Europa muss aufhören, Afrika wie ein Kind zu behandeln
Afrika ist grösser, als viele von uns glauben. In die Fläche des Kontinents von 30,3 Millionen km² kann man die USA, China, Indien, Saudi Arabien, Peru, Frankreich, Spanien, Schweden, Japan, Deutschland, Finnland, Norwegen und Grossbritannien hineinpacken – alle zusammen sind nur 29,9 Millionen km² gross. Fasst man Algerien und die Demokratische Republik Kongo zusammen, sind sie grösser als die EU. Wer etwas rumspielen will mit Länderflächen, kann das auf Thetruesize.com tun.
Die afrikanischen Bürger jedoch werden wie kleine Kinder behandelt, jedenfalls von Europa. Statt frei mit ihnen zu handeln, schickt ihnen Europa Heerscharen von Entwicklungshelfern, die sie nicht reicher und selbständiger, aber ärmer und abhängiger machen. Westliche Staaten sollten ihre Märkte öffnen, fordert Magatte Wade.
Doch die Europäer scheinen Afrika kleinhalten zu wollen. Der französische Präsident Macron etwa wirft Russland vor, Wahlen in Rumänien zu manipulieren. Selbst jedoch empfängt er den 92-jährigen Paul Biya, der Kamerun seit 1982 (!) regiert, wie einen Helden, auch wenn dieser kaum noch sicher geradeaus laufen kann. Ohne Wahlmanipulation und ohne ausländische Unterstützung wären Afrikas greise Herrscher wohl längst weg und abgewählt.
So sprüht man Funken in ein Pulverfass. Zur Erinnerung: Die Hälfte (!) aller Afrikaner ist jünger als 19,3 Jahre. Wenn sie die alte Herrschaftsklasse zum Teufel schicken – und das kann passieren, wenn Länder wie Frankreich ihre Kapazitäten auf inländische Probleme konzentrieren müssen –, wird Afrika boomen. Bisher ist jedoch fast niemand ernsthaft investiert in afrikanische Projekte. Am ehesten noch China. Doch auch die Chinesen behandeln die Afrikaner nicht auf Augenhöhe.
Die neue digitale Weltwirtschaft wird die bisherigen Spielregeln ändern. Konnten sich junge Talente in abgelegenen, unerschlossenen Regionen bisher kaum an der Weltwirtschaft beteiligen, brauchen sie heute nicht mehr als Intelligenz, Kreativität und Fleiss, um sich einzubringen. Ein Laptop oder ein Smartphone mit einer Internetverbindung über Satelliteninternet reichen als Grundlagen. Letzteres verbreitet sich gerade rapide: Elon Musks Firma Starlink sendet bereits in 23 afrikanische Länder, bis Ende dieses Jahres sollen 15 weitere dazukommen.
Sind die alten Machthaber weg, die zumeist sozialistische Strukturen aufgebaut haben mit Benefits für ihre Clans, können Unternehmer, die frustriert sind von den regulatorischen Beschränkungen in der alten Welt, hier eine grüne Wiese finden, auf der sie frei planen können. Auch wenn es bisher eher Fluch als Segen war: Was die Welt künftig braucht, Energie und Rohstoffe, bietet Afrika in grosser Fülle. Dazu gibt’s haufenweise junge Arbeitskräfte, die den Aufstieg suchen und sich eine bürgerliche Existenz aufbauen wollen.
Im besten Fall wird Afrika zum neuen Sehnsuchtskontinent. Einem Ort, wo Unternehmer, Freiheitsliebende und Kapitalisten sich mit ihren Familien in dezentral angesiedelten Ballungsräumen auf lange Frist eine Existenz aufbauen können. Wo sie – wie früher im Wilden Westen – so leben, wie es ihnen gefällt. Ohne die Belastung durch unnötige Gesetze, hohe Steuern und bestehende Strukturen. Afrikas junge Bevölkerung könnte perfekt passen zu so einem Aufbruch.
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