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Wohlmeinende Rassisten
Coleman Hughes: The End of Race Politics: Arguments for a Colorblind America. Penguin, 2024. Bild: Penguin.

Wohlmeinende Rassisten

Coleman Hughes kontert die Ideologie selbsternannter Anti-Rassisten mit einem kraftvollen Plädoyer für eine farbenblinde Gesellschaft.

In der ersten Woche seines Studiums an der Columbia University wurden Coleman Hughes und seine Kommilitonen aufgefordert, sich nach «Rasse» in einem Raum aufzuteilen. Für den jungen Philosophiestudenten war es eine verstörende Erfahrung: «Die Folge war, dass ich mich meiner schwarzen Hautfarbe intensiver bewusst wurde. Und durch dieses Bewusstsein fühlte ich mich ironischerweise weniger verbunden mit den Leuten um mich herum, nicht mehr.»

Heute ist Hughes einer der spannendsten jungen Intellektuellen der USA, Host eines hörenswerten Podcasts und nebenbei ein talentierter Jazz- und Rap-Musiker. In seinem ersten Buch «The End of Race Politics» liefert er eine schonungslose Kritik an der Aufteilung von Menschen nach ihrer Hautfarbe. Was einst die Spezialität weisser Rassisten war, ist heute die Obsession von selbsternannten «Anti-Rassisten» wie Ibram X. Kendi oder Robin DiAngelo.

Hughes seziert deren Theorien, indem er die Geschichte der Sklavenbefreiung und der Bürgerrechtsbewegung aufarbeitet und zeigt, dass Leitfiguren wie Frederick Douglass oder Martin Luther King eine «farbenblinde» Gesellschaft anstrebten, in der Hautfarbe keine Rolle spielt – das exakte Gegenteil dessen also, was heute die wohlmeinenden «Anti-Rassisten» im Sinn haben. Auch zeigt er fundiert auf, wie die Ideologie, die er als «Neorassismus» bezeichnet, sich ausbreiten konnte und wo ihre Denkfehler liegen. Ein solcher Fehler ist deren einseitige Annahme, dass hinter jeglichen Unterschieden zwischen Bevölkerungsgruppen Diskriminierung stehe.

Hughes stellt sich nicht prinzipiell gegen Massnahmen zugunsten Benachteiligter. Doch sollten diese nicht auf die Hautfarbe abstellen, wie es etwa Universitäten unter dem Titel der «affirmative action» tun. In einem solchen System werden unter Umständen gutsituierte Schwarze auf Kosten von Weissen aus der Unterschicht bevorzugt. Stattdessen sollte die Politik objektiv messbare Indikatoren wie Einkommen als Basis nehmen.

«Ich habe das Thema Rasse nicht gewählt; es hat mich gewählt», schreibt Hughes. Wäre die Ideologie dahinter nicht so absurd, möchte man fast von einer glücklichen Fügung sprechen. (lz)

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