Wir brauchen Ihre Unterstützung — Jetzt Mitglied werden! Weitere Infos

Ohne Energie gibt es keinen Wohlstand

Fossile Brennstoffe waren das sine qua non des Fortschritts und sind momentan unersetzlich. Bestrebungen hin zu netto null Emissionen wären katastrophal.

Ohne Energie gibt es keinen Wohlstand
Bild: Unsplash/ @juancarballo.

Energie wird benötigt, um Licht auszustrahlen, Wärme abzugeben oder eine Arbeit zu verrichten. Wir benötigen Energie beispielsweise dann, wenn wir etwas in Bewegung setzen, hochheben, beschleunigen, erwärmen oder beleuchten wollen.

Das fossile Wunder

Unsere hochindustrialisierte, arbeitsteilige Wirtschaft ist auf ständig verfügbare Energie angewiesen, damit die Produktion planbar ist und die einzelnen Arbeitsschritte in der Wertschöpfungskette pünktlich aufeinander abgestimmt werden können. Sich allein auf die Launen der Natur zu verlassen, indem man sich unter heutigen Bedingungen vollständig von den fossilen Energieträgern abwendet, wäre keine gute Idee.

Denn wenn kein Wind bläst, zu wenig Wasser fliesst oder zu wenig Sonne scheint, würde das Gefüge der fein aufeinander abgestimmten Schritte in der Wertschöpfungskette durcheinandergeschüttelt. Die benötigten Medikamente, Computer, Verkehrsmittel, Baumaterialien, Nahrungsmittel und andere essenzielle Dinge wären plötzlich nicht mehr in ausreichenden Mengen verfügbar. Eine zuverlässige Energieversorgung ist daher eine wichtige Komponente einer zivilisierten und wohlhabenden Gesellschaft.

Vor der industriellen Revolution nutzten die Menschen für die Verrichtung ihrer Arbeiten vor allem ihre Muskelkraft (respektive die Muskelkraft von Tieren) sowie Naturkräfte wie Wasser und Wind, um Antriebsenergie für ihre Maschinen zu gewinnen. So dominierte die Windmühle im flachen Nordwesteuropa, mit der unter anderem Mehl, Holz oder Papier verarbeitet wurden. Auch die Wasserkraft war eine Energiequelle, beispielsweise für Sägemühlen und Hämmer in den Schmieden.

Die Erfindung der Dampfmaschine 1712 durch Thomas Newcomen und die entscheidende Verbesserung dieser Maschine, die durch James Watt 1769 patentiert wurde, brachte uns eine mechanisierte Energie und leitete die industrielle Revolution ein. Die Dampfmaschine revolutionierte Ende des 18. Jahrhunderts die Textilindustrie, wo sie zum Antrieb von Textilmaschinen eingesetzt wurde, sowie im Laufe des 19. Jahrhunderts auch das Verkehrswesen, etwa zum Antrieb von Dampflokomotiven und Dampfschiffen.

Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Dampfmaschine schliesslich von Elektromotoren und bei den Fahrzeugantrieben von Verbrennungsmotoren abgelöst.

Wo liegt das Problem?

Insbesondere die fossilen Energieträger sind massiv ins Kreuzfeuer geraten aufgrund ihrer negativen Nebeneffekte. Dennoch wäre es völlig absurd, sie deswegen beseitigen zu wollen, weil die positiven Effekte die negativen um Welten übersteigen und die negativen Effekte durch die positiven Aspekte mehr als neutralisiert werden.

Wer sein Augenmerk einzig auf die unerwünschten Nebeneffekte richtet und die zentrale Rolle der fossilen Energieträger für unsere Zivilisation ausblendet oder negiert, ist kein «Klima-», «Umwelt-» oder «Energie-Experte», sondern ein Ideologe der schlimmsten Sorte, der das Wohl der Menschen und des Planeten zu opfern bereit ist. Wer Zwangsmassnahmen unterstützt, dank denen unsere Gesellschaft CO2-neutral werden soll, ignoriert, dass die Menschheit ohne fossile Energienutzung (die CO2 hervorbringt) massiv verarmen und damit auch die Umwelt enorm in Mitleidenschaft gezogen würde. Denn arme Menschen haben schwerwiegendere Sorgen als den Schutz der Umwelt: Sie müssen sich darum kümmern, dass sie genügend zu essen, ein Dach über dem Kopf, eine gute Gesundheitsversorgung, eine Ausbildung für ihre Kinder haben und so weiter. Dennoch ist es heute – so verrückt das auch klingen mag – Konsens unter Meinungsmachern und medial gepushten «Experten», dass wir rasch aus den fossilen Energien aussteigen müssten.

Eines müssen wir uns bewusst sein: Eine Beseitigung fossiler Energien hätte unter heutigen Umständen apokalyptische Zustände zur Folge: Ohne fossile Energien könnte ein Grossteil der Menschheit schlichtweg nicht überleben, während die Überlebenden weitgehend verarmen würden. Warum ist das so?

