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Zeit für eine neue Reformation
Der Teufel spielt Dudelsack; er sitzt auf den Schultern eines Mönchs, dessen Kopf den Dudelsack bildet. Karikatur von Erhard Schön, ca. 1530. Bild: The Trustees of the British Museum (CC BY-NC-SA 4.0).

Zeit für eine neue Reformation

Was war nochmals der Grund für die Reformation, die 1517 begann?

Die Beziehung eines Christen zu Gott sollte nicht länger durch eine elitäre Kaste von Geistlichen vermittelt werden. Die Gläubigen wurden dazu angehalten, selbst zur Quelle zu gehen: die Bibel selbst lesen, verstehen und gemeinsam auslegen. So wurde nicht nur das Lesen gefördert, es wurde vielmehr zu einer grundlegenden Spielregel, die für die Entwicklung des individuellen moralischen Verhaltens und den Aufbau einer persönlichen Beziehung zu Gott notwendig war. In den Ländern, in denen sich der Protestantismus am stärksten verbreitete, stieg die Alphabetisierungsrate am schnellsten an.

Die neue Religion der Protestanten verbreitete sich rasch in ganz Westeuropa, insbesondere in selbstbewussten und obrigkeitskritischen Bevölkerungen, die nicht mehr bereit waren, sich von ihren Eliten hinters Licht führen, abzocken und beleidigen zu lassen. Der Volkszorn der damaligen Zeit zeigt sich in der antiklerikalen Propaganda, die Mönche als Wölfe oder Dämonen und den Papst als Drachen darstellte.

2025 stehen wir an einem Umbruch, denn die damals gewonnenen Freiheiten erodieren; etwa die, gefahrlos Kritik an der Obrigkeit zu äussern.

Ein Deutscher, der sich die Harmlosigkeit erlaubt, einen von Steuergeldern lebenden Wirtschaftsminister humoristisch als «Schwachkopf» zu bezeichnen, erhält frühmorgens Besuch von der Polizei, die sein Tablet konfisziert. Auch in anderen Ländern der Reformation wie Grossbritannien geht die Polizei rabiat vor gegen Leute, die sich frei im Internet äussern.

Zugleich vernichtet die Inflation des Fiat-Finanzsystems zunehmend den Wert des Erarbeiteten. Was das im Protestantismus essenzielle Versprechen vom Aufstieg durch Leistung verhindert. Ein durchschnittlicher Familienvater ohne Erbschaft schafft es als Lohnarbeiter auch mit bester Leistung nicht mehr, sich eines Tages ein einigermassen zentral gelegenes Häuschen im Grünen zu kaufen.

Das Fiatsystem, das wir heute alle täglich verwenden, steht an einem Scheidepunkt. Politiker machen jeden Tag neue grosse und teure Versprechen, die nur durch eine weitere Zerstörung der Kaufkraft des einzelnen Bürgers finanzierbar sind. Was zu Demonstrationen und vielleicht zu einer Revolution führen dürfte (oder zu einer weiteren geschickt vermarkteten Währungsreform).

Doch auch eine friedliche Revolution ohne Gewalteinsatz ist möglich. Und zwar, indem der Einzelne das Fiatsystem still und leise verlässt.

Wie er einen Ort mit hohen Steuern für fragwürdige Leistungen verlässt für einen Ort mit tiefen Steuern und besseren Leistungen, kann er auch sein Fiatgeld – seien das Euro oder Dollar oder Franken – tauschen in alternative Assets wie Gold, Aktien oder Immobilien, die auf lange Frist einen beträchtlichen Wertzuwachs gezeigt haben. Oder er wechselt ins mögliche mondiale monetäre Netzwerk der Zukunft: Bitcoin.

Zur Erinnerung: Gründer und Coder Satoshi Nakamoto machte das Bitcoin-Whitepaper am 31. Oktober 2008 per E-Mail publik, was viele als eine Referenz an Martin Luther sehen, der seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche Wittenberg schlug.

Die Reformation hat es am Ende geschafft, die Kirche vom Staat zu trennen. Und zwar mithilfe von Gutenbergs Druckerpresse, mit der Privatpersonen über Flugschriften und Zeitungen die Macht über die Information aus den Händen der damals herrschenden klerikalen Elite reissen konnten.

Bitcoin könnte es schaffen, den Staat vom Geld zu trennen. Und zwar mithilfe des Internets, mit der Privatpersonen über Webseiten und soziale Medien die Macht über die Information aus den Händen der heute herrschenden Fiatgeld-Elite reissen können.

Zurück an den Start: Die Beziehung eines Christen zu Gott sollte nicht weiter durch eine elitäre Kaste von Geistlichen vermittelt werden. Also lautet die neue Reformation: Die Beziehung eines freien Bürgers zu Geld sollte nicht weiter durch eine elitäre Kaste von Etatisten vermittelt werden.

Das aber kann nur gelingen, wenn Private Bitcoin nicht dem Staat überlassen. Weshalb jede einzelne Person, die imstande ist, grössere Anteile davon zu erwerben und diese auch in widrigen Umständen zu halten, wichtig ist. Diese Macht nicht an die Staaten zu verlieren, wird sehr viel Disziplin und einen langen Atem erfordern, vielleicht über einige Jahrzehnte hinweg.

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