Als das Grünen noch geholfen hat
Die Sprache ist ein Garten. Die Worte sind seine Blumen. Sie spriessen bei Linard Bardill in grosser Üppigkeit. Er bezieht energisch Position in jeder gesellschaftlichen Debatte der letzten zwanzig Jahre, in Standarddeutsch, Mundart und Rätoromanisch. Der Titel «Aufs Leben los» ist Sinnbild dieser Sammlung und zeugt von einer überbordenden Vielseitigkeit, Sprachvielfalt und Schaff ensenergie. Kurzweilig […]
Die Sprache ist ein Garten. Die Worte sind seine Blumen.
Sie spriessen bei Linard Bardill in grosser Üppigkeit. Er bezieht
energisch Position in jeder gesellschaftlichen Debatte
der letzten zwanzig Jahre, in Standarddeutsch, Mundart
und Rätoromanisch. Der Titel «Aufs Leben los» ist Sinnbild
dieser Sammlung und zeugt von einer überbordenden
Vielseitigkeit, Sprachvielfalt und Schaff ensenergie. Kurzweilig
satirische Kolumnen sind zu entdecken, wie etwa der
fi ktive Brief an Wilhelm Tell aus der Untersuchungshaft
oder die Refl exionen über Gott («Ob Gott Humor hat?»).
Manchmal ist ein Gedicht berührend, etwa «Liun», oder
eine Kurzgeschichte, wie etwa die Geschichte über die Frau
mit dem Benzinkanister in der Hand, und es entstehen Momente
beglückender Lektüre. Das Buch ist eine Auswahl
aus Bardills vielseitigem populär-literarischen Schaff en. Ein
Buch von einem Schweizer für Schweizer. Die ausgewählten
Beiträge sind einerseits (anti-)patriotisch und politisch polemisch, wie in der Kolumne «Die Linken und die Netten
sind schuld», anderseits sieht sich der Leser mit dem Waldsterben
in Graubünden und der Erinnerung an vergangene
Idyllen konfrontiert. Der Untertitel lautet bezeichnenderweise
«Literarisches Allerlei». Doch, wie kann es sinnvoll
oder gar bedeutsam sein – da Bardills Schaff en zumeist
einem kurzfristigen Zeitimpuls seine Reverenz erweist –,
Jahre nach dem Verlöschen jener einstigen Aktualität eine
Sammlung zur geistigen Vergegenwärtigung vergangener
Diskussionen zu veröffentlichen?
besprochen von Christine E. Kohli, Bern
Linard Bardill: «Aufs Leben los«. Zürich: Limmat Verlag, 2007.