«Eine Beseitigung fossiler Energien hätte unter heutigen Umständen

apokalyptische Zustände zur Folge: Ohne fossile Energien könnte ein Grossteil der Menschheit schlichtweg nicht überleben, während die Überlebenden weitgehend verarmen würden.»

Fossile Energien sind bildlich gesprochen die Kalorien der Maschinen, die für uns Arbeiten verrichten, die wir niemals allein von Hand bewältigen könnten. In den USA etwa verbraucht der durchschnittliche Bürger 75-mal mehr Maschinenkalorien, als er selbst an Nahrung zu sich nimmt.

Maschinen sind essentiell für die Prosperität der Menschheit, weil sie unsere Produktivität massiv erhöhen und Dinge herstellen, die wir für unser Überleben und Gedeihen benötigen: Nahrung, Kleider, Wohnungen, Medikamente, Strassen, Schienen, Autos, Züge, Computer, Smartphones etc.

Ein moderner Mähdrescher, der mit fossilen Energien betrieben wird, kann an einem Tag so viel Weizen ernten und dreschen, um damit 500 000 Brote zu backen. Dies sind rund tausendmal mehr Brote, als was eine äusserst leistungsfähige menschliche Arbeitskraft an einem Tag schafft. Können Sie sich vorstellen, wie viele Milliarden Menschen in erbärmliche Armutszustände abrutschen oder sogar eines grausamen Hungertodes sterben würden, wenn wir solche fossil betriebenen Maschinen einfach nicht mehr gebrauchen dürften?

Maschinen können zudem Dinge ausführen, zu denen wir Menschen mit Handarbeit niemals in der Lage wären: Ein Flugzeug etwa bietet eine viel schnellere und sicherere Transportmöglichkeit, als es je irgendeine Muskelkraft hinkriegen könnte. Oder schauen Sie sich die Rechenleistung von Servern und Computern an: Sie ermöglicht zusammen mit dem Internet breiten Schichten auf aller Welt den kostengünstigen Zugang zu Bildung und zum internationalen Arbeitsmarkt für Digitalleistungen. Auch aufgrund dieses massiven Bildungsboosters und neuer Einkommensmöglichkeiten über die weitgehend freien Märkte des Internets war die Armut weltweit bis zu den fatalen Corona-Interventionismus-Jahren auf dem Rückzug.

Wenn wir den Menschen kostengünstige Energie verwehren, fallen praktisch alle Dinge weg, die die moderne Zivilisation und unseren Wohlstand ausmachen. Je mehr die politischen Akteure die Energie verteuern, desto mehr Menschen werden wieder zur Handarbeit verdammt und zivilisatorisch um Welten zurückgeworfen.

«Je mehr die politischen Akteure die Energie verteuern, desto mehr

Menschen werden wieder zur Handarbeit verdammt und zivilisatorisch um Welten zurückgeworfen.»

China und Indien sind in den letzten Jahrzehnten den exakt entgegengesetzten Schritt gegangen: Sie haben ihren Verbrauch von Kohle und Öl enorm gesteigert – und damit auch den Wohlstand in ihren Nationen stark erhöht. Lag die Lebenserwartung im Jahr 1970 in China noch unter 60 Jahren und in Indien sogar unter 50 Jahren, ist diese bis ins Jahr 2019 in China auf rund 77 Jahre und in Indien auf rund 70 Jahre angestiegen. Auch die Einkommen pro Kopf konnten in beiden Ländern in derselben Periode massiv gesteigert werden. Wenn sich der Wohlstand bei vermehrter Verwendung fossiler Energieträger derart erhöht, muss man dann nicht annehmen, dass die Beseitigung solcher Brennstoffe aus unserem Leben zu entsprechender Verarmung führt?

Verlogene Debatte

Sogenannte «Klima-Experten» und mediale Meinungsmacher – egal ob nun das IPCC, Al Gore oder die meisten Massenmedien – warnen die Öffentlichkeit alarmistisch vor den negativen Nebeneffekten der fossilen Energien, die es zweifelsohne gibt. Sie verschweigen aber in all ihren Publikationen und Äusserungen konsequent, dass die Menschheit ohne fossile Energien in eine Katastrophe taumeln würde. Sie ignorieren diese Fakten willentlich.

Und weil dieselben «Experten» meist auch gleich noch die Kernenergie bekämpfen und keine konkrete Strategie haben, wie man fossile Energien ersetzen könnte, ist davon auszugehen, dass es diesen Menschen gar nicht um die Verhinderung des Klimawandels und den Schutz der Menschheit und des Planeten geht, sondern um einen Angriff auf die Errungenschaften der westlichen Zivilisation als Ganzes. So schockierend diese Feststellung auch sein mag, es gibt keine andere vernünftige Erklärung, wie Alex Epstein in seinem Buch «Fossil Future» überzeugend darlegt.

Nirgendwo erwähnen diese Meinungsmacher, dass fossile Energieträger einzigartige Eigenschaften aufweisen, ohne die unsere Zivilisation nicht bestehen könnte.

