Wiesel public
Etwas unwirsch kommt sie daher, die neue Kampagne des Personalverbands des Bundes.
Liebe den Service public! Etwas unwirsch kommt sie daher, die neue Kampagne des Personalverbands des Bundes (PVB). Dass der Interessenverband der öffentlichen Angestellten den «Service public» liebt, überrascht nicht, schliesslich heisst «Service public» ja öffentlicher Dienst. Die Bundesver-waltung liebt sich also selbst. Das spricht für ein gesundes Selbstbewusstsein. Doch warum sollen nun auch wir Bürger den öffentlichen Dienst lieben lernen?
Laut PVB lässt der Service public unser Herz auf viele Weisen höher schlagen: Er sorgt für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, ja er macht die Schweiz reich und sogar glücklich. Wenn wir Bürger schlau wären, würden wir also nach mehr Service public rufen – wir würden ihm nicht nur das Herz, sondern vor allem auch den Geldbeutel öffnen. Stattdessen rufen wir nach tieferen Steuern.
Das ist undankbar – und verrückt, denn was würden wir machen, wenn die Verwaltung uns mehr vom Lohn liesse? Häuser, Essen, Kleidung, Zeitungen, Autos, Möbel, Reisen, Bücher oder Smartphones kaufen? Um Himmels willen, das wäre ja kein Servicepublic! Nein, glücklich werden wir nur, wenn wir mehr Bahn fahren, Briefe verschicken oder SRF schauen – wir wissen es nur nicht.
Und darum braucht es eben den «Service public»: Er bezeichnet all jene Dinge, die wir so nicht wollen, aber wollen sollten. Politik und Verwaltung wissen besser, was gut für uns ist. Durch Steuern, Monopole und Subventionen schaffen sie deshalb das einzig richtige Angebot für uns Bürger.
Wenn wir doch endlich aufhören würden, uns wie zappelige Kinder gegen das immer grösser werdende Glück des öffentlichen Dienstes zu wehren… Darum: Lernt, den Service public zu lieben! Nicht zu akzeptieren oder schätzen, nein lieben. Von ganzem Herzen. Denn wenn wir lernen zu lieben, was wir so nicht wollen, wird der Zwang zum freien Willen – und wir Bürger werden nicht nur glücklich, sondern frei. Mir jedenfalls wird schon ganz warm ums Herz.