Wo die Bilder wohnen
Ein Künstler besucht sein Werk
Weisse Flächen mit Farbe sprengen, Sterilität durch Leben ersetzen. Erfahrung damit hat der Künstler Jürg Wylenmann bereits in Kindertagen gesammelt: mit zehn portraitierte er den Grossvater, mit dreizehn zieht er erstmals mit der eigenen Feldstaffelei von dannen. Immerhin: später wird er Graphiker, macht etwas (fast) «Vernünftiges» in Zeiten, da die einstigen Kollegen lässig auf der Strasse demonstrieren. Doch das Durchstrukturierte, Logische, Formalisierte – die konstruktive Graphik – ist seine Sache nicht. Er «spürt die Erde anders», wie er selber sagt. Und Wylenmann platzt! Teile von ihm, expressionistisch gebannt auf Leinwände, verlassen fortan sein Atelier in alle Himmelsrichtungen.
Wo sind sie heute, diese Bilder? Jürg Wylenmann ist nicht der einzige Künstler, der sich derartige Fragen stellt. Aber er ist vielleicht der einzige, der nicht beim Fragen stehenbleibt. Gemeinsam mit den Photographen Franca Pedrazzetti und Beat Brechbühl machte er sich auf die Suche nach seinem Werk. Die Reise führt auf Dachböden, in Arztpraxen und zu Familien beim Abendessen. Aus diesen Begegnungen entstanden ist ein fast ethnologisch anmutender Photoband, der den (Irr-)Wegen von Wylenmanns Kunstwerken nachspürt und die Wechselbeziehungen zwischen Künstler, Werk und Betrachter buchstäblich in den Fokus rückt.