Zu Besuch beim Hotel Sempachersee
Ein Gespräch mit Torsten Pinter, Direktor des Hotels Semparchersee in Nottwil.
«Schweizer Kunden sind sehr treu, solange sie bekommen, was abgemacht wurde»
Das Gelände am Rande der kleinen Luzerner Gemeinde Nottwil ist riesig und wunderschön am Sempachersee gelegen. Die Weite und den nahen See geniessen sowohl die Rollstuhlfahrer des 1990 von Guido A. Zäch gegründeten Paraplegikerzentrums als auch die Gäste des Hotel & Conference Center Sempachersee. Rechtlich ist es eine von sieben Aktiengesellschaften der Schweizer Paraplegiker-Gruppe. Als eines der fünf grössten Konferenzhotels in der Schweiz bietet es über 40 Meetingräume und 150 Gästezimmer an – die Innenräume sind grosszügig, so dass darin problemlos auch mal Oldtimer ausgestellt werden können. Die maximale Belegung für einen Event ist 2000 Leute, das Auditorium bietet Platz für 800 Personen, es sind auch 859 Parkplätze im Angebot.
Hauptgeschäft ist die Bereitstellung von Räumlichkeiten für Workshops, Retraiten, Meetings, Messen und Konferenzen. Hier denken Mitarbeiter von der Uni Fribourg oder der Hochschule Luzern nach, vor allem aber kommt Führungspersonal von Industrieunternehmen wie Peugeot, Amag, Emmi oder Fenaco zusammen, um ihre Strategien zu schärfen. Durchgeführt wurden auch schon ausschweifende Partys bis 4 Uhr morgens – dank geschickter Platzierung wurden die nach Ruhe suchenden Hotelgäste gar nicht gestört.
Hoteldirektor Torsten Pinter ist im Februar 2019 an den Sempachersee gekommen, und das Jahr lief auch gleich gut – bis die Coronamassnahmen erst einmal die Bilanz verhagelten: «2022 dagegen war super!», ruft er zufrieden, «offenbar haben viele Konferenzen nachgeholt, die sie in den Jahren davor nicht durchführen konnten.» In seinen elf Jahren in der Schweiz hat der aus Tübingen stammende Pinter zunächst das Swissôtel in Oerlikon geführt – geholt nach Nottwil wurde er vom Hotelklinikbetrieb der St. Galler Oberwaid. Der 53-Jährige lernte einst Bäcker und Konditor und arbeitete sich über die Patisserie nach und nach zum Hoteldirektor hoch. «Ehrlichkeit im Business ist wichtig hier, die Qualität der Produkte ist sehr gut, und verglichen mit dem Rest von Europa ist die Schweiz wirtschaftlich ein superstabiler Markt. Auch sind Schweizer Kunden sehr treu, solange sie bekommen, was abgemacht wurde.»
Der Kontakt mit den Gemeindebehörden und dem Kanton Luzern sei gut, sagt Pinter. Schwierig gestalte sich dagegen die Rekrutierung von Personal. Während er für Hauswirtschaft und Zimmerreinigung Leute findet, herrscht in den Bereichen Küche und Service Personalnotstand. Als besonders knifflig erweist sich die Suche nach einer Person im Verkauf. Gesetze stehen ihm auch im Weg bei seinem Vorhaben, ein Thai-Restaurant mit einem richtig guten Thai-Koch zu eröffnen. Obwohl es Köche in Bangkok gebe, die gerne einen Jahresvertrag mit ihm abschliessen wollten, darf er keinen beschäftigen.
Als Trends in der Hotellerie sieht Pinter, dass die Hotels unter dem Motto «weniger ist mehr» stärker auf Qualität achten als bisher. Und sicherlich werde die künstliche Intelligenz den Self-Check-in vorantreiben: «Die Marriott-Gruppe ist in diesen Fragen weit vorangeschritten, aber die investieren auch Hunderte von Millionen Franken da rein. Bei uns dauert das etwas länger, unsere Budgets sind etwas bescheidener», lacht Pinter.
Vor einigen Wochen wurde zum zweiten Mal ein Gaming-Festival mit Turnieren und Workshops in über 40 Räumen des Hotels durchgeführt – mit einer Virtual-Reality-Zone und verschiedenen Game-Stationen, die natürlich auch bei den Rollstuhlfahrern beliebt sind: «Wir wollen Inklusion leben, und das ergibt sich so ganz von alleine.» Zu den Hauptkunden des Hotels gehören auch Angehörige von Paraplegikern, die etwa zur Nachbehandlung in die Kur müssen.
Laufkundschaft gebe es eher wenig, sagt Pinter, im Sommer beispielsweise ein paar Velofahrer auf Tour, die eine Rast machen und zwei Nächte mit Dinner buchen. Beim anschliessenden Abendspaziergang entlang der nahegelegenen Badeanstalt und an der Beachbar Caribbean Village vorbei denkt man sich: Hier kann man es doch gut auch länger aushalten. (rg)