Ich gehöre zu den Letzten, die nicht mit Smartphone und Social Media aufgewachsen sind. Wir haben sie aber bald intensiv genutzt. Dadurch gewannen wir Freiheit, dafür haben wir Mühe, uns zu fokussieren.
Meine Altersgenossen und ich erlebten in den 1960er-Jahren eine einzigartige Zeit des Hochgefühls – und deren abruptes Ende. Sie prägt unsere Welt bis heute.
Ich wuchs in einer Gesellschaft auf, die Fleiss, Vertrauen und die Freude an der Debatte hochhielt. Wenn ich heute auf die Welt blicke, zweifle ich am Fortschritt.
Im Fall Credit Suisse hat sich der Bundesrat einmal mehr mit Verweis auf eine ausserordentliche Situation über Verfassung und Gesetz hinweggesetzt. Es ist der neue Höhepunkt einer unheilvollen Entwicklung.
Die Credit Suisse steht für eine Elite, die der Schweiz zu Reichtum verhalf. Bevor ihr das Land zu klein wurde. Die heilige Dreifaltigkeit Kreditanstalt, FDP und Grasshopper Club ist am Boden.
Bundesrat, Nationalbank und Finma ist es gelungen, das Finanzsystem zu stabilisieren. Dabei haben sie jedoch rote Linien überschritten und neue Risiken geschaffen.
Marktdaten zeigen: Finma, SNB und Bundesrat und insbesondere auch der CS-Verwaltungsrat hätten den Niedergang der Grossbank früher erkennen und reagieren müssen. Nun gilt es, das systemische Risiko der neuen Monsterbank zu begrenzen, die Managementkompensation neu auszurichten und der Fusionskontrolle mehr Beachtung zu schenken.
Die Soziologie ist redundant und konform geworden. Statt auf Champions-League-Niveau Erbsen zu zählen, sollte sie sich wieder an der Arbeit ihrer Klassiker orientieren.