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«Wir brauchen ein Vier-Säulen-System»
Reiner Eichenberger am 29.01.25 im CV Labs in Zug. Bild: Sarah Amstad.

«Wir brauchen ein
Vier-Säulen-System»

Der Ökonom Reiner Eichenberger spricht im Podiumsgespräch zur Altersvorsorge Klartext.

«Die Alterung ist nicht ein Problem, sondern unser Glück.» Das ist die zentrale These des Essays, den Reiner Eichenberger zusammen mit Fabian Kuhn für die neueste Sonderpublikation des Schweizer Monats und der Valitas AG zur Altersvorsorge verfasst hat. Am vergangenen Mittwoch hat der Freiburger Ökonomieprofessor seine Überlegungen am Debattenabend im CV Labs in Zug vertieft.

Lukas Leuzinger und Reiner Eichenberger, fotografiert von Sarah Amstad.

Das Steuersystem mache Arbeiten heute unattraktiv, betonte Eichenberger vor dem zahlreich erschienenen Publikum. Das habe Auswirkungen vor allem bei älteren Personen, denn diese hätten eine höhere Elastizität der Arbeit. Das heisst, das Arbeitsangebot reagiert empfindlich auf Einkommensveränderungen. Ein junger Mann mit wenig Vermögen habe kaum Alternativen zum Arbeiten, denn es gebe einen gesellschaftlichen Druck. Zudem verliere er nicht nur Einkommen, sondern auch Karrierechancen, wenn er nicht arbeite. «Ein Pensionierter hingegen hat mehr Alternativen – und reagiert deshalb stärker auf Anreize», sagt Eichenberger.

Er schlägt deshalb vor, die Arbeit steuerlich attraktiver zu machen, unter anderem mit einem «Vielarbeitsabzug»: Wer pro Woche mehr als eine bestimmte Stundenzahl arbeitet, soll finanziell entlastet werden. Zudem soll, wer seine Pensionierung nach hinten verschiebt, von tieferen AHV-Beiträgen profitieren.

Im internationalen Vergleich gibt Eichenberger dem Schweizer Vorsorgesystem die Note 5,5 oder sogar 6. Aber: «Wenn man sich mit Deutschland, Frankreich oder Österreich vergleicht, kann man eigentlich nur gut sein.» Das Vorsorgesystem müsse in absoluter Hinsicht bewertet werden – und da falle die Note tiefer aus. Das Grundproblem ist aus seiner Sicht, dass das System nur drei Säulen umfasst. «Wir müssten ein Vier-Säulen-System haben.» Die vierte Säule wäre das private Sparen, das attraktiver gemacht werden sollte.

Im Anschluss an das Podiumsgespräch beantwortete Eichenberger Fragen aus dem Publikum. Dabei wurde das Feld auch thematisch geöffnet und reichte von der Zuwanderung bis zur Energiepolitik. (Lukas Leuzinger)

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