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Entwicklungshilfe für die Schweiz

Unser Land ist grosse Klasse. Allerdings nicht, wenn es um Familienpolitik geht. Familienpolitik? Himmel, nein, Familie ist doch Privatsache! Stimmt – aber eben nicht nur. Der Staat greift schliesslich drastisch ein, vor allem, wenn es um die Berufstätigkeit der Eltern geht: Die Krippenkosten steigen mit den Einkommen der Eltern und setzen somit Anreize, gemeinsam weniger zu verdienen. Diese beschlagen das tiefere Einkommen (meist der Ehepartnerin) dabei über die Massen. Es fehlen Tagesstrukturen bei Kindergärten und Schulen, und selbstverständlich wird erwartet, dass stets jemand zu Hause auf die Kinder wartet. Bürokratische Hürden verhindern zudem den Aufbau zeitgemässer, privater Alternativen. Das Resultat? Viele Mütter, darunter viele Akademikerinnen, reduzieren spätestens mit dem zweiten Kind ihre Berufstätigkeit oder geben sie (zeitweise) ganz auf. Die Schweiz leistet sich eine Potenzialverschwendung ohnegleichen. Erfreulich ist es deshalb, dass der Bundesrat nun angekündigt hat, die Abzüge für die effektiven Kosten der externen Kinderbetreuung beim Bund auf 30 000 und bei den Kantonen auf 10 000 Franken zu erhöhen. Drei bis vier Tage Kinderbetreuung pro Woche für ein Kind kosten die Eltern (ohne Subventionen) jährlich locker so viel. Die Steuerausfälle von 10 Millionen beim Bund und 25 Millionen bei den Kantonen liessen sich über Zeit, das heisst wenn mehr Frauen mehr arbeiten würden, wieder kompensieren. Das müssen sie übrigens auch, die Frauen: Immerhin haben sie mit der Erhöhung des Rentenalters, das – bis meine Generation in Rente geht – sicher bei 70 zu liegen kommt, mehr Zeit, die Ausfälle bei den Sozialversicherungen wettzumachen, die ihnen in den Jahren der Kinderbetreuung entstanden sind.

Kurzum, die Schweiz liegt beim Glass-Ceiling Index («Economist»), der Auskunft über die Chancen der Frauen am Arbeitsplatz gibt, auf dem viertletzten Platz – in Europa nur unterboten vor der Türkei. Grosse Klasse in der Familienpolitik sieht anders aus.

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