Zivilgesellschaftliches
Engagement unerwünscht
Die Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft offenbart ein irritierendes Verständnis der eigenen Werte.
Der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) liegt zivilgesellschaftliches Engagement am Herzen. Regelmässig publiziert sie den Freiwilligenmonitor, der Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisationen untersucht. Zudem veranstaltet sie Freiwilligen-Tagungen und unterstützt Projekte, um zivilgesellschaftliches Engagement zu fördern.
An Engagement im eigenen Verein indes scheint die SGG, die vor allem als Besitzerin der Rütliwiese bekannt ist, weniger Interesse zu haben. Im Vorfeld der Gesellschaftsversammlung am 17. Juni sind rund 200 Anträge für eine Mitgliedschaft eingegangen. Was bei anderen Vereinen Freudenstürme auslösen würde, ist für Präsident Nicola Forster Grund zur Besorgnis. Er vermutet dahinter einen Putschversuch seines Vorstandskollegen Jürg Kallay. Dieser hat im Hinblick auf die Versammlung die Erweiterung des Vorstands um fünf Personen beantragt. Der selbständige Vermögensverwalter begründet dies offen damit, dass der Vorstand politisch zu einseitig – sprich: zu linksliberal – zusammengesetzt sei.
Für das Anliegen eines diversen Vorstands haben die anderen Vorstandsmitglieder jedoch kein Verständnis. Hinter den zahlreichen Mitgliedschaftsanträgen der letzten Wochen vermuten sie eine Mobilisierungstaktik Kallays. Kurzerhand sistierten sie sämtliche Anträge «bis auf weiteres». Und beantragten ihrerseits die Abwahl Kallays.
Natürlich: Als privater Verein ist es der SGG unbenommen, zu entscheiden, wen sie als Mitglied aufnehmen möchte und wen nicht. Von einem Verein, der sich sozialen Zusammenhalt, Dialog und zivilgesellschaftliches Engagement auf die Fahnen schreibt, würde man jedoch etwas mehr Sinn für… nun ja: sozialen Zusammenhalt, Dialog und zivilgesellschaftliches Engagement erwarten. (lz)