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Macher mit Lösungen:  Grüne Energie aus der Güllegrube
Bio Gas Lindau AG. Bild: Michael Straumann.

Macher mit Lösungen:
Grüne Energie aus der Güllegrube

Mit ihrer Anlage leistet Bio Gas Lindau einen Beitrag zur Stromnetzstabilität in der Schweiz.

Die Netzstabilität gehört derzeit zu den grössten Herausforderungen in der Schweizer Energieversorgung. Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft stehen wetterbedingt nicht immer zur Verfügung. Weder scheint die Sonne noch weht der Wind zu jeder Zeit. Anders sieht es bei Biogas aus: Da diese Energie sieben Tage die Woche rund um die Uhr liefern kann, leistet sie einen klimafreundlichen Beitrag zur Netzstabilität. In der Schweiz sind derzeit etwa 600 Biogasanlagen in Betrieb. Einer dieser Produzenten ist Bio Gas Lindau.

Ich besuche Hanspeter Frey, den Geschäftsführer und Mitbegründer des Unternehmens, auf seiner Biogasanlage, die an einem abgelegenen Feldweg im zürcherischen Pfäffikon ansässig ist. Der 58-jährige Landwirt betreibt seit 30 Jahren eine Kompostierungsanlage. Im Laufe der Zeit kamen er und seine Partner auf die Idee, das Kompostmaterial anderweitig zu verwenden. So entstand die Idee, eine Biogasanlage in der Gemeinde Lindau zu errichten. Seit 2007 ist diese in Betrieb und wurde seitdem ausgebaut. Was ursprünglich nur als Nebenerwerbsbetrieb gedacht war, wurde peu à peu zu einer grösseren Geschichte.

Wir machen einen Rundgang durch die von Bäumen umgebene Biogasanlage. Die Firma zählt drei Mitarbeiter. Obwohl sie von der Ausstattung her überschaubar anmutet, gehört die Lind­auer Anlage zu den mittelgrossen Betrieben in der Schweiz. Das Biogas wird durch einen Gärungsprozess gewonnen. In einem grossen Gefäss erhalten Bakterien «frisches Futter», darunter Gülle, Kosubstrat und Lebensmittelreste, woraus sie Biogas erzeugen. Da es sich um eine landwirtschaftlich geführte Anlage handelt, stammen 80 Prozent der organischen Abfälle aus der Landwirtschaft. Durch die Umwandlung von Gülle in Biogas werden die Emissionen des Treibhausgases Methan in der Landwirtschaft reduziert. Pro Stunde werden hier 500 Kilowatt produziert; das ergibt etwa 3,5 Millionen Kilowatt pro Jahr.

Frey räumt ein, dass Biogas allein das Energieproblem nicht lösen kann. Allerdings kann es einen wichtigen ergänzenden Beitrag zu den fluktuierenden erneuerbaren Energien leisten: «Klar, wir sind eine kleine Sparte und kleine Würmer, aber wir erzeugen doch eine Bandenergie. Man kann uns am Sonntagnachmittag, wenn die Sonne scheint, auch vom Netz nehmen. Wir haben Gasspeicher und wirken somit netzregulierend.»

Obwohl Biogas eine nicht unwesentliche Rolle in der Energieversorgung und im Klimaschutz spiele, lege das Bundesamt für Energie den Biogasanlagenbetreibern Steine in den Weg, indem es für unrentable Rahmenbedingungen sorge, sagt Frey. Derzeit ist der Verkauf von Strom für Biogasanlagen erschwinglich, weil sie über die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) unterstützt werden. Das könnte sich aber ändern.

Viele Unternehmer, die ein ökologisches Geschäftsmodell verfolgen, haben ihre Firma aus idealistischen Motiven gegründet, beispielsweise um einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Nicht so Frey. «Ich bin alles andere als ein Idealist», sagt er, «ich lebe davon. Wir haben Angestellte. Die Biogasanlage war sicherlich so angedacht, dass wir damit Geld verdienen können.»

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Die Klimaseniorinnen aus der Schweiz im Gerichtssaal während der Urteilsverkündung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg, Frankreich, am 9. April 2024. Bild: Keystone/EPA/Ronald Wittek.
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