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Heiss, heisser, Falschmeldung

2023 liefert «SRF Meteo» für manche Regionen übertrieben hohe Temperaturprognosen. Der Fehler löst eine – im wahrsten Sinne des Wortes – hitzige politische Debatte aus.

Heiss, heisser, Falschmeldung

Die einen lesen den Wetterbericht in der Zeitung, andere nutzen eine Wetter-App und wieder andere schauen sich die Wettervorhersagen live im Fernsehen an. Moderne Technologie ermöglicht heutzutage eine ziemlich genaue Vorhersage des Wetters in jedem Medium. Trotzdem kann es immer wieder zu Abweichungen kommen. Ob es nun 20 oder 22 Grad warm ist, merkt in der Regel niemand. Wenn es aber 34 anstatt der angesagten 40 Grad sind, ist das schon ein spürbarer Unterschied.

Der Juli 2023 war weltweit einer der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. «SRF Meteo» erwartete für Antalya in der Türkei sogar 51 Grad. Darüber berichtete Kurt W. Zimmermann in der «Weltwoche». In seiner wöchentlichen Kolumne ging er allerdings nicht auf die Extremtemperaturen ein, sondern auf den «Hitze-Horror von ‹SRF Meteo›».

Über Wochen habe «SRF Meteo» in seiner App und auf seiner Website massiv zu hohe Temperaturen für Feriendestinationen am Mittelmeer vorhergesagt. Für Zimmermann war klar: Entweder sind bei SRF unqualifizierte Meteorologen am Werk oder das «links-grüne» SRF versucht mit gezielten Falschmeldungen eine Klimakatastrophe heraufzubeschwören. Das löste ein Medienecho aus, denn schnell war klar: Die Temperaturvorhersagen von «SRF Meteo» waren tatsächlich falsch.

Wenn verbreitete Nachrichten nicht den Tatsachen entsprechen, handelt es sich um Falschmeldungen. In diesem Fall wurde dem Team von «SRF Meteo» sogar vorgeworfen, die Meldungen absichtlich verfälscht zu haben. Diesen Vorwurf wies der Leiter von «SRF Meteo», Thomas Bucheli, zitiert im «Weltwoche»-Text, als «absurd» zurück.

Eine Erklärung, warum und wie es zu den Falschmeldungen gekommen war, gab es erst rund zwei Wochen später in der Sendung «SRF Meteo». Thomas Bucheli lieferte zunächst wie gewohnt den Wetterbericht, dann ging er direkt auf die Vorwürfe der «Weltwoche» ein. Vermutungen, es handle sich um eine bewusste Falschmeldung, wies er vehement zurück. Er erklärte, dass – im Gegensatz zu den Wetterprognosen für die Schweiz – die Prognosen fürs Ausland automatisch mit dem sogenannten «Direct-Model-Output-Verfahren», einem System in Form eines Gitternetzes, berechnet würden.

Dieses Verfahren ermögliche die Berechnungen von Wetterprognosen weltweit, auch wenn sich in der Nähe keine Messstation befinde. Bei der aussergewöhnlichen Hitze, kombiniert mit der Trockenheit und der maximalen Sonneneinstrahlung, habe der Algorithmus aber einen sogenannten «adiabatischen Temperaturgradienten» erzeugt: eine Temperaturänderung eines sich bewegenden Luftpaketes ohne Austausch von Wärmeenergie mit der Umgebung. Für Orte im Inland hätten diese Berechnungen gestimmt. In den Küstenregionen hätte das Meer jedoch einen leicht kühlenden Effekt gehabt, was zu den Fehlprognosen führte.

Daraufhin folgte der Satz, der nach jeder Falschmeldung Pflicht ist: «Das tut uns ausserordentlich leid und wir entschuldigen uns in aller Form für diesen Fehler.» Mit der Entschuldigung vor laufender Kamera zeigte «SRF Meteo» Grösse. Eine Falschmeldung bleibt jedoch eine Falschmeldung, weshalb es auch korrekt war, dass die «Weltwoche» auf den Fehler aufmerksam gemacht hat.

Das technische Problem konnte laut SRF bereits Mitte August vollständig behoben werden. Das System sei so angepasst worden, dass es die Temperaturen in den betroffenen Regionen bei Hitzewellen nun anders berechne.

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