Zombies in den Bäumen
Die eigene Vergänglichkeit hat die Menschen seit je beschäftigt. Im Motiv des Totentanzes findet dies seinen Ausdruck. Die beiden Bieler Künstler M.S. Bastian und Isabelle L. erneuern diese alte Tradition mit modernen Ausdrucksmitteln. Auf einem 64-teiligen Leporello entfaltet sich vor uns eine grausliche schwarz-weisse Apokalypse. Zombies hängen in den Bäumen, Totenschädel schwirren am Himmel, Krakenköpfe […]
Die eigene Vergänglichkeit hat die Menschen seit je beschäftigt. Im Motiv des Totentanzes findet dies seinen Ausdruck. Die beiden Bieler Künstler M.S. Bastian und Isabelle L. erneuern diese alte Tradition mit modernen Ausdrucksmitteln. Auf einem 64-teiligen Leporello entfaltet sich vor uns eine grausliche schwarz-weisse Apokalypse. Zombies hängen in den Bäumen, Totenschädel schwirren am Himmel, Krakenköpfe geifern. Es regnet Verderben. Hochhäuser stürzen zusammen, die Endzeit ist nah: memento mori.
Die beiden Künstler illustrieren den Weltuntergang in zeitgemässer Bildsprache, schwankend zwischen Horror und Lächerlichkeit. Im Gewimmel bleiben alle Figuren anonym, einzig ein Hitler-Popanz zeigt sich erkennbar. Indem sich Anfang und Ende nahtlos zueinanderfügen, bildet die «Bastokalypse» ein auswegloses Rund-Panorama, das im Original die stattliche Länge von 52 Metern aufweist. Die Zukunft ist die Vergangenheit. Walter Benjamins «Engel der Geschichte» vervielfältigt sich hier zum Schwarm, der von den Stürmen des Fortschritts richtungslos umhergewirbelt wird.
Mit diesem beeindruckenden Szenario setzen M.S. Bastian und Isabelle L. ihre früheren Projekte fort. Sie zeichnen mit den Mitteln einer populären Zeichensprache – Comic, Heavymetal-Trash – eine Vision der Gegenwart und variieren darin spielerisch bekannte Motive aus der Kunstgeschichte. Mit diesem Mix demonstrieren sie die Ambivalenz der Todessymbolik zwischen Hochkultur und Trivialität.
M.S. Bastian, Isabelle L.: «Bastokalypse». Zürich: Scheidegger & Spiess, 2010