«Herkunft aber bleibt stets Zukunft» – so Martin Heidegger. Doch genügt der Stolz auf die Herkunft, um stets auch Zukunft zu haben? Die beiden Appenzell, Innerhoden und Ausserrhoden, sind – jedes in seiner Weise – traditionsbewusst. Heimat wird in beiden Gemeinschaften nicht «im Blick zurück» erlebt, sondern im behutsamen Umgang mit dem Neuen. Zunächst muss […]
Sie sind jeder mehr als halb und doch nicht ganz: Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden. Wenn sich zwei Schwesterkantone zu ähnlich sehen, versuchen beide, anders zu sein als der andere. Das gelingt ihnen nicht immer. Zum Glück.
Robert Nef im Gespräch mit Marianne Kleiner Von aussen wird das Appenzellerland mehr von seiner traditionellen Seite wahrgenommen. Tatsächlich haben die kleinen Gemeinschaften nur überlebt, weil sie sich immer wieder an neue Situationen angepasst haben, ohne ihre Eigenheiten aufzugeben. Gedankenaustausch zweier Appenzeller über ihren Heimatkanton.
Die Kleinkantone nutzen ihre Chance. Mit attraktiven steuerlichen Rahmenbedingungen locken sie neue Unternehmen, kurbeln das Wirtschaftswachstum an und stoppen die Abwanderung. Die grossen Kantone müssen aufpassen, dass sie nicht ins Hintertreffen geraten.
Traditionen sind den Appenzellern lieb, und darum möchten sie ihre Bräuche für alle Ewigkeit bewahren. Trotzdem hat sich das Brauchtum im Lauf der
Zeit gewandelt. Auch wenn die Werbewirksamkeit überlieferter Rituale und Trachten punktuell ausgenützt wird, ist es noch nicht zum Schaulaufen verkommen.
«Das Feuer, nicht die Asche bewahren» ist der Leitsatz des Zentrums für Appenzellische Volksmusik. In der Appenzellermusik prallen heute experimentelle Stücke, die Suche nach neuen Wegen und aller- hand Fantasien auf Traditionelles: ein Schmelztiegel, der das Musizieren belebt.
«Die freie Heiltätigkeit ist gewährleistet» – mit diesem Passus der geltenden Kantonsverfassung bekennt sich Appenzell Ausserrhoden zu einer liberalen Tradition, die bis vor kurzem noch in der Schweiz als Kuriosum und Relikt galt.
Appenzell Ausserrhoden stand lange im Schatten der Textilstadt St. Gallen. Doch im 18. Jahrhundert nahmen die Appenzeller die Textilproduktion und
den Handel in ihre Hände. Die Zellweger waren
die führende Kaufmannsfamilie. Sie schrieben
über Generationen hinweg schweizerische Wirtschafts-geschichte.
Durch das Appenzellerland führt keine Nationalstrasse. Und keine Bundesbahn. Wie der öffentliche Verkehr auszusehen hat, bestimmen die Appenzeller selbst.
Für die Wahrung ihrer Autonomie bleiben sie freilich auf Bundesgelder angewiesen.
Die Gemeinde Urnäsch A.Rh. hat zusammen mit der Schweizer Reisekasse ein Feriendorf realisiert. Was als Investition in regionale Wirtschaftsförderung geplant war, entwickelte sich zu einem positiven Testfall für eine moderne Feriensiedlung in ländlicher Umgebung. Die Innenperspektive des Gemeindepräsidenten.