Am nichtargumentativen Schreiben erkenne man den wahren Dichter, meinte Richard Rorty bei Gelegenheit; und er fügte hinzu, dass intellektueller Fortschritt ohne die Hinwendung zu den träumerischen Sprachbildwelten der Dichter nicht möglich sei. Diese Bemerkung kam mir unwillkürlich in den Sinn beim Lesen von Gertrud Leuteneggers jüngstem Roman «Matutin» und bei der Wiederbegegnung mit ihrer Prosa […]
Marthi Pritzker-Ehrlich: «Gestörte Bürgerlichkeit. Zeugnisse einer jüdisch-christlichen Familie in Briefen, Dokumenten und Bildern» Band 1: 1802–1937, Band 2: 1938–1948. Brugg: munda, 2007.
Das Buch «Gottfried Keller und Theodor Fontane» versammelt zwölf Vorträge, die 2006 während eines Symposions zu Ehren der beiden Dichter in Zürich gehalten wurden. Das Thema «Keller und Fontane» scheint ein Wagnis, denn halbwegs verbürgt haben sich die beiden Dichter nur ein einziges Mal im gleichen Raum aufgehalten, nämlich am 3. Dezember 1852 in Berlin, […]
Als der Dichter Robert Walser am Weihnachtstag 1956 auf einer Wanderung stirbt, ist er von der literarischen Öffentlichkeit so gut wie vergessen. Die letzten 23 Jahre seines Lebens hat er in der Heil- und Pflegeanstalt Herisau im Kanton Appenzell Ausserrhoden verbracht, und das nicht freiwillig. «In seine Bevormundung einzuwilligen lehnt Patient ab», heisst es in […]
«Ein Leben», sagte der alte Thomas Mann mit Blick auf Heinrich Kleist, «braucht nicht 80 Jahre zu währen, um auf seine Art voll bestanden und siegreich vollendet zu sein». Und so war Hermann Burgers Suizid mit einer Überdosis Schlaftabletten am 28. Februar 1989 seltsam konsequent. Denn Todes- und Selbstmordthemen durchziehen sein ganzes Werk, alles lebt […]