Ohne das Wirken Heinrich Zschokkes wäre der Aargau nicht der liberale Kanton, der er heute ist. Der Volkspädagoge reformierte das Bildungswesen, förderte die Aufklärung mit einer populären Zeitung und gründete die erste Ersparniskasse des Kantons, die heutige Neue Aargauer Bank.
In einem föderalistischen Gebilde wie der Schweiz gilt: Jedem seine Kunst. Das Aargauer Kunsthaus hat dem kantonalen Kunstverständnis getrotzt. Es verfügt über eine umfassende Sammlung von Schweizer Kunst vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Günter Grass lernte im Kanton Aargau nicht nur seine spätere Frau Anna kennen. In Lenzburg begegnete ihm auch ein kleiner, selbstvergessen trommelnder Junge, der ihn zur Figur des Oskar in seinem Roman «Die Blechtrommel» inspirieren sollte.
Wird ein Kanton als glaubwürdige Marke wahrgenommen, hat er im nationalen Wettbewerb um Neuzuzüger und gute Steuerzahler einen entscheidenden Vorteil. Der Aargau hat im Kantonsbranding aufgeholt.
Die neue Medienoff ensive vermag das Problem nicht zu lösen: der Aargau bleibt ein Konstrukt. Damit lässt sich freilich leben, denn die historisch zementierte Kleinstädterei kann auch eine Stärke sein. Vom Leben ohne kantonale Identität.
Das Nummernschild AG bedeutet «Achtung Gefahr» – in Zürich geht bis heute die Mär um, die Aargauer könnten nicht Auto fahren. Dieses sich hartnäckig haltende Vorurteil kontern die Betroffenen längst mit einer subtilen Kritik an der Rückständigkeit des Nachbarkantons. Sie würden sich in der Zürcher Peripherie bloss deshalb verirren, weil die Beschriftung mangelhaft sei. In […]
Naturkanton, Energiekanton, Kulturkanton, Geschichtskanton, Innovationskanton – der Aargau ist leistungsbewusst, könnte aber manchmal selbstbewusster auftreten.
Begrenzungen sind Herausforderungen. Wie interessant ist etwa eine hohe Mauer! Wer ist da nicht in Versuchung, zumindest einmal darüberzuschauen oder gar darüberzuklettern. Ähnlich ergeht es uns mit den Grenzen unserer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit: wir wollen darüber hinaus. Die Leistungssportler machen es uns vor, motiviert vom Ehrgeiz, getragen von Beharrlichkeit, unterstützt durch Trainingspläne und Drogen. […]
Gerne wird auf die Natürlichkeit verwiesen, wenn etwas als moralisch richtig oder falsch dargestellt werden soll. Doch wie kommen wir dazu, das, was wir als natürlich ansehen, als gut zu bewerten?
Schön, gesund, sexuell attraktiv, körperlich und geistig maximal leistungsfähig. Und dies bis in alle Ewigkeit. Eine Vision, die von der Medizin fordert, nicht mehr nur zu heilen, sondern die menschliche Natur zu verbessern.