Dazu zählen:

  1. Fossile Energien sind kostengünstig: Die Verfügbarkeit preiswerter Energie ist eine wesentliche Voraussetzung für den Wohlstand einer Gesellschaft. Wenn Energie kostengünstig ist, sinken die Produktpreise, womit sich auch verhältnismässig ärmere Menschen die nötigen Alltagsgüter leisten können, die sie fürs Überleben und Gedeihen benötigen.
  2. Fossile Energieträger liefern verlässlich Energie: Sie versorgen uns auch dann mit Energie, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht bläst. Diese ständige Verfügbarkeit entscheidet über Leben und Tod. Etwa auf der Geburtenabteilung: Wenn da der Strom ausfällt und die Inkubatoren nicht mehr betrieben werden können, ist das für die Babys das Todesurteil. Ebenso für die auf der Notfallstation Liegenden, deren Beatmungsgeräte ausfallen. Und weil die Schweiz ihre Nachfragespitzen überwiegend im Winter hat, bedeutet eine Absage an fossile Energieträger auch, dass die Schweizer Bevölkerung im Winter künftig frieren soll, was insbesondere vulnerable Bevölkerungsteile wie Kranke, Alte oder Kinder schwer treffen wird. Eine Absage an fossile Energie ist daher ein inhumaner Angriff auf die Schwächsten unserer Gesellschaft.
  3. Fossile Energien sind dazu in der Lage, eine grosse Anzahl verschiedener Maschinen ökonomisch anzutreiben: Erneuerbare Energien leisten praktisch keinen Beitrag für den Schwertransport, dem heute eine entscheidende Bedeutung für unseren Wohlstand zukommt. Auch tragen sie kaum etwas zu elementaren Produktionsabläufen wie industriellen Erhitzungsprozessen bei, die nötig sind, um wichtige Dinge wie Stahl, Plastik oder Zement herzustellen. Es wäre auch eine ökonomische Sünde, «hochwertigen» Strom für «niedrigwertige» Wärme zu missbrauchen. Zudem sind diese energieintensiven Produktionsprozesse nur im Dauerbetrieb ökonomisch zu betreiben. Also müsste auch eine Stromversorgung rund um die Uhr das ganze Jahr über garantiert sein. Ohne kostspielige Back-up-Systeme geht das nicht. Stahl kann sogar ausschliesslich nur mit glühender Kohle hergestellt werden. Das geht nicht mit Erneuerbaren. Auch wäre es ein Trugschluss zu glauben, wenn man diese Dinge elektrisch herstellte, fiele kein CO2 mehr an: Bei der elektrischen Zementproduktion etwa wird ebenfalls sehr viel CO2 emittiert. Der Zement kommt nämlich aus dem Kalk, der zu Klinker wird.
  4. Fossile Energien liefern weltweit mit riesigem Abstand die meiste Energie von allen Energieträgern: 80 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs gehen auf fossile Energieträger zurück. Solar- und Windenergie machen gerade einmal mickrige 3 Prozent aus. Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen: drei Prozent! Und das, obwohl sie mit aller Vehemenz staatlich subventioniert, gefördert und den Bürgern mit Zwangsmassnahmen aufgedrückt werden. Die massenmedial inszenierten «Experten» tun so, als könnten diese mit staatlicher Gewalt hochgepushten 3 Prozent schon bald die 80 Prozent ersetzen, ohne zu sagen, wie das genau passieren soll. Man kann gar nicht in Worten beschreiben, wie realitätsfremd diese politisch beschlossene «Energiewende» ist.

Und selbst wenn man davon ausgeht, dass das Verbrennen fossiler Energieträger eine signifikante Auswirkung auf die Klimaerwärmung hat, muss man anerkennen, dass fossile Brennstoffe die negativen Effekte der Erderwärmung um ein paar Grad mindestens neutralisieren können. So helfen fossil betriebene Maschinen dabei, Klimaanlagen zu betreiben, hitzeresistente und Hurrikan-feste Gebäude zu bauen sowie Bewässerungssysteme zur Bekämpfung von Dürren am Laufen zu halten, um nur einige Beispiele zu nennen.

Genau das ist passiert: Dank immer höherem Wohlstand, besseren Baustandards und ausgeklügelter Infrastruktur ist die Anzahl Klimatoter gemäss der International Disaster Database zwischen 1920 und 2020 um 98 Prozent zurückgegangen – obwohl sich der CO2-Ausstoss in dieser Zeit erhöht hat.

Die Klimarisiken sind also überschaubar und handhabbar, während es ein Ausstieg aus den fossilen Energien zum heutigen Zeitpunkt definitiv nicht wäre und auch in absehbarer Zeit nicht sein wird.

Dieser Text ist ein Auszug aus Olivier Kesslers im Juni erscheinendem Buch «Freiheitsdiät: Erfolgsrezepte für eine fitte Schweiz» (Zürich: Liberales Institut, 2024).

»
Abonnieren Sie unsere
kostenlosen Newsletter!