Bekenntnisse eines Bitcoin-Wals
Der mexikanische Unternehmer Ricardo Salinas kombiniert in einem neuen Buch seine Erfahrung als Unternehmer mit dem Fachwissen zweier Schweizer Bitcoiner.

Ricardo Salinas bettet seine Aussagen nicht in Watte: «Das Fiatgeldsystem ist eine einzige grosse Lüge», sagte der mexikanische Unternehmer und Bitcoin-Grossinvestor vergangenes Jahr im Gespräch mit den Schweizer Monat. Salinas ist aber kein Dampfplauderer, sondern hat das intellektuelle Format, um seine Thesen zu untermauern; er hat nicht nur mehrere Bücher geschrieben, sondern auch seine eigene Universität aufgebaut. Für sein neuestes Werk, «The Bitcoin Enlightenment», hat er mit den Schweizer Bitcoin-Aktivisten Pascal Hügli und Daniel Jungen zusammengespannt.
Im ersten Teil des Buches beschreibt Salinas, wie er zu Bitcoin gekommen ist. Die Erfahrung der Hyperinflation in Mexiko in den 1980er Jahren machte dem Unternehmer schon früh bewusst, wie vergänglich der Wert von Fiatgeld ist. Deshalb faszinierte ihn das Konzept von Bitcoin als Geld, das vom frivolen Treiben der Politiker und Zentralbanker geschützt ist.
Darauf aufbauend, beschreibt das Buch die grössere historische Entwicklung und die schädlichen Auswirkungen des Fiatsystems auf Finanzwirtschaft und Gesellschaft. So führe die Schöpfung von Geld aus dem Nichts, die stille Enteignung durch Inflation, vor allem bei Jungen zu «finanziellem Nihilismus»: einer Investmentphilosophie, welche die Objekte der Spekulation als intrinsisch wertlos ansieht. Sie zeigt sich etwa in diversen Börsenrallies von «Meme stocks», also Aktien, die über soziale Netzwerke gehypt werden und lediglich durch Herdentrieb im Kurs steigen.
Der sich aufdrängenden Frage, ob finanzieller Nihilismus nicht auch hinter den Kurssteigerungen von Bitcoin stehen könnte, weichen die Autoren indes aus. Das ist denn auch die Schwäche des Buches, die gegen Ende zur bekannten Bitcoin-Lobpreisung übergeht, wie man sie von vielen anderen Bitcoin-Büchern kennt.
Gleichwohl ist das Buch dank der Kombination von Salinas’ reicher unternehmerischer Erfahrung mit dem profunden Fachwissen seiner Co-Autoren lesenswert. Und man kann den Autoren sicherlich nicht vorwerfen, kein «Skin in the Game» zu haben: Salinas hält nach eigenen Angaben 70 Prozent seiner Assets in Bitcoin – und das bei einem Vermögen von rund fünf Milliarden Franken. (Lukas Leuzinger)
Ricardo Salinas, Pascal Hügli und Daniel Jungen: The Bitcoin Enlightenment: Ending The Fiat Dark Age. The Saif House, 2025.