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Energiefreiheit für alle

Das Streben nach netto null Emissionen bis 2050 hätte verheerende Folgen für unsere energiearme Welt. Was wir brauchen, sind nicht weniger, sondern mehr fossile Brennstoffe.

Energiefreiheit für alle
Bild: Unsplash/@Galen Crout.

Read the English version here.

Wären Sie beunruhigt, wenn ich Ihnen sagen würde, dass die populärste politische Idee der Welt bei ihrer vollständigen Umsetzung apokalyptische Folgen hätte und bei ihrer minimalen Verwirklichung katastrophal zerstörerisch wäre?

Leider ist dies heute der Fall. Die populäre politische Idee ist «Netto-Null bis 2050», und die zerstörerische Folge ist weit ­weniger Energie für Milliarden von Menschen, die dringend viel mehr Energie zum Überleben und Gedeihen benötigen.

Der Kampfbegriff «Netto-Null bis 2050» verspricht (Zwangs-)Massnahmen der Regierungen mit dem primären und verbindlichen Ziel der Netto-Eliminierung von CO2-Emissionen (und anderen Treibhausgasen) – deren wichtigste Quelle die Nutzung fossiler Brennstoffe darstellt – bis 2050. In der Praxis bedeutet «Netto-Null»: rascher Verzicht auf den Grossteil der Nutzung fossiler Brennstoffe. «Netto-Null bis 2050» ­umfasst: zunehmende Einschränkungen oder Verbote der Entwicklung und Nutzung fossiler Brennstoffe sowie vorgeschriebene Alternativen und Subventionen für Alternativen. Sie be­inhalten oft auch Feindseligkeit gegenüber Entwicklung im ­Allgemeinen und eine Ablehnung der Kernenergie.

«Netto-Null bis 2050» ist derzeit das wichtigste kulturelle und politische Ziel der Welt. Die meisten Regierungen haben sich diesem Ziel verschrieben, führende Unternehmen und ­Finanzinstitute unterstützen und investieren in es.

Ich werde argumentieren, dass die «Netto-Null bis 2050»-Politik – trotz ihrer Beliebtheit – zugunsten einer Politik der «Energiefreiheit», wie ich sie nenne, abgelehnt werden sollte. Eine Politik der Energiefreiheit umfasst staatliche Massnahmen zum Schutz der Fähigkeit sowohl der Produzenten, alle Formen von Energie zu produzieren, als auch der Konsumenten, alle Formen von Energie zu nutzen, solange sie keine vernünftigerweise vermeidbare Verschmutzung oder Gefährdung anderer verursachen. Dazu gehören: Schutz der Freiheit, fossile Brennstoffe und andere Energieformen zu entwickeln (zum Beispiel Erschliessung der Tiefengeothermie), und Schutz der Freiheit, fossile Brennstoffe und alle anderen Energieformen zu nutzen (etwa die Kernenergie).

Um die beste Politik für fossile Brennstoffe zu bestimmen – die Energiequelle, die den grössten Teil der Welt mit Energie versorgt, deren CO2-Emissionen aber das Klima erwärmen –, müssen wir einem Grundsatz des gesunden Menschenverstands folgen, der leider nicht gängige Praxis ist: Nutzen und Nebenwirkungen sorgfältig abwägen.

Dazu gehört, dass man mit Ausgewogenheit und Präzision 1) den Gesamtnutzen fossiler Brennstoffe, 2) die Vorteile fossiler Brennstoffe für die Beherrschung des Klimas (die negative ­Nebenwirkungen neutralisieren kann) und 3) die klimatischen Nebenwirkungen fossiler Brennstoffe berücksichtigt.

Vorteile der Nutzung fossiler Brennstoffe

Die Vorteile einer anhaltenden Nutzung fossiler Brennstoffe lassen sich auf drei wesentliche Fakten reduzieren.

  1. Kostengünstige Energie ist eine wesentliche Voraussetzung für Reichtum und Sicherheit. Kostengünstige (erschwingliche, zuverlässige, vielseitige, skalierbare) Energie ermöglicht es uns, Maschinen einzusetzen, um produktiv genug zu werden, um unsere von Mangel und Gefahren geprägte Welt in eine Welt des Überflusses und der Sicherheit zu verwandeln.
  2. Kostengünstige Energie wird von Milliarden mehr Menschen dringend benötigt. Milliarden Menschen fehlt die kostengünstige Energie, die sie brauchen, um ein Leben in Wohlstand und Sicherheit zu führen. Drei Milliarden verbrauchen weniger Strom als ein typischer amerikanischer Kühlschrank. Die meisten dieser Menschen verwenden Holz oder Dung zum Heizen und Kochen.
  3. Fossile Brennstoffe sind wie keine andere Energiequelle in der Lage, kostengünstige Energie zu liefern. Fossile Brennstoffe liefern 80 Prozent der weltweiten Energie und werden trotz massiver Ablehnung weiter ausgebaut, da keine andere Energie­quelle eine vergleichbare Kombination aus Erschwinglichkeit, Zuverlässigkeit, Vielseitigkeit und Skalierbarkeit bieten kann.

Wenn wir frei sind, fossile Brennstoffe zu nutzen, können Milliarden mehr die Energie haben, die sie brauchen, um produktiv und wohlhabend zu sein. Wenn wir «Netto-Null» anstreben, werden praktisch alle 8 Milliarden Menschen auf der Welt in Armut und vorzeitigen Tod stürzen.

Bewältigung von Klimagefahren mit fossilen Brennstoffen

Die klimapolitischen Vorteile der fortgesetzten Nutzung fossiler Brennstoffe lassen sich auf drei wesentliche Fakten reduzieren.

