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Editorial

So viele wirtschaftsfeindliche Initiativen wie aktuell waren noch nie. Die Schweiz kommt nicht zur Ruhe. Steuergerechtigkeitsinitiative, 1:12-Initiative, Erbschaftssteuerinitiative, Mindestlohninitiative, Initiative für ein bedingungs­loses Grundeinkommen, die Ecopop-Initiative zur Beschränkung von Bevölkerung und Wachstum: All diese Vorstösse zielen auf eine Korrektur angeblicher gesellschaftlicher Ungleichheiten und wirtschaftlicher Ungerechtigkeiten. Zwar hat die Mehrheit der Bürger den neokollektivistischen Avancen bisher […]

So viele wirtschaftsfeindliche Initiativen wie aktuell waren noch nie. Die Schweiz kommt nicht zur Ruhe. Steuergerechtigkeitsinitiative, 1:12-Initiative, Erbschaftssteuerinitiative, Mindestlohninitiative, Initiative für ein bedingungs­loses Grundeinkommen, die Ecopop-Initiative zur Beschränkung von Bevölkerung und Wachstum: All diese Vorstösse zielen auf eine Korrektur angeblicher
gesellschaftlicher Ungleichheiten und wirtschaftlicher Ungerechtigkeiten. Zwar hat die Mehrheit der Bürger den neokollektivistischen Avancen bisher halbwegs erfolgreich getrotzt. Aber allein der Umstand, dass sie in dieser massierten Form überhaupt zur Disposition stehen, bedeutet zweifellos eine Wende, über die sich nachzudenken lohnt. Dies umso mehr, als diese Initiativen bloss die Spitze des Eisbergs bilden – die grosse Masse aus wirtschafts- und marktfeindlichen Steuern, Regulierungen und Verhaltensvorschriften, die kaum Thema öffentlicher Debatten sind, hat ihren Ursprung im Parlament und vor allem in der Verwaltung.

 

Wer sich angesichts all dieser Avancen auf ein bestehendes «Erfolgsmodell» Schweiz beruft, macht es sich zu leicht – nur schon deshalb, weil sich Erfolg nicht verwalten lässt. Die Schweiz ist keine gottgegebene Komfortzone. Wenn schon, so ist der Erfolg das Ergebnis riskanten unternehmerischen Handelns, individuellen Engagements, existenziellen Stresses, politischer Klugheit und gewachsener Institutionen. Dieses Modell, sofern es denn eines ist, verlangt nach Begründung. Nach Fakten, Zahlen und Analysen.

Ist die Schweiz also in den letzten Jahren wirtschaftsfeindlich(er) geworden?

Klar ist: verzerrte Selbstbilder dominieren den veröffentlichten und somit auch den öffentlichen Diskurs. Die Schweiz ist keine Zweiklassengesellschaft, sondern eines der egalitärsten Länder des Westens – sowohl mit Bezug auf Einkommen als auch auf Vermögen. Die Schweiz ist keine Oligarchie, sondern ein Wirtschaftsraum mit hoher sozialer Mobilität. Die Schweiz ist kein
Steuerparadies, sondern eine Steuerhölle – die hiesige Progression erreicht europäische Spitzenwerte. Die Schweiz ist kein schlanker Staat, sondern einer der teuersten der Welt – wobei die realistisch gerechnete Staatsquote mittlerweile 50 Prozent beträgt.

 

Wir wollen mit dieser Publikation einen Beitrag zur Korrektur bestehender Wahrnehmungsverzerrungen leisten – und zur Bildung eines vernünftigen ökonomischen Urteils.

 

Erfolg lässt sich nicht verwalten, Erfolg lässt sich nur immer wieder neu erarbeiten. Die Schweiz kann sich den Luxus, schlecht über das Gute und gut über das Schlechte zu reden, eigentlich nicht leisten. Die Wirtschaft, das sind nicht die anderen. Wirtschaft, das ist jeder von uns.

 

Das sind WIR alle.

 

Erhellende Lektüre!

 

René Scheu

Herausgeber & Chefredaktor

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