Was sagen wir, wenn wir jemanden als «Gutmenschen» apostrophieren, ihm die Wertung «gut» gewissermassen auf den Leib schreiben? Wir ironisieren: Wir finden ihn alles andere als gut, aber er ist dafür umso mehr von seiner eigenen Güte überzeugt. Gehen wir der Sache auf den Grund: Oft stellen wir fest, dass Menschen vieles gut meinen, aber […]
Bruder Fridolin Schwitter, photographiert von Giorgio von Arb.
Wir pflegen die Rhetorik von Risiko und Eigeninitiative. Zugleich bauen wir täglich am goldenen Käfig: Totalbetreuung, Rundumabsicherung, Abwendung des Unvorhersehbaren. Wovor fürchten wir uns? Anregungen aus der Klosterzelle.
Milo Rau spricht nach seiner Rückkehr aus Moskau über die von ihm dort inszenierten Schauprozesse. Und kündigt für Mai die «Zürcher Prozesse» gegen die «Weltwoche» an. Dabei geisselt er die Mattheit und politische Unkorrektheit der Schweizer – und das fehlende hiesige Schicksalsklima.
In Deutschland hält sich hartnäckig das Gerücht, die Schweizer seien bedächtig und langsam, was sich nicht zuletzt an ihrer Art zu sprechen und auch daran zeige, dass sie nicht auf jeden Zug aufzuspringen gewillt seien. Betrachtet man das Regierungshandeln in Berlin, so wünscht man sich hier durchaus mehr Schweizer Bedächtigkeit und Mut zum nochmaligen Überdenken dessen, was man zu sagen und zu tun gedenkt.
Ist unser urzeitliches Gehirn der High-Tech-Welt nicht gewachsen? Die Antwort ist: Jein. Aber falls Technologie die Ursache dieser Kognitionsprobleme ist, kann sie auch die Lösung sein!