besonderheit psychotrope Wirkstoffe, die beim Conchieren aus der Mixtur und dem Kakaopulver entstehen. Sie hellen die Stimmung auf.

Der Körper merkt sich in der Kindheit die Wirkung einer Speise anhand des Geschmacks, Geruchs und des Mundgefühls. Je höher der physiologische Nutzen, desto grösser später der Appetit. Zur Belohnung fürs biologisch korrekte Handeln signalisiert der Körper ­seinerseits Zufriedenheit. Da aber der Stoffwechsel der Menschen in einem gewissen Rahmen variabel ist, verträgt nicht jeder Milch, Äpfel oder Rotwein. Wenn aber Hamburger, Geschnetzeltes oder Steaks weltweit begehrt sind, ist das ein klares Signal, dass diese Nahrung dem Menschen gemäss ist.

«Ethische» Ernährungsweisen entpuppen sich schnell als Marotte, wenn zum Beispiel Veganes als «Wienerle» angeboten wird, obwohl es sich um dünne Schläuche mit strukturiertem Sojabrei handelt. Oder wenn Kichererbsenmatsch nach Sandkastenmanier in Förmchen verpresst und mit Raucharoma und Chili imprägniert wird, um es als veganes «BBQ-Filet» zu titulieren. Damit bestätigt die Zielgruppe, dass Fleisch und Wurst das Mass der Dinge sind, darum drehen sich ihre Sehnsüchte.

Gelänge es, aus «veganen» Rohstoffen ein Schnitzel täuschend echt nachzuahmen, wäre nichts gewonnen: Auch wenn der Kunde nichts Verdächtiges schmeckt, sein Verdauungstrakt enttarnt den Schwindel, er verliert allmählich den Appetit. Das enterale Nerven­system im Darm lässt sich nicht so leicht bescheissen wie der Gaumen. Die Idee, man könne dem Kunden per Geschmacksdesign alles Mögliche unterjubeln, ist aus Sicht vieler Experten nur logisch, biologisch aber nur dumm.

Nicht alle Eiweisse sind gleich wertvoll

Alle Aminosäuren, die der Mensch braucht, seien auch in pflanzlichen Rohstoffen enthalten, so ein Glaubensbekenntnis der Veganer. Das ist wahr, aber nicht wahrhaftig. Denn der Körper kann das «Gesunde» oftmals gar nicht aufnehmen. Auch Kieselsteine enthalten «wertvolle Mineralstoffe», aber wer brav Steine schluckt, optimiert damit seinen Mineralstoffhaushalt nicht.

«Der Körper kann das ‹­Gesunde› oftmals gar nicht aufnehmen. Auch
Kieselsteine enthalten ‹wertvolle Mineralstoffe›, aber wer brav
Steine schluckt, optimiert damit seinen Mineralstoffhaushalt nicht.»

Sie halten das für übertrieben? Dann knöpfen wir uns die Körnerpropaganda vor, die nicht müde wird, «wertvolle» Mineralien im Weizenkorn als pflanzliche «Schatzkammer» zu besingen. Dummerweise…