Betroffenheit ist nicht genug
Kürzlich haben Spitzenpolitiker bedeutende Abstimmungen verloren, und Grossbanken mussten Schuldbekenntnisse ablegen und hohe Bussen bezahlen. Darauf hörte man die Akteure sagen: «Ich fühle mich durchaus betroffen» oder «Wir sind uns keiner Schuld bewusst». Wird Verantwortung so wahrgenommen? Topmanager führen Erfolge gerne auf ihr eigenes Tun zurück. Bei Niederlagen und Misserfolgen treten sie jedoch gerne ins […]
Kürzlich haben Spitzenpolitiker bedeutende Abstimmungen verloren, und Grossbanken mussten Schuldbekenntnisse ablegen und hohe Bussen bezahlen. Darauf hörte man die Akteure sagen: «Ich fühle mich durchaus betroffen» oder «Wir sind uns keiner Schuld bewusst». Wird Verantwortung so wahrgenommen? Topmanager führen Erfolge gerne auf ihr eigenes Tun zurück. Bei Niederlagen und Misserfolgen treten sie jedoch gerne ins zweite Glied zurück. Hängt das damit zusammen, dass die Öffentlichkeit bzw. bestimmte Medien rasch Konsequenzen in Form von Rücktritten fordern? Führen bedeutet, zusammen mit anderen Personen Ziele zu erreichen. Topmanager, Exekutivmitglieder oder CEOs, stehen gegenüber ihren Anspruchsgruppen (Mitarbeitern, Aktionären oder Stimmbürgern, Kunden/Leistungsempfängern, Staat/Gesellschaft) in der Verantwortung. Sie vertreten die Organisation gegen aussen und delegieren Aufgaben und ganze Geschäftseinheiten an unterstellte Divisions- oder Bereichsleiter. Die Delegation umfasst die Verantwortung für die übertragenen Aufgaben. Die Gesamtverantwortung bleibt beim Topmanager. Es ist deshalb in seinem Interesse, sich über die Ereignisse und Resultate im delegierten Bereich regelmässig aufdatieren zu lassen und, falls nötig, zu handeln. Mit strategischen und operativen Zielen, periodischen Berichten, persönlichen Besuchen und direkter bzw. indirekter Einflussnahme stellen Topmanager sicher, dass zum langfristigen Wohl der Organisation gehandelt wird. Verantwortung bedeutet für Topmanager, sich der eigenen Rolle bewusst zu sein und entsprechend vorzugehen: «Ich trage die Gesamtverantwortung für das, was geschehen ist. Ich werde mit meinem Team in den kommenden drei Monaten genau analysieren, wieso es dazu kommen konnte, und daraus die Lehren ziehen.» Mit diesen Worten steht der Topmanager zu seiner Verantwortung. Und wenn darauf die angesprochenen Taten und nach 100 Tagen die Kommunikation mit den Anspruchsgruppen folgen, legt er Rechenschaft ab. Das ist glaubwürdig. Verantwortung und Glaubwürdigkeit sind eng miteinander verknüpft. Wir, die Öffentlichkeit, und mit uns die Medien sollten daran ebenso interessiert sein wie die Topmanager.
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