  1. Ein wichtiger Nutzen fossiler Brennstoffe ist die Bewältigung von Klimagefahren. Ein grosser Vorteil, den wir aus fossilen Brennstoffen ziehen, ist die Fähigkeit, Klimagefahren zu ­bewältigen – zum Beispiel durch Kühlung, Heizung und Bewässerung mittels fossiler Brennstoffe –, was die negativen Auswirkungen fossiler Brennstoffe auf das Klima potentiell neutralisieren kann.1
  2. Die Vorteile fossiler Brennstoffe in Bezug auf die Bewältigung von Klimagefahren haben bisher alle negativen Klimawandelnebenwirkungen übertroffen. Die Zahl der klimabedingten Todesfälle ist in den letzten 100 Jahren um 98 Prozent zurückgegangen, während die CO2-Emissionen gestiegen sind. Diese Klimabeherrschung wurde durch fossile Brennstoffe ermöglicht.2
  3. Führende «Experten», die sich gegen fossile Brennstoffe aussprechen, ignorieren die Bewältigung von Klimagefahren mit fossilen Brennstoffen. Das gilt nicht nur für die Medien, sondern auch für den UN-Weltklimarat (IPCC), dessen mehrere Tausend Seiten umfassende Berichte diesen Aspekt über­gehen – einschliesslich des Rückgangs der Todesfälle bei Klima­katastrophen.

Wenn wir frei sind, fossile Brennstoffe zu nutzen, werden wir immer besser darin, die natürlichen oder vom Menschen verursachten Klimagefahren zu neutralisieren. Wenn wir eine «Netto-Null»-Politik verfolgen, werden die Klimagefahren im Vergleich zu heute drastisch zunehmen.

Klimatische Nebeneffekte fossiler Brennstoffe

Die klimatischen Nebenwirkungen einer anhaltenden Nutzung fossiler Brennstoffe lassen sich auf drei wesentliche Fakten ­reduzieren.

  1. Weit mehr Menschen sterben an Kälte als an Hitze. Während führende Institutionen die Welt als zunehmend von hitze­bedingten Todesfällen geplagt darstellen, ist es eine Tatsache, dass, obwohl die Erde um 1 Grad wärmer geworden ist, weit mehr Menschen an Kälte als an Hitze sterben (sogar in Indien!).3
  2. Die Erderwärmung konzentriert sich auf kältere Regionen, auf kältere Jahreszeiten und auf kältere Tageszeiten. Die vorherrschende Meinung in der Klimawissenschaft ist, dass sich die Erwärmung auf kältere Orte (nördliche Breitengrade) und zu kälteren Zeiten (nachts) und während kälterer Jahres­zeiten (Winter) konzentriert.
  3. Selbst extreme Vorhersagen von einseitigen Quellen sind mit fossilen Brennstoffen zu bewältigen. Selbst der IPCC prognostiziert Auswirkungen der Erwärmung, die auch mit fossilen Brennstoffen beherrschbar wären. So werden zum Beispiel Stürme um 1 bis 10 Prozent intensiver oder der Meeresspiegel steigt in 100 Jahren um knapp einen Meter.

Wenn es uns freisteht, fossile Brennstoffe zu nutzen, werden wir weiterhin eine Erwärmung erfahren, die wir bewältigen und mit der wir gedeihen können. Wenn wir die «Netto-Null»-Politik verfolgen, werden wir ein weniger belastetes, aber viel weniger lebenswertes Klima und eine wesentlich weniger ­lebenswerte Welt haben.

Die «Netto-Null»-Politik wird zwar kurzfristig die Auswirkungen auf das Klima verringern, die Politik der Energiefreiheit jedoch eher zu langfristigen Emissionssenkungen führen, da sie das Tempo beschleunigt, in dem die Kernenergie und andere Alternativen wettbewerbsfähig werden.

Da die «Netto-Null»-Politik so zerstörerisch ist, wird sie in der Praxis nicht umgesetzt werden. Dennoch wird sie katastrophale Zerstörung anrichten und das Aufkommen von kohlenstoffarmen Alternativen verlangsamen. Das ist genau das, was derzeit in Europa passiert.

Alex Epstein, zvg.

Die «Netto-Null-Bewegung» hat ihr Ziel, die Nutzung fossiler Brennstoffe rasch zu beenden, nicht annähernd erreicht. Aber allein durch die Verlangsamung des Anstiegs der Nutzung fossiler Brennstoffe hat sie eine globale Energiekrise ver­ursacht. Es ist an der Zeit, «Netto-Null» aufzugeben und sich der Energiefreiheit hinzugeben.

  1. «Statistical Review of World Energy». In: Energy Economics, BP, 2023, http://www.bp.com/en/global/corporate/energy-economics.html.

  2. «SDG7: Data and Projections: Access to Affordable, Reliable, Sustainable and Modern Energy for All». In: IEA, Reports, September 2023, http://www.iea.org/reports/sdg7-data-and-projections.

  3. QI Zhao et al.: Global, Regional, and National Burden of Mortality Associated with ­Non-Optimal Ambient Temperatures from 2000 to 2019: A Three-Stage Modelling Study. In: The Lancet Planetary Health, Band 5, 7. Juli 2021. doi.org/10.1016/S2542-5196(21)00081-4.

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Die Klimaseniorinnen aus der Schweiz im Gerichtssaal während der Urteilsverkündung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg, Frankreich, am 9. April 2024. Bild: Keystone/EPA/Ronald Wittek.
Der fabrizierte Konsens

Die Politisierung im Zusammenhang mit Klimawandel und Covid-19 erschüttert die Grundlagen der Wissenschaft. Es braucht mehr Offenheit gegenüber Abweichlern.

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