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Ringen des schreibenden Ichs

Der Schreibende kämpft immer mit einem Gegenüber, das imaginär ist und dennoch reale Kraft auszuüben vermag. Oder bildet sich der Schreibende dies nur als innere Stimme ein? Kämpft er mit sich, wenn er gegen jenen «Kollegen» anredet, von dem Maurice Blanchot (1907–2003), Schriftsteller und Th eoretiker des Paradoxen, erzählt? Sein «récit» «Jener, der mich nicht […]

An der letzten Grenze

Kann ehrlichen Herzens ein Buch gelobt werden, das etwas behandelt, vor dem man sich fürchtet? Etwas, das uns mit unserer tiefsten Ohnmacht konfrontiert? Etwas, das «unser Vorstellungsvermögen … übersteigt», «vor dem alles menschliche Denken an sein Ende kommt»? Das eine Bereitschaft verlangt, um die wir uns, in der westlichen Zivilisation jedenfalls, heute ebenso allgemein wie […]

Geburt als Verhör

Am Anfang steht ein starkes Bild: die Autorin Linda Stibler sieht vor ihrem inneren Auge «das schweissgebadete Gesicht einer jungen Frau in den tiefen Kissenbergen einer hölzernen Bettstatt». Diese junge Frau, Anna Weibel von Nusshof im Baselbiet, ist unverheiratet schwanger geworden und wird während der Geburt ihres Kindes im April 1827 einem «Geburtsverhör» unterzogen. Die […]

Genauerer Leser, reichere Lektüre

Peter von Matt ist ein genauer und leidenschaftlicher Leser («Ich bin ein Literaturwissenschafter, der vom einzelnen Satz oft mehr fasziniert ist als vom ganzen Werk»), und er will seine Leser zu ebensolchen machen (oder er erwartet, dass sie solche sind). «Das Wilde und die Ordnung» – der Titel der Aufsatzsammlung ist verlockend, klingt er doch […]

Biblische Gesichte

Menschen, die Visionen haben, gehören in eine Anstalt für betreutes Wohnen oder in ein Kloster. Möglicherweise haben manche Schweizer Bergtäler einen ähnlichen Charakter und fördern das Entstehen dessen, was man einst Gesichte nannte. Schon Reisende früherer Jahrhunderte auf ihrem Weg nach Italien – wie etwa der Maler und Baumeister Schinkel – wunderten sich über die […]

Textfrüchte der Malerei

«Die Musen sprechen nicht miteinander, aber manchmal beginnen sie zu tanzen.» Das Degas-Zitat lässt anklingen, worauf das Buch aus ist: das Wort soll von der Malerei ergriffen werden, und zwar im doppelten Sinn. Ein Schriftsteller lässt sich vom Bild, das er betrachtet, so ergreifen, dass er am Ende selbst, mit seinen Worten, neue Bilder schaff […]

Auch keine Currywurst

Es muss nicht immer Kaviar sein, wusste schon Johannes Mario Simmel. Manchmal tut’s auch eine Currywurst. Die ist in der Welt der Feinschmecker das, was der Kriminalroman in der Literatur ist: im besten Fall eine deftige Gaumenfreude für den ansonsten äusserst verfeinerten Geschmack, ein Kitzel der Nerven, den viele literarische Gourmets ab und an durchaus […]

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