In dieser Ausgabe

Editorial

Editorial

«Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich», schreibt Leo Tolstoi in «Anna Karenina». Auch unterstützt werden müssen diese unglücklichen Familien jede auf eigene Weise. Doch von wem? Und wie? Und ab welchem Punkt darf nicht länger gezögert werden? Finger weg! – so lang wie möglich. Lesen Sie mehr […]

Dossier «Finger weg! – Staat und Familie»

(0) Auftakt

«Das ist privat» ist eine häufige Antwort, wenn es um familiäre Fragen geht. Doch wieweit soll das gelten? Wenn hinter geschlossenen Haustüren Familienangehörige misshandelt, Kinder bis zum Hungertod vernachlässigt, Frauen vergewaltigt und demente Verwandte an ihren Betten festgebunden werden, dann muss die Gesellschaft, muss der Staat einspringen. Doch wenn wir das Extrem verlassen? Wann darf […]

Blogs, Rede & Widerrede

07.12.2008 Robert Nef, SMH Blog, www.schweizermonatshefte.ch/blog/ Das subversive Potential der Familie «Die wirksamste Familienförderung würde darin bestehen, der Familie möglichst viel Eigenständigkeit zu belassen und und sie nicht durch gutgemeinte Fördermassnahmen zu entmündigen und unnötig zu machen. Wer die Familie ‹im Griff› hat, kann auf diesem Weg auch die Gesellschaft indoktrinieren und beherrschen. Das m.E. […]

Aktuelle Debatten

Kultur

Peter Zeindler: Der Urknall

Im Februar 2009 wird der Zürcher Schriftsteller Peter Zeindler 75 Jahre alt. Wir drucken exklusiv die ersten drei Kapitel seines Spionageromans mit dem Titel «Der Urknall», an dem er vor einigen Wochen zu arbeiten begonnen hat. Zur Zeit ist Peter Zeindler in Genf, um für das vierte Kapitel zu ermitteln.
Lust auf mehr? E-Mail an redaktion@schweizermonatshefte.ch!

Sachbuch

Paul Virilio Panische Stadt Wien: Passagen, 2007 Der französische Stadtplaner und Philosoph Paul Virilio ist mit seinen Thesen zur Beschleunigung der Welt der Moderne berühmt geworden. Dass wir uns nicht mehr natürlich fortbewegen, sondern seit der Erfindung der Eisenbahn in immer rascherem Tempo, verändert – so hat er gezeigt – unsere Wahrnehmung des Raumes, der […]

Von der Gefahr eines «physiognomischen Autodafés»

Was, wenn man die Bösen an ihren Gesichtern erkennen könnte? Oder wenn ein Blick in die Gehirne zeigen würde, woran man mit jemandem ist? Endlich hätte man, in Form von Hirnbildern, den Atlas des Uomo delinquente, wie ihn schon Cesare Lombroso entworfen hat (1878). Lichtenbergs Schreckensvision wäre dann bedrohlicher denn je: «Wenn die Physiognomik das […]

Logos frisst Mythos

Quatemberkinder leben in zwei Welten. Sie sind Menschen, zugleich pflegen sie Umgang mit Geistern und Teufeln aller Art. Melk ist ein solches Quatemberkind. Das Zaubern freilich will ihm nicht so recht gelingen, weil er so «usinnig verstuunet» (ganz verträumt) ist. Vreneli aber hält seine schützende Hand über ihn. 1998 erzählte Tim Krohn im Roman «Quatemberkinder» […]

Aktenlektüre zumal, doch wie erregend…

Dass es bei der offiziellen Schweiz wenig Freude hervorrief, wenn Karl Barth sich, nach seinem von den Nazis erzwungenen Weggang aus Deutschland, zu den Verhältnissen dort äusserte, war früh bekannt. Erstmals ist nun aber das ganze Räderwerk der Schikanen zu besichtigen, in das er durch Regierungsinstanzen und nachgeordnete Behörden geriet – jenes Ineinandergreifen von Kontrollen, […]

