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«Ich habe mir angewöhnt,  öfters zuzuhören»
Werner Vogel ist Unternehmer im Aargau. Bild: Selina Seiler.

«Ich habe mir angewöhnt,
öfters zuzuhören»

Während der Pandemie erlebte Unternehmer Werner Vogel eine furchtbare Zeit. Er warnt vor Ausgrenzung und vor falscher Beflissenheit gegenüber dem Diktat einer Obrigkeit.

Werner Vogel verlebte eine schwierige Kindheit im Aargau auf dem Land und durfte, obwohl er ein guter Schüler war, nicht aufs Gymnasium und damit auch nicht Lehrer werden, wie er sich das gewünscht hätte. Nach einer Lehre als Maschinenmechaniker und einem Studium in Werkzeugbau in London wurde er zum eidg. dipl. Mechanikermeister, bildete Lehrlinge aus und baute ein Unternehmen auf.

Ende 2019 erlebte er furchtbare Zeiten: Zuerst starb seine Ehefrau und dann zerstörte die Coronapolitik seine in den 1980er-Jahren gegründete Firma. Aufgrund der von der Politik verhängten Massnahmen brachen die Aufträge seines Unternehmens Argotec ein; er versuchte alles, um die Firma zu retten, doch der Verkauf war nicht mehr abzuwenden. «Ich suchte intensiv nach neuen Aufträgen, doch das dauerte alles zu lange. Nach Corona kamen die Aufträge dann zurück. Für meinen Nachfolger schöner, als ich mir das hätte erträumen können», lacht er. Heute hat er den Frieden mit den Ereignissen wiedergefunden. Argotec gibt’s weiterhin, der neue Inhaber führt weiter, was er aufgebaut hat. Und Vogel ist mit seiner neuen Firma Argonavis als Senior Consultant unterwegs, fliegt dazu immer mal wieder nach China.

Toleranz und Akzeptanz würden zu oft miteinander verwechselt, findet Vogel: «Man wird dazu aufgefordert, tolerant zu sein. Tatsächlich erwartet wird aber, dass man akzeptiert, was der andere vorsetzt. Aber das muss ich doch gar nicht.» Für ihn ist klar, dass neutrale Gedanken nicht existierten, man solche gar nicht haben könne: «Ab dem Moment, in dem wir auf die Welt kommen, nehmen wir die Welt wahr durch unsere ­individuelle Brille. Das passiert zuerst unbewusst, später dann bewusster.» Er selbst gerate im Alltag täglich in Situationen, in denen er anderen etwas entgegnen wolle. Doch er halte heute oft inne; man müsse ja nicht immer und überall intervenieren. «Unterscheidet sich die Meinung des anderen von meiner, habe ich mir angewöhnt, öfters zuzuhören. Um gute Ideen aufnehmen zu können und sie später zu verwenden.»

Das Verhängen von Verboten richtet nur wenig aus. Für Vogel macht es keinen Sinn, eine Partei wie die Alternative für Deutschland (AfD) zu verbieten, wie das in Deutschland derzeit gefordert wird. «Demokratie heisst doch, dass man sich im Diskurs frei austauscht. So kann ein Konsens entstehen. Mit dem Ausgrenzen von Leuten geht das nicht.»

Nach dem Firmenverkauf flüchtete er nach Frankreich aufs Land. Dort habe natürlich niemand die strengen Coronaverhaltensregeln aus Paris beachtet – man habe sich verhalten, als gäbe es diese gar nicht. Vogel fand das nur richtig: «Ich halte es für sehr unglücklich, wenn jemand eine falsche Beflissenheit gegenüber dem Diktat einer Obrigkeit zeigt und den Bückling macht.»

«Als man anfing, die Leute, die sich gewehrt haben, auszustossen und auszugrenzen, war für mich klar, dass das nichts mehr mit einer demokratischen Gesellschaft zu tun hat, sondern nur mit dem Nachleben eines Narrativs, das jemand in die Welt gesetzt hat. Bis heute glaubt ein grösserer Teil der Gesellschaft an dieses Narrativ.» Das wirft er auch den Medien vor: «Unerklärlicherweise erstellen die Leitmedien einen Einheitsbrei. Sie verbreiten Narrative, die aus meiner Sicht gar keinen Sinn machen.» Einen Fernseher besitzt er keinen: «Wenn ich mal bei Freunden die ‹Tagesschau› schaue, muss ich sagen: Das ist eine ‹Muppet-Show›, maskiert als Wahrheit.» Und fügt gleich hinzu: «Meine Meinung! Das muss man nicht teilen.»

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