Erst mal einen guten Faustkeil machen
Wer glaubt, es sei simpel, ohne Werkzeuge einen guten Faustkeil oder ein Feuer zu machen, täuscht sich. Genau diese Fähigkeiten aber haben den Menschen, wie wir ihn heute kennen, ermöglicht.
«Wie wir die Welt verändern» (Verlag S. Fischer) von Physiker und Philosoph Stefan Klein liefert eine kurze Geschichte des menschlichen Geistes. Die Kurzversion: Es passiert sehr, sehr lange wenig bis nichts, und dann passiert sehr rasch sehr viel – definitiv seit der sumerischen Keilschrift 3300 v. Chr. Einige Seiten im Buch widmet Klein dabei der unterschätzten Rolle des Faustkeils, der erst über Tausende von Generationen hinweg eine Form angenommen hat, die zu weiteren Innovationen führte. Wie schwierig es überhaupt sei, mit den eigenen Händen und ohne Werkzeuge einen guten Faustkeil selbst herzustellen oder Feuer zu machen! Und hat eine Gesellschaft mal etwas erlangt, geht es darum, es zu erhalten: Die erlernte Technik muss über Generationen weitergegeben werden, das Feuer darf nicht ausgehen. Erst die Erfindung des Buchdrucks hat es ermöglicht, Ideen auf Papier so zu bewahren, dass auch jemand, der viel später auf das Buch stösst, daraus lernen kann, seine Gedanken daran anknüpfen kann. Klein räumt im Buch auch auf mit der Idee, dass Genies grosse Ideen aus sich selbst schöpfen. Im Gegenteil: «Jedes schöpferische Denken entspringt dem Zusammenspiel vieler Menschen. Ideen entwickeln sich als Antworten auf Fragen, die andere Individuen oder die Umwelt uns stellen.» Wichtig beim Lernen seien Vorbilder: «Wer schöpferisch handeln will, benötigt ein Vorbild, und der Erfolg hängt davon ab, wie Lehrer und Schüler kommunizieren.» (rg)