…auch Kurt Marti war von Karl Barth fasziniert

Kann man an Erinnerungen erkranken oder erinnerungssüchtig werden? Kurt Martis Wortprägung «Memoritis» legt zumindest nahe, dass er eine pathologische Variante der Memoria kennt. Kleine Episoden legt er vor, über fünfzig sind es, auf zwanzig Jahre verteilt, Erzählminiaturen eigentlich, bald theologisch, bald erotisch aufgeladen, bunte Erinnerungsblätter in grau-brauner Zeit, Nachrichten aus einem unversehrten Land von einem […]

Ein Häufchen akkurat katalogisierten Elends

Gestern war alles besser. Das kann der besonnene, streng rationale Paläontologiedozent Emile Ryffel bestätigen, denn beruflich löffelte er sich mit feiner Akribie durch die Sedimentschichten vorzeitlicher Vulkaneruptionen, privat lebte er noch am Vortag den Stammhirntraum aller Akademiker: eine aparte Kulturschaffende – die Ebenbürtige – als feste Partnerin und eine knackige Studentin – das Kätzchen – […]

Wir spielen immer – wer es weiss, ist klug

Kurz vor seinem Tod legte der Schauspieler, Übersetzer und Theaterregisseur Pinkas Braun im Frühjahr des vergangenen Jahres seine Autobiographie vor. Als Kind jüdischer Emigranten 1923 in Zürich geboren, besuchte er die Pflichtschule und brach eine Kaufmannslehre ab, um Schauspieler zu werden. Doch ist das Pinkas Braun? Ist es wirklich der Künstler selbst, der in seiner […]

Keller, Keller, Keller

Was hat Gottfried Keller mit Aischylos oder Sophokles zu tun? Die Frage könnte auch Keller-Fachleute in Verlegenheit bringen, denn Keller hat sich – abgesehen von ein paar Theaterfragmenten – nicht als Dramatiker hervorgetan. Antwort darauf weiss das von Martin Müller verfasste Personenlexikon zu Kellers Leben und Werk. Denn im Vorwort von «Der schweizerische Bildungsfreund, ein […]

Schweizerreise durch Höhen und Flachland

Im Sommer 1983 gründeten Renate Nagel und Judith Kimche in Zürich einen Verlag, der sich bald zu einer der feineren Adressen für Schweizer Literatur entwickelte. Später wurde er an den Münchner Hanser Verlag verkauft, und seit 1999 leitet Dirk Vaihinger die Geschicke des Hauses. Eine gediegene Anthologie, herausgegeben vom Verlagsleiter, durfte zum 25jährigen Geburtstag nicht […]

Fans im Fokus

2008 war nicht nur das Jahr der Fussball-EM, es war auch das Jubiläumsjahr der Schweizer Nationalmannschaft. 100 Jahre zuvor bestritt sie ihr erstes Spiel, gegen Frankreich. Und verlor sie dieses noch, so fuhr sie schon im zweiten Spiel, gegen Deutschland, den ersten Sieg ein. Dies und die weitere Geschichte der Mannschaft untersucht der Bildband von […]

Ein-Satz-Bilder, Ein-Bild-Sätze

Der Zürcher Autor Peter K. Wehrli, so die Legende dieses Buchs, soll vor vierzig Jahren auf einer Reise den Fotoapparat veragessen haben, was ihn animierte und zwang, mit der Sprache zu fotografieren. Er machte Ein-Sätze-Bilder mit Titelwort. Darin liegt der Clou: ein Bild, ein Satz; ein Satz, ein Bild. Alle zusammen bilden ein Buch, und […]

Zwischen den Sprachen und Literaturen

Die Polyphonie der vier Landessprachen und Literaturen steht im Zentrum auch der zweiten Ausgabe von «Viceversa Literatur» – des «Jahrbuchs der Literaturen der Schweiz». Wie schon letztes Jahr, erscheint «Viceversa» in einer deutschen, italienischen und französischen Ausgabe, neben «Viceversa Literatur» auch als «Viceversa Littérature» und «Viceversa Letteratura». Jede Ausgabe ist bemüht, in ihrer Sprache vor […]