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Birgitte Grangier, zvg.

Zu wenig Zucker, um als
Konfitüre zu gelten

Teil 3: Lebensmittelvorschriften. Erfahrungen von Produzenten.

 

Was ist eine Konfitüre? Die vermeintlich einfache Frage hat LFB einiges Kopfzerbrechen bereitet. Das Waadtländer KMU mit rund 20 Angestellten, spezialisiert auf Fertig­gerichte und Convenience Food, ­entwickelte vor einigen Jahren eine Konfitüre mit ­einem besonders hohen Fruchtgehalt und wenig ­Zucker. Das Problem: Die Standards der Welternährungsorganisation FAO, an denen sich auch die Schweiz orientiert, legen einen Bereich für den ­Zuckeranteil fest, den eine Konfitüre einhalten muss. Die Konfitüre von LFB lag deutlich darunter – sie enthielt zu wenig Zucker, um Konfitüre genannt werden zu dürfen. «Es war absurd», erinnert sich ­Geschäftsführerin Brigitte Grangier. Heute stellt LFB seine «Konfitüre» auf Bestellung her. Das Unter­nehmen beliefert vor allem Grosskunden wie den Detailhändler Migros, Hotelketten oder Kantinen. Der ­direkte Verkauf an die Konsumenten über die Plattform «Zo’gut» ist nur ein kleines Standbein der Firma.

Grangier betont, dass die Crèmes, Wraps oder Fruchtsäfte von LFB aus natürlichen Zutaten bestünden und ­keine künstlichen Konservierungsstoffe enthielten. Auch sei das Unternehmen bestrebt, den Anteil von Zucker, Salz oder Fett nach Möglichkeit zu senken. Das sei aber nicht so einfach, da Zucker und Süssstoffe als Geschmacks­verstärker dienten. «Die meisten Kunden wollen zwar durchaus gesunde Produkte, gleichzeitig soll aber der ­Geschmack gleich bleiben.» Grangier könnte sich auch Obergrenzen etwa für ­Zucker bei Lebensmitteln vorstellen. Sie sei sich aber nicht sicher, ob die Konsumenten eine solche Einschränkung akzeptieren würden, wenn sie mit ­einem veränderten Geschmack einhergehe.

Eine Herausforderung ist für Grangier der Aufwand, den die zunehmenden Regulierungen bei KMUs wie LFB verursachen. «Das Problem ist nicht, die Normen zu ­er­füllen, sondern der administrative Aufwand für die ­Dokumentierung, die Einhaltung der administrativen ­Prozesse und die Aktualisierung von Formularen.» Hier seien grosse Firmen im Vorteil, die es sich leisten könnten, dafür Spezialisten anzustellen. (lz)

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