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Der Westen packt sich in Watte

Der Westen packt sich in Watte

Den Berliner Mauerfall im November 1989 kam überraschend, das hatte kaum jemand auf dem Schirm.

Die Gründe für den Zusammenbruch waren aber allen längst klar: Der sozialistische Spitzelstaat DDR kollabierte vor allem deswegen, weil sein marktwirtschaftlicher Konkurrent BRD besser geführt wurde – mit starken Institutionen, die eine freie Marktwirtschaft förderten und die es nicht erlaubten, in der sozialen Hängematte zu liegen. So baute die BRD nach dem Krieg bewundernswerte industrielle Stärke auf und produzierte Güter von höchster Qualität.

Die Unterschiede waren beispielsweise bei den Autos zu sehen. Die Ostdeutschen mussten Jahrzehnte darauf warten, um endlich den ihnen zugeteilten, hässlichen Trabant in Empfang nehmen zu dürfen. Erfolgreiche Westdeutsche dagegen konnten sich einen Mercedes oder BMW leisten; Produkte, für die sie in der ganzen Welt beneidet wurden.

Doch die Stimmung im Westen hat gedreht: Statt weiterhin selbst anzupacken und den Erfolg in Eigenverantwortung und Unternehmertum zu suchen, erwartet man alles vom Staat. Betete die breite Masse einst zu Mutter Maria für die eigene Rettung, fordert sie diese nun von der Politik ein. Und wählt Politiker, die Rettung versprechen.

Einmal im Amt, geben diese das Steuergeld mit beiden Händen aus und machen noch mehr Schulden; dabei sind zwischen links und rechts kaum noch Unterschiede erkennbar. Die Bürger werden in Watte gepackt, selbst die Opposition mag ihr nichts mehr zumuten. Der Chef der französischen Oppositionspartei Rassemblement National, Jordan Bardella, schrieb vergangene Woche: «Das Rassemblement National wird niemals einer Regierung das Vertrauen aussprechen, deren Entscheidungen das französische Volk leiden lassen.» Reformen? Es werden keine kommen.

Die harten Fakten zur eigenen Lage in Problemfeldern wie Demografie, Schulden, Kaufkraft, militärische Schwäche, innere Sicherheit oder Meinungsfreiheit werden verschleiert. Das ist überall im Westen zu beobachten. Selbst in der reformfreudigen USA sind Freihandel und Eigenleistung out und Mehreinnahmen auf Kosten anderer in.

Um im Westen einen Staat zu finden, der sich entschieden in Richtung Marktwirtschaft und Eigenverantwortung bewegt, muss man bis nach Argentinien fahren: dort setzt Javier Milei ehrliche, realistische Reformen um. Überall sonst frisst sich das süsse Gift der Lüge und des Sozialismus ein in den einst so freien Westen.

Verhindert werden die notwendigen Reformen von einer realitätsfremden Linken, die vergessen hat, dass Umverteilung nur mit einer starken Wirtschaft funktioniert. Und von einer egoistischen Babyboomer-Generation: Ihr scheint zunehmend nur noch wichtig zu sein, dass die von ihr masslos ausgebauten Sozialsysteme noch bis an ihr eigenes Lebensende funktionieren. Und just das könnte in der Tat der Fall sein. Geben die Boomer ihre Macht dereinst ab, werden die Menschen unter 60 Jahren die Trümmer ihrer Politik aufräumen müssen – Frankreichs Premier Bayrou sieht’s übrigens recht ähnlich.

Als DDR-Bürger in den 1990er-Jahren erstmals in den Westen fuhren, staunten sie, dass fast alles unwahr war, was ihnen die eigene staatliche Propaganda erzählt hatte. So geht es allen, die im Sozialismus angelogen wurden – hier ein schönes Beispiel eines Kubaners, der zum ersten Mal in einem US-Lebensmittelladen steht.

Heute kommen Schweizer und Deutsche aus chinesischen Städten zurück und behaupten, es sei unglaublich, wie fortgeschritten diese inzwischen seien. Man muss es ihnen nicht glauben. Wahrscheinlich ist das ja eh nur Propaganda. Wer aber schon mal selbst in China war, nimmt dort eine ganz andere Dynamik wahr als im schläfrigen Europa – dem autoritären Überbau durch die kommunistische Partei zum Trotz sind entfesselte kapitalistische und innovative Kräfte am Werk. Es wird nicht lange studiert, sondern ausprobiert, getüftelt, umgesetzt und optimiert – das alles machte einst den Westen aus, der nun von Bedenkenträgern dominiert wird.

Während europäische Infrastrukturprojekte verzögert (Stuttgart 21), gesprengt (Nord-Stream-Pipeline) oder verhindert (Ausbau der Schweizer Autobahnen) werden, baut China rasch und massiv – hier ein Video darüber, was 2025 in China alles fertig gebaut werden soll. Es mag sein, dass China in einer riesigen Immobilienblase steckt, und auch über seine Planwirtschaft kann man sich lustig machen. Doch realisiert werden eben nicht nur Wohnungen, sondern auch imposante Infrastrukturprojekte, zum Beispiel dieser Autobahnabschnitt, der mit ferngesteuerten Maschinen gebaut wurde, offenbar fast ohne Arbeiter vor Ort.

Der Westen verbaut sich die eigene Zukunft. Er ist nicht mehr ehrlich zu sich selbst und belohnt jene, die nehmen statt geben. So implodiert er vielleicht eines Tages ebenso überraschend wie einst der Realsozialismus. Die Menschen werden mit den Füssen abstimmen, das tun sie nämlich immer. In Deutschland hat der Exodus der Leistungsbereiten bereits begonnen; auch eine Wegzugssteuer wird sie nicht aufhalten. Nur die Mauer fehlt noch.

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